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Ortschefs verfielen in Tanztaumel

Von Andreas Richter 15.11.2004, 17:10

Prettin/MZ. - Nach längerer Abstinenz sollte am Wochenende versucht werden, karnevalistische Traditionen wieder neu zu beleben. Denn schließlich war Prettin einmal bekannt dafür, besonders gute Narren zu haben, die jahrelang für beste Stimmung und Unterhaltung in der fünften Jahreszeit sorgten. Diesen Part übernahmen jetzt Gäste. Der Rosenfelder Carnevals Verein (RCV) war gern der Einladung gefolgt, ein jeckes Programm zu präsentieren. Vorsichtshalber hatten sich die Sachsen 70 eigene Schlachtenbummler mitgebracht. Den Rest der über 200 Sitzplätze sicherten sich Sachsen-Anhalter, und alle waren gespannt auf rund zwei Stunden Unterhaltung.

Für die Rosenfelder gab es vor allem eine "Hürde" zu nehmen. In Ermangelung eines eigenen Saales treten sie seit sechs Jahren in einem Zelt auf. "Da haben wir hier und heute ganz andere Bedingungen. Ich hoffe doch, dass wir uns umstellen können", so RCV-Präsident Uwe Zimmerling.

Seine Sorge war unbegründet. Als wären sie seit Jahren im Gemeinschaftshaus der Elbestadt zu Hause, spulte der RCV sein Programm ab. Gemäß der Ankündigung gab es einen Zusammenschnitt der besten Darbietungen der vergangenen Jahre. Das Besondere an den Rosenfeldern ist, dass sie ohne Prinzenpaar und Elferrat auskommen, ja selbst ein offizielles Tanzpaar oder ein Funkenmariechen sucht man vergebens.

Aber es geht auch ohne. Es geht sogar prima, wie die sächsischen Karnevalisten bewiesen. Mit Witz und Esprit und flott hintereinander zeigten sie, was sie drauf haben. Und das ist eine ganze Menge. Da wird auch nicht vor kommunaler Kompetenz Halt gemacht. Prettins Ortschefin Helga Welz kam nicht umhin, zusammen mit ihrem Großtrebener Amtskollegen Hans-Jürgen Löwe aktiv zur Gestaltung des Abends beizutragen. Die beiden durften sich einem "freiwilligen" Tanztaumel hingeben, natürlich entsprechend kostümiert und mit dem eingangs erwähnten imitierten Gitarrenspiel.

Dass der Abend gelang, lag vielleicht auch daran, dass der Papst höchstselbst erschien, um Verein, Haus und Stadt zu segnen. Mit zitternden Händen und einem ordentlichen Schluck Kümmerling weihte er das Spektakel. Gänzlich andere Sorgen hatte "Jürgen von der Lippe". Bekanntermaßen fängt bei ihm der Morgen mit Sorgen an und so erlebten die Besucher, wie schwungvoll ein Tag zwischen Klo und verschwundener Pornosammlung beginnen kann.

Der RCV zeigte am Sonnabend, dass er vor allem ein Spezialist auf tänzerischem Gebiet ist. Etliche bekannte Melodien wurde auf eine ganz eigene Art umgesetzt, wie das Lied "Drei weiße Tauben" oder vom "Kleinen grünen Kaktus". Wer was Wortgewandtes hören wollte, war bei Jens und Karina Gebardt und Kerstin Karius bestens aufgehoben. Die drei stiegen als "Sonnenblume" und als "Ladys K. und K." in die Bütt. Thema: Die jeweiligen Besonderheiten des anderen Geschlechts.

Dem Publikum hat es gefallen, offensichtlich nicht nur den angereisten Anhängern der Rosenfelder. Und somit scheint sicher, dass es im Februar eine Fortsetzung des närrischen Reigens in Prettin geben könnte.