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Bach und Katharina sind in Brüssel dabei

20.08.2008, 18:17

Köthen/MZ. - Immerhin: Schulze war lange genug Landtagsabgeordneter, um zu wissen, dass parlamentarische Abende zwar unterhaltsam sein können, aber es in Zeiten knapper Kassen schon ein paar gute Gründe mehr geben muss, Geld für ihre Durchführung auszugeben. "Nur nach Brüssel zu fahren, um Leute zu beköstigen", ließ Schulze wissen, "liegt nicht in meinem Interesse."

Wirtschafts-Werbung

Dass am 17. September dennoch rund 120 Frauen und Männer aus Anhalt-Bitterfeld zu Gast sein werden, hat mithin Gründe, die über Bier, Blasmusik und Bratwurst weit hinausgehen. Wirtschaftliche Gründe zu allererst, wie jetzt auf einem Pressegespräch in der Landkreisverwaltung deutlich gemacht wurde. Man wolle in Brüssel für Anhalt-Bitterfeld als Wirtschaftsstandort werben, unterstrich Armin Schenk, Chef der EWG. Dabei gehe es vor allem um Unternehmen in der Logistikbranche und im Chemiebereich. Die Zielrichtung dabei ist klar: Mit der Ansiedlung von DHL auf dem Flughafen in Leipzig werden logistische Schwerpunkte in Europa neu gesetzt. Und Anhalt-Bitterfeld will nicht abseits stehen, wenn Unternehmen sich rund um Leipzig-Schkeuditz ansiedeln.

"Mit Unterstützung der Debelux, der Deutsch-Belgisch-Luxemburgischen Handelskammer", so Schenk, "haben wir 870 Unternehmen in beiden Branchen identifiziert, die für uns von Interesse sein könnten und für die wir von Interesse sein könnten. Diese Unternehmen werden eine Einladung zu der Wirtschaftspräsentation erhalten, die wir auf dem Sommerfest durchführen." Natürlich rechnet man nicht damit, dass wirklich alle Eingeladenen auch kommen werden. "Aber 40 bis 60 Unternehmen erwarten wir schon", macht Schenk deutlich.

Prominente Helfer

Geboten wird zum einen eine allgemeine Vorstellung des Standorts und zum anderen auch die Demonstration eines richtigen Ansiedlungsbeispiels - mit Erläuterung der Kosten, der Fördermöglichkeiten, der Genehmigungen. Für die Präsentation hat man auch kompetente Mitwirkende gewonnen: zum Beispiel Chemie-Park-Chef Matthias Gabriel und DHL-Chef Michael Reinboth. Mit der Debelux, die die Zielrecherche gemacht hat, sei vereinbart, die bei der Präsentation Anwesenden danach noch einmal anzuschreiben und anzusprechen.

Zielgerichtet soll das Sommerfest auch für die touristische Promotion des Landkreises genutzt werden, wie Uwe Hippe, Leiter des Wirtschaftsentwicklungs- und Tourismusamtes des Landkreises Anhalt-Bitterfeld, hervorhob. So will man in Brüssel etwa 25 Reisejournalisten mit der Region vertraut machen und dafür zum einen die aktuelle Politik als auch verflossene Potentaten und Prominente als Werbeträger heranziehen. Will heißen: In Brüssel werden Christian Ratzel als Bach und Jeanette Bergholz als Katharina die Große entsprechend gewandet die Besucher erfreuen - und die Oberbürgermeister und Bürgermeister der drei großen Städte werden ihre Kommunen den Journalisten höchstselbst vorstellen.

Abgerundet wird der touristische Auftritt mit diversen Anregungen der Geschmacksnerven. Da haben die Organisatoren wichtige Sponsoren gewinnen können. Die Köthener Brauerei wird etwa zehn Hektoliter Bier bereitstellen, Libehna Raguhn sorgt nicht nur für diverse gesunde Säfte, sondern spannt mit den gemeinsam mit der Hochschule Anhalt kreierten "Hahnemann-Tropfen" den Bogen zur Homöopathie. Köthener und Zerbster Wursthersteller sind mit ihren Spezialitäten von Rotwurst bis Cabanossi mit im Boot, während die Köthener Creperie "Lorette" nicht nur ungewöhnliches Brot auf den Teller legt, sondern es auch noch mit ungewöhnlichen Belägen bestreicht. Vetter Touristik stellt für den Transport einen Bus zur Verfügung.

Keine Feier ohne Kunst und Kultur. Kulturamtsleiter Bodo Elze informierte darüber, dass allein im kulturellen Sektor 67 Leute in Brüssel im Einsatz sein werden, die sich vor allen Dingen aus den drei Musikschulen rekrutieren, wobei man von klassisch bis modern alles bieten möchte. Dazu kommen die Bläser des Bergmannsmusikvereins aus Sandersdorf, kommen die Zeichner Rainer Frankowski und Benno Zöllner, kommen Bilder und Plastiken aus den Kunstaktionen "Köthener Quadrate" und "Kunstwelten" sowie aus der Köllingschen Fabrik in Zerbst.

Sponsoren und Sparkasse

Vor allem der Einsatz der Sponsoren hat dafür gesorgt, dass sich der finanzielle Aufwand für die Brüssel-Tour, an deren Finanzierung sich Landkreis, Landesvertretung und Agrar-Marketing-Gesellschaft beteiligen, in Grenzen hält. Bei Vorgänger-Veranstaltungen waren 100 000 Euro schnell ausgegeben, "aber wir sollten mit 35 000 Euro hinkommen". 15 000 Euro davon werde die Kreissparkasse beisteuern, kündigte Vorstandsmitglied Markus Klatte an. In der Erwartung, dass Firmenkunden Geschäftskontakte knüpfen könnten. Man habe den öffentlichen Auftrag, die Wirtschaft im Kreis voranzubringen.