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Idee  Idee : Mädchen haben einen Plan

Von Frank Grommisch 28.09.2020, 14:49
Zoé Braun (links) und Emma Gutzmer zeigen den Plan, auf dem sie eingezeichnet haben, an welchen Stellen in Prettin und in der Umgebung der Müll weggeräumt werden soll.
Zoé Braun (links) und Emma Gutzmer zeigen den Plan, auf dem sie eingezeichnet haben, an welchen Stellen in Prettin und in der Umgebung der Müll weggeräumt werden soll. Frank Grommisch

Prettin - „Wir möchten uns bedanken. Wir haben heute bestimmt viel Müll eingesammelt.“ Das sagen Samstagmittag Emma Gutzmer und Zoé Braun im Feuerwehrgerätehaus Prettin. Dort haben sich alle eingefunden, die sich an der Aktion „Prettin putzt sich“ beteiligt und Müll zusammengetragen haben.

Die beiden Mädchen aus der vierten Klasse haben die Aktion ins Leben gerufen und dabei viel Unterstützung bekommen, von ihren Eltern natürlich, Geschwistern, von Mitschülern und auch von der Stadtverwaltung Annaburg, dem Bauhof und dem Prettiner Feuerwehrverein.

Im Vorfeld wurden handgemalte Zettel verteilt, mit der Bitte, sich an der Aktion zu beteiligen. Die wurden in Briefkästen gesteckt in der Hoffnung, dass die Adressaten sich am Sonnabend um 9 Uhr am Feuerwehrgerätehaus einfinden, berichtet Emma Gutzmer. Die Zettel seien sehr hübsch gestaltet gewesen, loben Erwachsene. 24 Leute folgen dem Aufruf der Schülerinnen.

Zoé Braun holt einen Plan hervor, auf dem eingezeichnet ist, wo in den nächsten Stunden gesammelt werden sollte. Danach werden mehrere Gruppen eingeteilt, die sich auf den Weg machen, um Müll, den andere hinterlassen haben, zu beseitigen.

Botschaft an „Flaschengeist“

Die Idee zu der Sammelaktion sei am Frühstückstisch entwickelt worden, berichtet Anja Gutzmer, die Mutter von Emma. Eigentlich sollte das Müllsammeln schon viel früher erfolgen, aber die Corona-Pandemie ließ das zunächst nicht zu, sagt Carolin Braun, die Mutter von Zoé. Ausgangspunkt sei ein Spaziergang gewesen. Dort lagen haufenweise Flaschen. Letztlich kamen dort 107 zusammen. Daraufhin seien zwei Schilder gestaltet worden, um den „Flaschengeist“ zu ermahnen, die leeren Gefäße nicht einfach ins Gelände zu werfen.

Zu Beginn der Aktion am Sonnabend wird den Teilnehmern geraten, Handschuhe zu tragen, denn es könnte Unappetitliches zum Vorschein kommen. Das finden Sammler in der Nähe der Fähre bestätigt. In einer Kühltasche steckt ein totes Huhn. Ansonsten werden von den fleißigen Gruppen Eisenteile, Radio, Besteckteile, ein Reifen und haufenweise Flaschen eingesammelt. Und jede Menge Verpackungsmüll.

Dass er ins Gelände geworfen wird, obwohl er über die gelbe Tonne entsorgt werden kann, stößt auf großes Unverständnis. „Das ist Irre“, sagt Annaburgs Bürgermeister Klaus-Rüdiger Neubauer (parteilos), der zudem von einer großen Schweinerei berichtet. An einem Weg zwischen Einkaufsmarkt und der Hinterfährstraße liegen etliche blaue Säcke und darüber Betonteile, so dass dieser Schandfleck nicht per Hand beräumt werden kann.

Da müsse der Bauhof mit seiner Technik ran, stellt Neubauer in Aussicht. Er bedankt sich bei allen Teilnehmern und den Mädchen, die diese Aktion ins Leben gerufen haben. „Prettin ist ein Stück sauberer geworden“, sagt Eckhard Ludwig vom Ortschaftsrat und hofft, dass die Aktion manche dazu veranlasst, keinen Müll achtlos wegzuwerfen.

Die Prettiner Apotheke hat das Projekt übrigens mit kindgerechten Einmalhandschuhen und Desinfektionsmittel unterstützt. Annaburgs Bürgermeister spendiert aus seiner Tasche die Pizza, die nach der Sammelaktion verzehrt werden kann.

Großer Müllberg

Klaus-Rüdiger Neubauer schätzt, dass rund fünf Kubikmeter Müll in Prettin und Umgebung gesammelt wurden. Diese Leistung ist umso bemerkenswerter, da die Aktion trotz Dauerregens und bei nur acht Grad Celsius erfolgt. Wird es so etwas wieder mal geben? „Bestimmt“, sagen Mädchen, als sie sich im Feuerwehrgerätehaus stärken. „Wenn ihr wieder eine Idee habt, wir unterstützen euch“, äußern Eltern. (mz)

Emma Gutzmer und Zoé Braun nehmen die Einteilung der Gruppen vor und sagen, wo gesammelt werden soll.
Emma Gutzmer und Zoé Braun nehmen die Einteilung der Gruppen vor und sagen, wo gesammelt werden soll.
Frank Grommisch
Die Teilnehmer der Sammelaktion in Prettin mussten nicht lange suchen, um auf Müll zu stoßen.
Die Teilnehmer der Sammelaktion in Prettin mussten nicht lange suchen, um auf Müll zu stoßen.
Frank Grommisch