30 Jahre Deutsche Einheit 30 Jahre Deutsche Einheit: In Köthen wurde mit zahlreichen Aktionen gefeiert

Köthen - Auf dem Marktplatz ist der Versuch mit den Magdeburger Halbkugeln aufgebaut. Zwei Kinder, gewappnet mit zwei Holzpferden, versuchen die Halbkugeln mit viel Kraft auseinanderzuziehen, doch es gelingt nicht. Die Kugeln bilden eine Einheit - so bekommt der Stand von Steffen Fischer symbolische Bedeutung - die zwei Halbkugeln, Ost und West, lassen sich nicht so einfach trennen.
Am Samstag wurde auf dem Köthener Marktplatz 30 Jahre deutsche Einheit gefeiert. „Die Einheit kam zur rechten Zeit. Köthen hat sich vom Bild her sehr verändert. Es ist schön geworden“, sagte Oberbürgermeister Bernd Hauschild.
Auf einem großen Plakat hatten die Köthener selbst die Möglichkeit, ihre Gedanken zum geeinten Deutschland zum Ausdruck zu bringen. Aber auch Wünsche für die Zukunft hatten hier Platz. Handabdrücke in verschiedenen Farben schmückten das weiße Tuch. Dazu Wünsche und Gedanken wie Glück, Liebe, Hoffnung, Friede, Gesundheit.
Unterschiede gibt es auch nach 30 Jahren der Wiedervereinigung noch
„Jeder kann sich hier verewigen, ganz egal ob nur mit Namen, Wunsch oder Fingerabdruck. Alle sind Teil der Gesellschaft. Zusammen sind wir eine Einheit“, erklärte Maja Heubner, Dienststellenleiterin der Malteser in Köthen. Am Abend wurde das Banner symbolisch als Einheit der Stadt beim Friedensgottesdienst aufgestellt.
Ein buntes Treiben herrschte auf dem Markt. Kinder zauberten riesen Seifenblasen oder zeigten ihr Talent beim Hockey. Der Chor „Tonart“ untermalte das Spektakel mit Gesang. In aufwendigen Kostümen präsentierte sich erstmalig der Stammtisch für Rollenspiele aus Köthen. „Das Hobby gibt es eher weniger im Osten. Wir wollen das einfach hier herbringen“, erklärt Mitbegründer Kevin Roseburg. Im Westen sei das ein bekanntes Hobby. Hier sind es eher die Mittelaltermärkte, die bekannt sind.
Unterschiede gibt es auch nach 30 Jahren der Wiedervereinigung noch. Das sei aber auch gar nicht anders zu erwarten, erklärte OB Hauschild. „Das beginnt bei den Dialekten und geht weiter in der Wirtschaft. Von einem Unterschied zwischen Ost und West würde ich da nicht sprechen.
„Die Demokratie ist zerbrechlich. Die Einheit ist ein Prozess, der noch weitergehen muss“
Es gibt einfach Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern“, so Hauschild. Unterschiede gibt es immer, das macht ein Land aus. Viel wichtiger sei es, an einer Einheit der Gesellschaft zu arbeiten, sagte Horst Leischner, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde St. Jakob. „Die Demokratie ist zerbrechlich. Die Einheit ist ein Prozess, der noch weitergehen muss“, fasste er es treffend zusammen.
Was genau die Gesellschaft zusammenhält, das stellte ein sogenannter Werteturm dar. Die Migrationsberatung der Kirchengemeinde St. Jakob hatte aus Holzklötzen einen Turm aufgebaut. Besucher konnten wie beim Spiel „Jenga“ einen Klotz herausziehen. Irgendwann wird der Turm instabil und bricht zusammen. Ein Turm also, der als Symbol für die Werte in der Gesellschaft steht, für Dinge, die zusammenhalten.
Besucherin Rana Khori testete es gleich mal aus und entschied sich letztendlich für den Baustein „Perspektivwechsel“. Andere Besucher wählten die Bausteine „Frieden“, „Wertschätzung“, „Gleichberechtigung“.
„Daran kann man gut sehen, was den Leuten wichtig ist“, erzählt Steffi Grohmann-Louizou von der Migrationsberatung. (mz)

