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Jessen Jessen: 22 Geschäfte an einem Strang

Von Gabi Zahn 30.09.2012, 15:49

Jessen/MZ. - Hilfe bei der Vorbereitung der Aktion hatten die 22 Geschäftsinhaber diesmal vor allem aus der Sekundarschule Jessen-Nord: Sagen aus uralter Zeit in Jessen und Umgebung wurden im Kunstunterricht in ansprechender Weise zu Papier gebracht und Scherenschnitte dazu angefertigt. Der Schaufenster-Bummel dauert deshalb oft ein Vielfaches länger als sonst, weil sich viele Passanten beim Lesen die Nase an den Scheiben platt drücken.

"Das ist ja schauriger als ein Krimi", lässt Oma Schneider wissen, als sie am Kräuterlädchen vom "Mordtal bei Arnsdorf" erfährt, wenige Meter weiter den "Irrlichtern bei Bethau" begegnet und schließlich die Spukgeschichte "verdauen" muss, die sich zwischen Annaburg und Purzien zugetragen haben soll. Dabei hilft Andrea Zwicker, indem sie ein Gläschen Wein reicht. Den Rebensaft bietet sie freundlich zur Verkostung an und beantwortet gern viele Fragen zum neuen Jahrgang. Der verspricht nämlich recht gut zu werden.

Ganz liebe Hexe

Die Jüngsten zieht es zum "Hexenzelt". Dort sitzt die wohl "allerliebste Hexe der Welt", wie ein Steppke feststellt und seinen Kita-Freund ermutigt, ruhig näher zu kommen. Dicht an dicht lauschen sie der "Märchentante" Ute Gaudlitz aus Falkenberg (Elster). Während sich das Spinnrad dreht und sie geschickt die Wolle spinnt, weiß sie von wundersamen Dingen zu erzählen. Auch die Geschwister Pascal, Maurice und Michele Krause sind davon fasziniert. Mutti Christina bemerkt: "Vielleicht sollten wir zu Hause wieder öfter Geschichten vorlesen."

Gute Vorsätze im Zusammenhang mit vielerlei Wolle und Garn nehmen auch Besucher der Strick- und Stickstube von Regina Müller mit nach Hause: Die Nadeln sollen bald wieder klappern. Wer Anleitung benötigt, kann montagabends einen Strickkurs besuchen. "Jeder darf anfertigen, was er möchte. Wir helfen gern dabei", sagt die Ladeninhaberin.

Am Fotofachgeschäft Wimmer geht es rhythmisch zu: Wie schon zu früheren Aktionen sorgt hier die Partyband "Cool up" mit ihrem frischen Sound für Begeisterung. Die gibt es auch auf der anderen Straßenseite, wo Melanie Kuhl vor ihrem Kosmetik-Studio "Allerhand" zum Freiluft-Gesundheits-Parcours der besonderen Art einlädt: Hintereinander stehen mehrere Wannen und Schüsseln aus Großmutters Zeiten. Wer mag, steigt mit nackten Füßen im Storchenschritt von einem Behältnis ins andere und bekommt eine Fußmassage der besonderen Art: Kies, Rindenmulch, Sägespäne, Schlamm, Kastanien, Reis, Quarzsand, Eicheln - und zum Schluss, nach Vater Kneipp, pures kühles Wasser - machen müde Füße wieder frisch. Nicht jeder wagt diesen Wellness-Kick. Josefine Rataj und Mira Barth gehören zu den Mutigen, die - nachdem die Füße gut abgerubbelt und wieder bekleidet sind - munter drauflos zum nächsten Einkaufs-Erlebnis schlendern.

Vor "Petersohn-Schuhe" zeigt Silvia Dehne vom gleichnamigen Party-Service, dass gesunde Ernährung sehr dekorativ sein kann. "Das Auge isst mit", erklärt sie gerade Conrad Gottwald und schnitzt aus einer Möhre ein Kunstwerk. Seine Mutter hat es nun schwer: Sie soll ab sofort Gemüse und Obst genauso hübsch zu Tisch bringen. Waldemar Petersohn genießt es dagegen, mit den Kunden locker zu plaudern, wozu sonst kaum Zeit bleibe.

"Mosaikstein" für Gewinnspiel

Etwas abseits von der Einkaufsmeile ist Simone Büttner vom Bekleidungsfachgeschäft "Alcatraz" ebenfalls zufrieden. "Der Abend findet auch bei uns gute Resonanz", teilt sie mit. An ihrem Schaufenster ist, wie an vielen anderen, eine Pflanze als "Mosaikstein" für das Gewinnspiel befestigt, deren Name notiert werden soll. Das ist eine Idee des Vereins "Eigenständige Regionalentwicklung im Jessener Land". Naturkundige Leute sind dabei eindeutig im Vorteil - und die gibt es reichlich. So bekommt jeder Teilnehmer einen Preis, nachdem die Auslosung im Konsum am Markt erfolgt ist. Jedes Geschäft hat sich auf seine Weise auf den Erlebniseinkauf vorbereitet. Oft gibt es auch leckere Häppchen und Getränke. Freilich bieten auch die Fleischerei Hecht, die Gaststätte "Zum weißen Schwan" und der Imbiss am Markt Kulinarisches an - ebenso übrigens wie die Mädchen und Jungen der Schülerfirma "Snack Stop" der Sekundarschule Jessen-Nord. Letztere waren schon gegen 20 Uhr restlos ausverkauft. Ein Erfolg, über den sich alle freuen. - Und kaum jemand geht nach Hause, ohne sich den Abend mit Klemmkuchen oder Waffeln zu versüßen. Die werden von den Frauen des Schweinitzer Heimatvereins "Swinze" am offenen Feuer knusprig gebacken und schmecken sagenhaft gut.

Am späten Abend resümiert Andrea Panick vom Schmuck- und Uhrenfachgeschäft: "Die Vorbereitungen haben sich gelohnt. Der Umsatz ist in solchen Stunden nicht vordergründig. Wir wollen wissen lassen, dass wir als Fachhändler vor Ort für unsere Kunden da sind und ihr Vertrauen zu würdigen wissen."