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Jessen Jessen: Weder Hundefutter noch Eis

Von BORIS CANJE 13.08.2010, 17:05

JESSEN/MZ. - Andere Menschen mit Hilfe der elektronischen Medien (Internet oder Mobiltelefon) zu drangsalieren, ist mittlerweile weit verbreitet, insbesondere unter Schülern. Es wird davon ausgegangen, dass etwa jeder fünfte Jugendliche entweder als Täter oder als Opfer beteiligt ist. Sich dagegen zu wehren, ist nicht leicht. Zum einen ist es schwer, den Mobber zu finden (hier kann nur die Polizei helfen). Zum anderen wird eine einmal im Internet veröffentlichte Behauptung von vielen Nutzern gelesen und damit besteht kaum eine Chance, von dem vermeintlichen Makel wieder loszukommen. Erleichtert wird das Ganze auch dadurch, dass viele Kinder und Jugendliche persönliche Daten leichtfertig in den so genannten sozialen Netzwerken (Netzwerke, bei denen Benutzer gemeinsam eigene Inhalte erstellen) mitteilen.

Dieses brisante Thema verarbeiteten Mädchen und Jungen der Klasse 6 b der Sekundarschule Jessen-Nord in einem Projekt mit dem Personal des Mobils der Medienanstalt Sachsen-Anhalt. In drei Gruppen wurden verschiedene Beiträge für eine fiktive Radiosendung erarbeitet. Ein Jingle für "Blubber Wubber die Netzwerkwelle" gehörte ebenso dazu wie Nachrichten, ein Hörspiel, Witze, Interviews und auch Werbung. Hilfe bei technischen Fragen kam von Jacqueline Vonau und ihren Kolleginnen vom Medienmobil, und die Kinder waren begeistert bei der Sache.

Unter anderem waren sie in Jessen unterwegs und haben zumeist ältere Leute gefragt, was "Jappy" sei (eine Internet-Plattform, die bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebt ist, weil kostenlos). Einige gaben zu, es nicht zu wissen. Andere überlegten, ob es sich um Hunde- oder Katzenfutter handelt, einer meinte sogar, eine Eissorte zu erkennen.

Mit der Technik kamen die Kinder recht schnell zurecht. Wesentlich schwieriger, aber auch spannender war das Erstellen der Inhalte. Spaß gemacht hat es jedenfalls allen, bekundeten sie.

Klassenlehrerin Ute Bette hat während der einen Woche Seiten an ihren Schülern entdeckt, von denen sie ohne das Projekt nichts gewusst hätte. Sie findet es gut und richtig, dass sich ihre Schützlinge diesem Thema widmen. "So erfahren sie, welche persönliche Daten preisgegeben werden können und welche nicht." Außerdem sei dies eine gute Gelegenheit, den Kindern rechtliche Fragen näher bringen zu können.

Den Inhalt der "Radiosendung" erachtet sie als so wichtig und gelungen, dass sie nicht nur zur Präsentation am Freitag zu hören war, sondern auch bei einer der nächsten Elternversammlungen eingespielt wird und zudem in anderen Klassen. Außerdem möchte sie die Arbeit mit dem Medienmobil fortsetzen und im kommenden Jahr von ihrer Klasse auch Videos zum gleichen Thema drehen lassen.

Das Medienmobil beschäftigt sich mit der Thematik soziale Netze bereits seit zwei Jahren, erklärt Jacqueline Vonau. Mittlerweile biete man auch Lehrerweiterbildungen zu diesem Problem an, die gern genutzt werden.