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Nach dem Brand Nach dem Brand: Leben in Elster normalisiert sich

Von Klaus Adam 30.04.2014, 19:46
Neben der Eingangstür sind vom Brand im Februar 2013 immer noch schwarze Schatten zu sehen, meint Dolf-Ingo Thamm.
Neben der Eingangstür sind vom Brand im Februar 2013 immer noch schwarze Schatten zu sehen, meint Dolf-Ingo Thamm. Thomas Christel Lizenz

Elster/MZ - Wer immer von Thamms Familie jetzt die Küche verlässt, und wenn es auch nur kurz ist, der tippt auf den Schalter im Flur. „Damit sind alle Steckdosen in der Küche stromlos“, berichtet Dolf-Ingo Thamm. „Außer Herd und Kühlschrank.“ Denn eines der Geräte, die auf der Küchenzeile standen, hatte vor etwas mehr als einem Jahr den verheerenden Brand in dem kleinen Klinkerhaus ausgelöst. Das stand beizeiten fest (siehe auch „Dunkle Rauchschwaden aus dem Fenster“), doch welches konkret, das konnten auch die Fachleute der Polizei laut Thamm nur spekulieren. Sie tippten wohl auf den Wasserkocher.

Leben schlagartig verändert

Das Leben von Dolf-Ingo Thamm und seiner Frau Heike, wie auch der Familie seines Sohnes, hatte sich an jenem Sonnabendvormittag im Februar auf einen Schlag verändert. Die Flammen, die aus der Küche bis in den Eingangsflur zogen, vor allem auch der Ruß, hatten das Haus unbewohnbar gemacht. Jetzt, ein reichliches Jahr danach, ist zwar alles renoviert, „seit Mitte November wohnen wir wieder hier“, berichtet der 57-Jährige. Doch das Gefühl des Sich-heimisch-Fühlens wie vor dem Brand stellt sich erst nach und nach ein. Seine Frau Heike leidet noch deutlicher darunter, schildert Thamm.

Doch das Leben seiner Familie normalisiert sich. Bis jetzt hielten sie quasi die Renovierung der Schäden in Atem. Auch wenn eine Brandsanierungsfirma aus Hohenmölsen dafür den Hut aufhatte, Thamms mussten viele Entscheidungen treffen, oft als Kompromiss zwischen den Wünschen, alles wieder so herzurichten, wie es vorher war, und dem versicherten Budget. Doch mit dem Ergebnis zeigt sich der Elsteraner zufrieden. „Das ist schon alles ordentlich gelaufen“, bekundet er. Auch wenn an der Fassade neben der Eingangstür immer noch schwarze Schatten von dem existenziellen Erlebnis zeugen.

Doch nun, da weitgehend - bis auf Kleinigkeiten - alles reguliert ist, möchte sich Dolf-Ingo Thamm namens seiner Familie bei all denen bedanken, die damals sofort zur Stelle waren und auch später ihre Hilfe anboten. „Wir hatten schon immer ein gutes Verhältnis zu allen Nachbarn. Das hat sich dabei bewiesen“, würdigt er. Ganz besonders dankbar ist die Familie jedoch den Nachbarn Mandy und Thomas Patzer. „Sie haben uns sofort angeboten, bei ihnen zu wohnen. Das haben wir auch drei Tage genutzt.“ Dann zogen er und seine Frau in die von der Stadt schnell bereitgestellte Ein-Raum-Wohnung im so genannten altersgerechten Wohnen.

Für viele Spenden dankbar

„Doch das war eben nur eine Notunterkunft. Klar, dass wir da so schnell wie möglich wieder rauswollten“, gesteht der 57-Jährige. Zwei Liegen und zwei Schränke erhielten sie als „Erstausstattung“ sofort von Möbelhändler Mario Letz. Auch das erwähnt Thamm mit großer Dankbarkeit. „Nachbarn gaben uns einen runden Esstisch“, der steht heute noch in Thamms Küche. „Es gab viele Spenden, die uns damals sehr geholfen haben.“ An das Benefiz-Fußballspiel in Jessen erinnert er, das 600 Euro einbrachte, auf dem flugs eingerichteten Spendenkonto der Stadt gingen nicht weniger als 3 000 Euro ein. „Es gab auch einige Firmen, die etwas gegeben haben, ohne dass sie extra genannt werden wollen.“ Mit Dank verweist er auch auf das entgegengebrachte Mitgefühl seiner Kollegen und seines Chefs Kersten Henze, das sich auch in konkreter Hilfe zeigte.

„So ein Erlebnis wünsche ich niemandem“, schließt Thamm und drückt im Flur sofort auf den Schalter, als er den Redakteur hinaus begleitet. Das wird wohl allen Familienmitgliedern als Ritus in Fleisch und Blut übergehen.