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Perspektive gegen Abwandern

Von Boris Canje 04.02.2007, 17:23

Jessen/Wittenberg/MZ. - Mit dem Projekt Junge Karriere Mitteldeutschland (JuKaM) soll dieser Trend gebremst, oder besser, ihm soll gegengesteuert werden.

Perspektive in Heimat

Wie aber soll jungen Menschen eine Perspektive in ihrer Region aufgezeigt werden? Wie soll verhindert werden, dass sie auch weiterhin in anderen Gegenden Deutschlands oder gar im Ausland ihre Chance sehen? Diese Fragen will die Agenturen für Arbeit unter anderem in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr beantworten. Entsprechende Kooperationsvereinbarungen wurden abgeschlossen und laufen bereits seit Frühjahr vergangenen Jahres.

Oberleutnant Norbert Hentschke, Stabsfeldwebel Uwe Kundert und Hauptfeldwebel Detlef Marczinski von der Wehrdienstberatung Wittenberg nutzen seitdem jede Möglichkeit, um die Chancen für junge Leute darzulegen. Sie laden zu Gesprächen ein, besuchen Berufsbildungsmessen, halten Vorträge und anderes mehr. Allein die Resonanz ist relativ gering, wie Norbert Hentschke der MZ erklärt. Im gesamten Jahr 2006 haben sich gerade mal 64 für den Einstellungstest gemeldet. Das ist in etwa ein Drittel derjenigen, mit denen die Gespräche geführt wurden. Die Gründe liegen für den Wehrdienstberater auf der Hand: Bereitschaft zu Auslandseinsätzen ist ebenso Bedingung wie Flexibilität und Mobilität. Natürlich ist auch körperliche Fitness gefragt.

Streit um Fachkräfte

Ganz ohne Eigennutz macht die Bundeswehr dies natürlich nicht. "Spätestens ab 2010 stehen auch wir in der Konkurrenz um Fachkräfte. Deshalb kann nicht früh genug begonnen werden, diese zu werben." Aber nicht jeder eigne sich für die Jobs, denn "wir nehmen nur die Besten". Die Anforderungen sind also sehr hoch.

Der Nutzen für die Bundeswehr liegt ist ersichtlich: Sie braucht sich nicht mehr um die Berufsausbildung zu kümmern, muss sich nur noch um die Lehrgänge für die entsprechenden Waffensysteme Gedanken machen. Natürlich heißt es zunächst, die drei Monate Grundausbildung zu absolvieren. Es schließen sich Lehrgänge an, die befähigen sollen, als Vorgesetzter tätig zu werden. Wie im zivilen Leben auch, gibt es natürlich eine Probezeit. Sie beträgt vier Monate, während derer beide Seiten problemlos aus dem Vertrag scheiden können.

Kurse beim Militär

Vier Jahre muss ein junger Mensch sich mindestens bereit erklären, in der Bundeswehr tätig zu werden. Er kann es je nach der angestrebten Laufbahn aber auch für acht oder zwölf Jahre tun. In dieser Zeit besucht er die unterschiedlichsten Weiterbildungen, die nicht nur mit dem militärischen Charakter seiner Tätigkeit zu tun haben, sondern auch im zivilen Leben gefragt sind. Diese kann er dann über das Internet nutzen, um sich für eine berufliche Tätigkeit nach seiner Dienstzeit zu bewerben.

Die Einstellung erfolgt quartalsweise, so erklärt Oberleutnant Norbert Henschke. Besonders gefragt sind Berufe aus dem IT-Bereich (Systemelektroniker, Netzwerkadministrator und Ähnliches), Elektroniker, Köche oder Anlagenmechaniker. Aber auch eine abgeschlossene kaufmännische Ausbildung ist von Interesse. Eine Einstellung kann natürlich nur erfolgen, wenn eine entsprechende Stelle frei ist. Und die muss nicht unbedingt in Wohnortnähe sein.

Nach Abschluss der Dienstzeit unterstützt die Bundeswehr bei erforderlichen Umschulungs- oder Weiterbildungsmaßnahmen. Das geschieht über den Berufsförderungsdienst. Dieser hilft übrigens auch, Kontakte zu möglichen Arbeitgebern herzustellen.

Weitere Informationen über die Wehrdienstberatung Wittenberg, Am Alten Bahnhof 9 (ehemals Kreiswehrersatzamt), Telefon (03491) 459224