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Wahl im Jessener Land Wahl im Jessener Land: Das Zählen zieht sich

Von Ute Otto und Frank Grommisch 26.05.2019, 20:22
Wie hier im Wahllokal im Jessener Schloss wurden am Sonntagabend zuerst die langen Stimmzettel für die Wahl zum Europaparlament ausgewertet.
Wie hier im Wahllokal im Jessener Schloss wurden am Sonntagabend zuerst die langen Stimmzettel für die Wahl zum Europaparlament ausgewertet. Grommisch

Jessen - Bis weit in die Nacht werde das Auszählen der Stimmen für Europarlament, Kreistag, Stadträte und in Annaburg und Zahna-Elster auch für die Ortschaftsräte dauern. So kam es dann auch.

Somit lagen bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe erst Zwischenergebnisse vor. Die CDU war da auf Kurs, als stärkste Kraft in den Kreistag einzuziehen, allerdings mit Verlusten (siehe Grafik). AfD und Freie Wähler legten klar zu. Für den Jessener Stadtrat zeichnete sich ebenfalls ein Sieg der CDU ab.

Schon kurz nach Öffnung des Wahllokals in Ruhlsdorf hatten die Wahlhelferinnen Sandrina Halwas, Silvana Brunnert und Birgit Kehling alle Hände voll zu tun. Die Ruhlsdorfer Wähler - zu den 181 Wahlberechtigten gehören auch die Rehainer - wollten pünktlich an der Frühstückstafel sein. Die steht am Beginn des Heimatfestes, das immer am letzten Sonntag im Mai in Ruhlsdorf gefeiert wird. Mittag wurde das Team im Wahllokal abgelöst.

Erstmals in der Tagesstätte

Gefeiert und gewählt wurde an diesem Sonntag auch in Klöden, wenngleich der Festplatz einige hundert Meter vom Wahllokal - erstmals in der neu gebauten Kindertagesstätte und damit nun auch barrierefrei - entfernt lag. Auf der Bank im Buswartehäuschen davor traf die MZ Karin Larisch mit ihrem Hund. Sie wartete auf ihren Mann, der sich noch durch die drei überdimensionalen Stimmzettel für Europarlament, Kreistag und Jessener Stadtrat wühlte.

Die Mittsechzigerin hat es vor wenigen Jahren aus Schwerin nach Klöden verschlagen. Ebenso freimütig, wie sie von ihrem Heimweh nach der Weite Mecklenburg-Vorpommern erzählte, bekannte sie, dass ihr die Europäische Union in ihrer jetzigen Form zu weit geht. „Wir brauchen keine einheitliche Finanzpolitik, keine einheitliche Armee und keine offenen Grenzen“, sagt sie. So wie es 1957 begonnen habe mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, „das hat doch gereicht. Ich erwarte von den Politikern, dass sie mehr für die Bürger im eigenen Land tun.“

Entsprechend hat die Neu-Klödenerin auf dem grauen Stimmzettel ihr Kreuz hinter der Partei gesetzt, die Europa abschaffen will. Die Kommunalwahl sei ihr schwer gefallen, „weil ich von den Kandidaten niemanden persönlich kenne“.

Jens Lieschke, Vorsitzender des Heimatvereins Axien, wünscht sich, dass die deutschen Politiker im Europäischen Parlament „ein bisschen mehr an die Bürger im eigenen Land denken.“ Aber auch die Kreistagsabgeordneten und Stadträte sollten sich mehr an den Bedürfnissen ihrer Wähler orientieren, meint er. Er wisse aber, dass das nicht einfacher wird, je tiefer die parlamentarische Ebene liegt, „denn das Geld wird immer weniger“.

Lieschke hat selbst wieder für den Axiener Ortschaftsrat kandidiert. Dort will er sich dafür einsetzen, dass die Information darüber, was in der Stadt Annaburg passiert und geplant ist, wieder besser an die Einwohner in der Ortschaft herangetragen wird.

Freude über Ortsbild

Rundum zufrieden mit der Kommunalpolitik äußern sich in Elster Petra Ohlitzsch (51) und Marlene Heinrich. „Die Straßen sind ausgebaut, alles ist gepflegt“, lobt die 83-Jährige. „Es ist schön, wenn Freunde uns besuchen kommen und sagen, wie gut bei uns alles aussieht, da ist man schon stolz“, sagte Petra Ohlitzsch. Für beide Frauen war es selbstverständlich, an der Europawahl teilzunehmen.

„Ich bin 1945 mit meinem Vater auf dem Schiff mitgefahren und habe gesehen, wie Bomber Magdeburg angeflogen sind und alles zerstört haben. Das will ich nicht wieder erleben“, erzählt Marlene Heinrich. Petra Ohlitzsch möchte, „dass Europa für eine friedliche Welt wirkt“. Die Elsteranerinnen mahnen die Politiker zugleich, „ihren großen Worten auch Taten folgen zu lassen.“ (mz)

In Ruhlsdorf wählt hier Klaus Sehmisch. Wahlhelferin Birgit Kehling achtet darauf, dass die Stimmzettel in die jeweils richtige Urne gelangen.
In Ruhlsdorf wählt hier Klaus Sehmisch. Wahlhelferin Birgit Kehling achtet darauf, dass die Stimmzettel in die jeweils richtige Urne gelangen.
Ute Otto