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Maibaum-Fall Maibaum-Fall: Streit mit Elster ist heißes Eisen für die Juristen

Von Nico Wendt 27.07.2004, 20:15

Dommitzsch/Elster/MZ. - Auf dem Marktplatz in Dommitzsch ist fast alles wie immer. Blumenrabatten ziehen die Blicke auf sich, im Gänsebrunnen sprudelt das Wasser, zwei Mal pro Woche bieten Händler ihre Waren feil, und Spaziergänger lassen sich ihr Waffel-Eis schmecken. Wäre da nicht dieses Löchlein mitten auf dem Marktplatz ... Hier stand bis zum Himmelfahrtstag der Maibaum. Mitglieder des Kanuvereins "Harmonie" Elster haben ihn gekappt und 28 Kilometer flussabwärts geschippert (die MZ berichtete).

André Burkert, Vorsitzender der Schützengilde, harrt der Dinge, die da kommen mögen. "Es hat sich nichts getan. Außer, dass das MDR-Radio da war und die Kriminalpolizei einen Brief schickte, dass wir den Maibaum jetzt abholen können", sagt er. Aber das werden die Mitglieder bleiben lassen. "Unter www.maibaumklau.de
kann sich jeder im Internet durchlesen, was bei dieser Tradition zu beachten ist. Gegen die Punkte 5 und 7 wurde sträflich verstoßen", betont der Chef der Schützengilde. Er bleibt dabei: Mit Brauchtum hatte die Aktion der Elsteraner nichts zu tun.

Entsprechend verstimmt gibt sich der Hausmeister des Elsteraner Kanuvereins. Der Maibaum sei inzwischen auseinander genommen und fein säuberlich im Bootslager abgelegt worden ­ die Wimpel extra. Alle Teile sind unversehrt. "Vorige Woche war die Kripo da, hat Fragen gestellt und fotografiert", so der Hausmeister. Pläne, den Baum nach Dommitzsch zu bringen, gebe es derzeit nicht. "Warum auch, er muss ja von den Dommitzschern gegen ein Fass Bier ausgelöst werden", bekräftigt Rechtsanwalt Klaus-Peter Wöhlermann, der den Kanuverein vertritt. Für ihn steht fest, dass es nie und nimmer Diebstahl war, weil bei den Kanuten nie die Absicht bestand, sich das Symbol dauerhaft anzueignen. Selbst der Anwalt plädiert in diesem Fall für eine außergerichtliche Einigung und würde sogar das Fass Bier spendieren. Alles andere wäre eine Provinzposse. Der Riss sei vorher schon im Maibaum gewesen, das sehe man an der Farbe.

Der Torgauer vermutet, dass die dortige Staatsanwaltschaft den Fall gerne an die Kollegen nach Dessau abgeben würde, weil es eben eine brisante Sache sei. Nach den gesetzlichen Regelungen passiert das, wenn Jugendliche beteiligt sind. Dann wird die Sache in deren Heimatregion verhandelt. Offenbar ist noch zu klären, wer die Haupttäter sind, glaubt der Anwalt. Axel Vahl, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Leipzig, bestätigte, dass die Ermittlungen kurz vor dem Abschluss stehen. Noch ist offen, welche Entscheidung es gibt ­ ob Anklage wegen des Verdachts auf Diebstahl erhoben oder ob die Sache gar eingestellt wird.

Der Beitrag wurde der MZ von der Torgauer Zeitung zur Verfügung gestellt.