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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Parkplatz macht Platz

Von wladimir Kleschtschow 19.12.2011, 19:47

Gröbzig/MZ. - Im kommenden Jahr soll der Parkplatz einem Anbau weichen. Rund 1,5 Millionen Euro will die Betreiberin Annett Rabe in die Erweiterung ihrer Einrichtung investieren.

Das neue Gebäude soll zwei Etagen haben. Unten sind 14 Einzelzimmer für betreute Senioren geplant sowie zwei Aufenthaltsräume. In der oberen Etage werden 15 weitere Pflegeplätze entstehen. Damit wird die Kapazität der Einrichtung, die heute über 44 Pflegeplätze hat, beträchtlich steigen.

"Die Nachfrage nach Seniorenpflege ist riesig", sagt Annett Rabe. Während noch vor einigen Jahren das Zentrum viele Senioren auch aus entfernteren Gegenden aufnahm, ist es heute nicht erforderlich: Die Kapazität wird hauptsächlich durch ältere Menschen aus der Region ausgelastet. Für die betreuten Senioren hat dies den Vorteil, dass die Angehörigen nicht weit weg wohnen und sie im Pflegeheim öfter besuchen können.

Die Plätze in der Einrichtung reichen bei weitem nicht aus. "Wir haben eine Warteliste, auf der bis zu 40 Namen stehen", so die Betreiberin. Deshalb kam die Idee mit dem Erweiterungsanbau.

Das geplante neue Gebäude ist jedoch nicht nur für die quantitative Seite des Pflegeangebots von Bedeutung. Annett Rabe will in Zukunft auch einen Service anbieten, den es in ihrem Zentrum bisher noch nicht gibt. Das ist die sogenannte Tagespflege. "Das ist so etwas wie eine Kita, nur für Senioren", erklärt sie die beabsichtigte Neuerung. Die Senioren kommen früh in die Einrichtung oder sie werden abgeholt. Und am Nachmittag oder abends kommen sie wieder nach Hause.

"Das hängt damit zusammen, dass etliche ältere Menschen gern zu Hause bleiben wollen", so Annett Rabe. "Wenn die Angehörigen aber berufstätig sind, können sie sie nicht pflegen. Das übernehmen dann wir. " In erster Linie geht es um Senioren, die nicht allein zu Hause gelassen werden können. Die 15 Plätze in der oberen Etage des geplanten Anbaus sind für die "Senioren-Kita"

Aber auch schon jetzt kümmern sich die Mitarbeiter von Annett Rabe um pflegebedürftige Senioren, die zu Hause leben. Dafür ist der sogenannte ambulante Pflegedienst zuständig. .Eigentlich ist diese Dienstleistung die ursprünglichste, die Annett Rabe anbietet. Mit einem mobilen ambulanten Pflegedienst machte sich die ausgebildete Kinderkrankenschwester 1997 selbstständig. Damals war sie Chefin und Mitarbeiterin in einer Person. Mit einem kleinen Peugeot 205 flitzte sie zu ihren Patienten, die sich nicht nur über die eigentliche Betreuung freuten, sondern auch darüber, ein Schwätzchen mit der adretten jungen Frau halten zu können.

Das Gefühl für die Situation älterer Menschen, für ihre Sorgen und Nöte ist Annett Rabe auch heute nicht abhanden gekommen. "Unter ihnen gibt es auch sehr einsame Menschen, die allein leben und um um die sich die Angehörigen nicht kümmern", sagt sie.

Die Mitglieder des damaligen Gröbziger Stadtrates können sich noch gut daran erinnern, wie Annett Rabe irgendwann im Jahre 2004 in einer der Ratssitzungen ihr Projekt vorstellte, in Gröbzig ein Pflegeheim zu bauen und zu betreiben. Etliche waren skeptisch: Wie eine reiche Investorin sah die junge Frau nicht aus. "Machen Sie, mal sehen, was daraus wird", meinten sinngemäß die Stadträte.

Zu Weihnachten 2005 öffnete das Pflegezentrum "Fuhneaue" - mit Kreditgeld errichtet. Und wurde zu einem Erfolg. "Wir freuen uns natürlich, dass eine junge Frau wie Annett Rabe es geschafft hat", sagt der Gröbziger Ortsbürgermeister Dirk Honsa.

Annett Rabe muss lächeln, wenn sie an ihren kleinen Peugeot zurückdenkt. Ihr ambulanter Pflegedienst hat heute 13 Fahrzeuge. Insgesamt hat sie mehr als 50 Mitarbeiter, vier von ihnen sind Auszubildende. "Wir bilden seit fünf Jahren aus, alle Azubis wurden übernommen", sagt die Heimchefin.

Ihr Bauantrag für den Anbau wurde vom Ortschaftsrat Gröbzig einstimmig unterstützt. Sollte es mit der Genehmigung zügig gehen und mit der Finanzierung alles wie geplant klappen, will die Unternehmerin in Bälde loslegen. Neue Parkplätze als Ersatz für die wegfallenden werden bereits an der südlichen Seite des Pflegezentrums gebaut.

Im April 2012 rechnet sie damit, den Grundstein für den Anbau legen zu können. "Eigentlich dachte ich ursprünglich daran, im April schon das Richtfest zu feiern", so Annett Rabe. "Es ist aber nicht zuschaffen". Neben dem Richtfest wird im Pflegeheim übrigens auch ein Jubiläum begangen: Dann sind es genau 15 Jahre, seit Annett Rabe ihren mobilen Pflegedienst eröffnete. Mit dem kleinen Peugeot.