Neues Projekt an Förderschule „Lebensweg“ Miteinander auf Torejagd - Soccer-Court in Jessen wird feierlich eingeweiht
Neuer Soccer-Court an Jessens Förderschule „Lebensweg“ wird feierlich eröffnet. Was das Projekt gekostet hat, was Landrat Christian Tylsch sagt und wie die Chefin das Objekt bezeichnet.
Jessen/MZ. - Nach dem Zuspiel von Landrat Christian Tylsch (CDU) zirkelt Klaus-Dieter Richter den Ball gekonnt über die Mauer. Vom Innenpfosten prallt das Leder ins Netz. Jessens Stadtrat (Fraktionsmitglied CDU/FDP) und ehemaliger Allemannia-Präsident verweist nach einem kurzen Jubel auf seine ehemalige Karriere als Fußballer und schiebt Tylsch den Ball zu.
Der 41-Jährige scheint bei der Einweihung des Soccer-Courts auf dem Gelände der Förderschule „Lebensweg“ die falschen Schuhe angehabt zu haben, denn sein Versuch ist nicht von Erfolg gekrönt. Tylsch betont, dass er privat nicht der fanatische Fußballfan sei, doch das Geschehen in der Region interessiert verfolge. Bei großen Turnieren, wie zum Beispiel der ab Juni beginnenden EM in Deutschland, geht sein Adrenalinspiegel schon deutlicher nach oben.
Der CDU-Politiker freut sich über die tolle Gestaltung des Außenbereichs nach der Neueröffnung der Förderschule am Standort Jessen (vorher Holzdorf), der Soccer-Court biete eine Plattform, auf der die Schüler lernen können, sich in Gruppen zu integrieren, Regeln zu befolgen und sich aktiv ins Spielgeschehen einzubringen. Salopp werde zwar immer von einem Bolzplatz gesprochen, doch die Zeiten, wo sich Kinder auf Schlacke aufgeschrammte Knie holen, sind vorbei. „Hier spielen die Schüler auf einer modernen Kunstrasenfläche“, so der Landrat. Da der Court eine Vielzahl an Beschäftigungsmöglichkeiten bietet, ist er nicht nur zum Toben während der Hofpause gedacht.
Großer Erfahrungsschatz
„Bewegung an der frischen Luft ist doch für Kinder wie Therapie“, so Richter. Schüler lieben es, sich im sportlichen Wettstreit zu messen, in Bewegung zu bleiben sowie einer praktischen Tätigkeit nachzugehen, weiß der frühere Chef der Grundschule „Max Lingner“ aus Erfahrung.
Der Soccer-Court hat laut Pressemitteilung des Landkreises insgesamt 74.000 Euro gekostet. Der Hauptanteil, knapp 41.200 Euro, sind in den Aufbau des Bolzplatzes geflossen. Die Summe teilt sich in Banden, Tore, Netze (19.000 Euro), Montagekosten (8.350 Euro) und Kunstrasen (13.800 Euro) auf. Zusätzlich 32.800 Euro wurden für den notwendigen Tiefbau ausgegeben. Dazu zählen Unterbau, Pflasterarbeiten und Fundamente.
Schulleiterin Anja Hammerlik, die im Februar offiziell ihre Ernennungsurkunde erhalten hat, spricht ganz offen von einem Wunschobjekt. Nach dem Baustart im Frühjahr 2023 habe sie das Objekt Stück für Stück wachsen sehen und sich mit jedem Baufortschritt Gedanken gemacht, wie der Court in Zukunft multifunktional genutzt werden kann. Neben Fußball gebe es noch weitere Bewegungsspiele.
„Es ist wirklich die offizielle Eröffnung. Vorher hat den Platz noch keiner betreten“, versichert die Chefin und ergänzt, dass die umfassende Belehrung bereits Geschichte ist, denn der schöne Court soll noch über Jahre genutzt werden. „Wir haben den Schülern zum Beispiel erklärt, dass sie nicht auf die Banden steigen und an den Netzen ziehen sollen.“ Direkt hinter dem Bolzplatz wird jetzt ein 480 Quadratmeter großer Schulgarten entstehen. „Bisher“, so Hammerlik, „konnten wir mit dem Projekt nicht anfangen, da Bagger in diesem Bereich über das Grundstück gefahren sind.“
Viel Trommelwirbel
Nach einem kurzen Programm mit reichlich Trommelwirbel geht es hinaus auf das Außengelände. An der Eingangstür zum neuen Soccer-Court ist ein rotes Band mit einer Schleife angebracht, die von der Chefin, dem Landrat sowie einigen Kindern aufgezogen wird. Damit ist der Weg auf den Platz frei. Die Schüler schnappen sich die Bälle und kicken drauflos. Manch einer zeigt sogar, dass er sich Tricks im Fernsehen abgeschaut hat. Hammerlik, Tylsch und Richter stehen am Mittelkreis und freuen sich, wie schnell sich kollektive Spielfreude entwickelt. Das funktioniert völlig ohne Regelwerk.
Zurück zum Schulgarten. Lehrerin Sabine Zimmermann erzählt, dass es bei der Planung zwei Dinge zu berücksichtigen gibt. Die Erntezeit der angebauten Produkte darf nicht in die Ferienzeit fallen, zudem dürfen diese „nicht zu pflegeintensiv“ sein. Den Schülern mache es Spaß, zu planen, Ideen zu verwirklichen sowie zu spüren: Hier wächst etwas!
Es gehe des Weiteren darum, die Natur intensiver wahrzunehmen, denn durch einen Garten huscht mal eine Eidechse oder ein Regenwurm wird ausgegraben. „Wir werden auch Hochbeete für Rollstuhlfahrer anlegen, damit diese aktiv am Unterricht teilnehmen können.“ Handschuhe müssen gekauft werden, denn es sei nicht jedermanns Sache, mit nackten Händen in der Erde zu wühlen. „Hier lernen sie, mit welchen Pflanzen sie vorsichtig umgehen müssen. Denn alle wollen die Erdbeeren im Endeffekt auch essen.“
Auch dem Soccer-Court geht weiter die Post ab. Jeder Torerfolg wird bejubelt, es wird sich gratuliert und abgeklatscht. So einfach geht soziales Miteinander.