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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Für Bahnstrecke hat sich neuer Betreiber gefunden

Von SYLKE HERMANN 22.01.2012, 17:27

AKEN/MZ. - Auf der zehnten Seite seiner Rede holte sich Bürgermeister Hansjochen Müller den größten Beifall des Abends ab: "Danke, Herr Minister, für die Unterstützung des Landes bei den schwierigen Verhandlungen mit DB Netz zum Erhalt der Bahnstrecke Aken - Köthen." Das Akener Stadtoberhaupt verkündete zum Neujahrsempfang im Schützenhaus, dass es für die Strecke einen neuen Betreiber gibt: die Deutsche Regionaleisenbahn GmbH. Und: "Damit ist der Erhalt der Strecke als öffentliche Infrastruktur gesichert."

Gute Nachrichten für die Elbestadt zu Beginn des Jahres. Erst Freitagmittag hatte Müller erfahren, dass es ab Mai einen neuen Pächter gibt - und seine Rede für den Abend entsprechend angepasst. Wohl für 25 Jahre habe man den Vertrag geschlossen. Aber hier wollte sich der Bürgermeister gegenüber der MZ nicht festlegen. Wichtig war ihm in dem Moment nur: "Die Strecke wird nicht stillgelegt."

Ein Fakt, der das Arbeiten auch für den Chef des Akener Hafens, Peter Ziegler, um einiges erleichtert. Es wäre "mit großen wirtschaftlichen Nachteilen für uns verbunden gewesen", formuliert er vorsichtig, hätte sich an der Streckenausschreibung vom September 2011 womöglich niemand beteiligt. Die Stilllegung wäre dann vermutlich beschlossene Sache.

Ohne Gleisanschluss hätte der Hafen zum Beispiel Solvay in Bernburg nicht mehr bedienen können. In Aken lagern Anthrazit und Steinkohle für die Produktion. Betroffen wären genauso die Stickstoffwerke Piesteritz, die an der Elbe ein Flüssigdüngerlager unterhalten. Bis zu jeweils 30 000 Tonnen werden auf den Bahngleisen transportiert. Die Alternative wäre gewesen, tausende Lkw auf die Strecke zu schicken. Und Peter Ziegler weiß, dass das Verkehrsaufkommen bei den Menschen wenig Anklang fände. Aber ohne Bahnstrecke hätte es eben keine Alternative gegeben.

Nun gibt es sie - und in Aken ist man darüber extrem erleichtert. Thomas Webel, Sachsens-Anhalts Verkehrsminister, versicherte, dass sein Haus bei den Verhandlungen mit DB Netz gern unterstützt habe. Die seit 1890 existierende Strecke, betonte er in seinem Grußwort, sei gerade für den Hafen, "lebensnotwendig".

Ein weiteres Infrastrukturthema in Müllers wie in Webels Ansprache: die Elbe. "Es ist wichtig, dass wir uns weiter dafür einsetzen, dass die Elbe schiffbar bleibt", so der Minister. Müller anerkannte, dass nicht zuletzt Sachsen-Anhalt maßgeblichen Anteil daran habe, "das Vorhaben des Bundesverkehrsministeriums zu verhindern, diesen auch transeuropäischen Wasserweg zur Reststrecke zu degradieren". Noch sei das Ziel des Bundes, "an durchschnittlich 345 Tagen im Jahr Fahrtiefen von 1,60 Metern zu gewährleisten, nicht erreicht".

Müller versäumte es in seiner Rede freilich nicht, die prekäre finanzielle Situation seiner Stadt anzumahnen. Die Liquidität habe sich weiter verschlechtert, der Kassenkredit von einer Million Euro Ende 2010 auf rund 1,8 Millionen Ende des vergangenen Jahres erhöht. "Was wir bräuchten", sagte Müller in Anlehnung an Europa, "ist ein kommunaler Rettungsschirm. Für einige Kommunen ist die Aufnahme von Kassenkrediten zur Dauererscheinung geworden, weitere werden folgen." Und er wiederholte an dieser Stelle einen Satz aus dem Vorjahr: "Finanzschwache Kommunen schwächen auch das Land." Der Akener Bürgermeister erinnerte die Gäste des Neujahrsempfangs - unter ihnen der Ehrenbürger Pfarrer Friedrich Dickmann - an wichtige Investitionen aus 2011: Fischerstraße, Burgstraße, Marienkirche, das neue Fahrzeug für die Feuerwehr in Kühren.

Er erwähnte den neuen Rasenplatz im Elbesportpark, der im Frühjahr wieder bespielbar sein soll - nachdem der Verein fast zehn Jahre darauf verzichten musste. Und ob der touristische Rad- und Wanderweg nach Dessau bei der vorgeschriebenen Bauweise lange Bestand haben werde, Müller hegte erneut seine Zweifel. Aber er sei auch froh, das Projekt 2011 zu einem guten Ende gebracht zu haben.

Aken feiert in diesem Jahr 850. Geburtstag. Sponsoren werden gesucht, "aber ich werde nicht heute mit der Sammelbüchse vorbei kommen", versicherte Hansjochen Müller. Das Festprogramm steht. In der Marienkirche am Markt wird es am 10. August den Festempfang geben. Minister Webel hat schon zugesagt zu kommen.