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Frühjahrsaktion Treffen der Schnäppchenjäger - Trödelmarkt des Jessener „Wir“-Vereins ist gut besucht

Der Trödelmarkt des Jessener „Wir“-Vereins ist gut besucht. Wofür die Mitglieder Farbe kaufen, weshalb Frühaufsteher im Vorteil sind und was die Besucher alles mit nach Hause nehmen.

Von Thomas Tominski 19.03.2024, 12:00
Die Chefin des Jessener „Wir“-Vereins, Margit Mehr, überreicht  Rosemarie  Fuchs  am Losstand einen Gewinn.
Die Chefin des Jessener „Wir“-Vereins, Margit Mehr, überreicht Rosemarie Fuchs am Losstand einen Gewinn. (Foto: Thomas Tominski)

Jessen/MZ. - Terrier Edgar sitzt still auf dem Schoß von Karin Heilmann und beobachtet Herrchen beim Stöbern in den Regalen. „Das ist unser Maskottchen. Der passt auf, dass wir nicht zu viel Geld ausgeben“, meint Harald Heilmann scherzhaft und zeigt seiner Frau eine blaue Jeanshose. Diese bestätigt den Kauf per Kopfnicken. „Schnäppchenjäger sind Frühaufsteher“, sagt sie und verrät, dass Flohmarktbesuche in der Region zu ihren Hobbys gehören.

Ehemann Harald ergänzt, dass es in Zeiten ständig steigender Preise wichtig sei, auf Sonderangebote zu achten. „Die Hose“, meint er, „hat bestimmt mal 70 Euro gekostet. Hier bekomme ich sie für eine kleine Spende.“ Das Ehepaar findet es toll, dass der Jessener „Wir“-Verein mit der Aktion „Der Frühling kommt, alles muss raus“ massenhaft Angebote im unteren Preissegment macht, vom Spielzeug bis zum Kinderbett ist alles dabei. Nach erfolgreicher Suche marschieren Karin und Harald Heilmann mit einem Stapel Hosen aus dem Raum, Terrier Edgar schaut ebenfalls zufrieden drein.

Erlös in Farbe investiert

Vereinschefin Margit Mehr steht im Eingang des Gebäudes an der Robert-Koch-Straße und verkauft Lose. „Der Erlös wird in Farbe investiert. Denn in dieser Woche steht unsere Frühjahrsputzaktion auf dem Programm. Wir eröffnen wieder am 25. März. Dann ist alles frisch gemalert“, so die Chefin, die Sekunden später Rosemarie Fuchs begrüßt. Die 83-Jährige erzählt, dass sie zur Rommé-Runde des „Wir“-Vereins gehört. Nach drei Nieten erscheint endlich eine Zahl auf dem gezogenen Los. „Ach herrje“, meint die Jessenerin mit Blick auf den Gewinn, „dass Ding kann ich höchstens als Sofakissen nehmen.“ Margit Mehr nimmt diese Steilvorlage sofort auf und stimmt Rosemarie Fuchs zu.

Karin  und  Harald Heilmann sind mit  Terrier  Edgar des  öfteren auf Flohmärkten. Der Hund passt auf,  dass sie nicht  zu viel Geld ausgeben.
Karin und Harald Heilmann sind mit Terrier Edgar des öfteren auf Flohmärkten. Der Hund passt auf, dass sie nicht zu viel Geld ausgeben.
(Foto: Thomas Tominski)

Auf den zwei Etagen herrscht reger Publikumsverkehr. Yvonne Kampmeier läuft mit ihrer Tochter Alice durch die Räume und sucht „eigentlich nichts Besonderes“. „Wir kommen aus Minden und besuchen die Verwandtschaft in Jessen“, erzählt die junge Frau, die ganz begeistert von den vielen und preiswerten Angeboten ist. „In der Spielzeugabteilung und am Waffelstand werden wir uns bestimmt länger aufhalten“, ist Yvonne Kampmeier überzeugt.

Geschäftsführerin Antje Rausch ist vom Ansturm kurz nach der Eröffnung nicht überrascht. Dies sei immer so, sagt sie, am Nachmittag flaue das Interesse ab. Wer auf der Suche nach einem Schnäppchen ist, geht gezielt auf die Pirsch und steht 15 Minuten vor dem eigentlichen Beginn vor der Tür. „Hier sind viele geübte Flohmarktbesucher unterwegs“, erklärt Antje Rausch, die einige bekannte Gesichter sieht. Yvonne Fischer hat ihre Kinder Laila-Jane, Leonie-Jasmin und Jeremy-Lucas mitgebracht, die gezielt nach verschiedenen Dingen suchen.

Yvonne Kampmeier (im Vordergrund)  aus  Minden  hat mit  ihrer  Tochter  Alice auch  Verwandte   in Jessen besucht.
Yvonne Kampmeier (im Vordergrund) aus Minden hat mit ihrer Tochter Alice auch Verwandte in Jessen besucht.
(Foto: Thomas Tominski)

Die Skala reicht von Lego bis Schminktisch, wer als Familie regelmäßig auf solchen Märkten unterwegs ist, bekomme für Sonderangebote einen gewissen Blick. „Da ist genug für den kleinen Geldbeutel dabei“, freut sich die Familienmutter, Kleidung zum Beispiel wird von einem Kind nicht abgetragen. „Das stimmt“, meint Margitta Steinbeiß, die erstaunt ist, „von welchen Dingen sich die Leute trennen“. Die Jessenerin ist zum ersten Mal auf dem Flohmarkt des Vereins und findet es bemerkenswert, wie übersichtlich alles präsentiert wird. „Es ist schon toll, solch einen Verein in der Stadt zu haben.“

Dekorationen für Ostern

Kerstin Ziehe betreut den Stand der „Kreativabteilung“. Zur Auswahl für Bastel-Fans stehen mehrere Oster-Dekorationen. „Wir haben eine gute Produktentwicklerin im Haus“, meint Kerstin Ziehe, die auf Wunsch einer Kundin einen Osterkorb dekoriert. Sie betont zudem, dass der Verein mit diesem Stand auf verschiedenen Märkten präsent sei, dazu zahlen das Spargelfest in Seyda oder das Drachenfest in Schweinitz. „Bei uns im Haus heißt es immer, wir sind buchbar“, sagt Ziehe und setzt erneut die Heißklebepistole an.

Yvonne Fischer (2. v. l.)  hat ihre  drei Kinder  mitgebracht.
Yvonne Fischer (2. v. l.) hat ihre drei Kinder mitgebracht.
(Foto: Thomas Tominski)

Margit Mehr weist noch auf ein fleißiges Vereinsmitglied hin, das im Außenbereich Waffeln bäckt. „Bitte direkt ansprechen“, gibt sie als Hinweis noch mit auf den Weg. Yvonne Urbaniak ist gehörlos und liest von den Lippen ab. Die junge Frau, die sonst in der Wäscherei hilft, erzählt, dass sie ungefähr zehnmal im Jahr diesen Stand betreut und die Arbeit richtig Spaß macht. Die Leute seien sehr nett und bemerken schnell, dass sie ihre Wünsche deutlich von Angesicht zu Angesicht aussprechen müssen. „Ich bin gern im Verein“, so Yvonne Urbaniak, die dabei eine Waffel aus der Form nimmt.

Die sechsjährige Johanna  hat in den  Regalen  etwas gefunden.
Die sechsjährige Johanna hat in den Regalen etwas gefunden.
(Foto: Thomas Tominski)

Die Räume im Innenbereich werden immer voller. Corinna Passoth und Siegfried Kramer sind auf der Suche nach seltenen Utensilien für die Küche oder einen Computertisch. „Ich bin oft im Internet oder schreibe E-Mails“, betont die 80-Jährige, die es günstig findet, einen Termin beim Arzt via elektronischer Post zu vereinbaren. Auch im hohen Alter muss man sich der Technik stellen.

Johanna Hensler hat schon etwas gefunden. Die Sechsjährige hält mit Löwe, Tiger und Koalabär drei Figuren in die Höhe, die sie sonst nur aus dem Fernseher kennt. „Es gefällt mir hier sehr“, so das Mädchen, das sich viel Zeit zum Abschreiten der Spielzeugregale nimmt. Karin und Harald Heilmann haben inzwischen die Etage gewechselt. Terrier Edgar liebt es, getragen zu werden.