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30 Grad machen im Karneval den Unterschied

Von JUDITH KADOW 14.02.2010, 16:59

Halle/MZ. - Es sind 30 Grad im Schatten, ein laues Lüftchen weht, und die Sonne scheint. So sieht der Karneval zwar nicht in Köthen aus, aber in Namibia, erzählt der Wahlafrikaner Heinz Krumrey, der seit 35 Jahren dort lebt.

"Zwischen dem deutschen und namibischen Karneval gibt es fast keine Unterschiede", erzählt Krumrey am Sonntag. Der Schatzmeister des Karnevalsvereins Wika, der in Windhoek lebt, weiß, wovon er spricht. Seit 30 Jahren ist er dort im Karneval aktiv. Sein Verein pflegt Freundschaften auf der ganzen Welt. Unter anderem reiste Krumrey im karnevalistischen Auftrag nach Las Vegas, Kalifornien und Australien.

"Seit 2009 verbindet uns auch eine Freundschaft mit dem Kukakö, fügt Krumrey hinzu. Im vergangenen Jahr besuchten die Köthener Namibia. In diesem Jahr stattet Krumrey der Bachstadt einen Gegenbesuch ab. Karnevalistisch begeistert Köthen den Wahlafrikaner. Den Sonnabendnachmittag verbrachte er gemeinsam mit dem namibianischen Honorarkonsul für Sachsen-Anhalt, Burchard Führer, in der Stadt, und auch die letzte Prunksitzung im Veranstaltungszentrum besuchte er.

Doch das Wetter ist gar nicht nach dem Geschmack des Schatzmeisters. "Es ist so kalt, und richtig warme Kleidung besitze ich nicht." In Namibia könne man das ganze Jahr über mit kurzen Hosen herumlaufen. "Im Winter werden es nachts auch mal null Grad, aber tagsüber 25." Ein Anruf bei seiner Frau beweist: Sonntag waren es 37 Grad Celsius in Afrika - dagegen minus sieben Grad in Köthen.

Doch dies macht den Unterschied zwischen Namibia und Deutschland. In Afrika werde der Karneval erst im April gefeiert, da es momentan zu warm dafür sei. "Dann sind es nur noch um die 30 Grad. Das ist machbar."

Damit die Stadt Köthen dem Besucher in Erinnerung bleibt, organisierte Kukakö-Präsident Ronald Mormann eine Stadtführung. Christian Ratzel zeigte Heinz Krumrey sowie Heiner Havermann, Karnevalist aus Düsseldorf, dass Köthen weit mehr zu bieten hat als den Kukakö. Neben dem Wohnhaus Samuel Hahnemanns und dem Rathaus zeigte Ratzel den Männern auch den Spiegelsaal des Schlosses. Dort verwandelte sich der Stadtführer stilecht in Johann Sebastian Bach und begrüßte die Gäste erneut. Heinz Krumrey nutzte die Führung, um viele Fotos zu machen. Heiner Havermann hingegen schaute, fragte nach, zog Vergleiche zu seiner Heimat. "Allerdings bin ich mit der Mentalität hier gut vertraut", sagt er. Zehn Jahre lang hat er in Leipzig und Dresden gearbeitet. "Die Karnevalisten sind überall gleich. Sie haben Spaß an der Freude." Krumrey und Havermann kennen sich bereits seit 25 Jahren, und so war es nicht weiter verwunderlich, dass Havermann spaßeshalber beim Eintritt ins Rathaus zu Krumrey sagt: "Hier ist auch das Standesamt drin. Aber du musst mich nicht heiraten."

Wenig später saßen die beiden Herren im Zug nach Düsseldorf. Dort feiern sie den Rosenmontagsumzug, bevor es für Krumrey in einer Woche zurück in die Heimat geht. "In Düsseldorf feiern sie vier Tage. Bei uns wird zehn Tage gefeiert. Wenn, dann richtig." Noch ein Unterschied zwischen Deutschland und Namibia.