Flugtage in Oehna-Zellendorf Flugtage in Oehna-Zellendorf: «Anna» ist gutmütig, ohne Seitenwind
Oehna/MZ. - Bevor Pilot Peter-Christian Klein und sein Co-Pilot Hans-Günter Seidler das rund 5,5 Tonnen schwere Flugzeug in die Luft aufsteigen lassen konnten, wurde am Propeller gedreht. Weil sich nämlich Öl im Kurbelwellenbereich des Neun-Zylinder-Sternmotors, luftgekühlt, 1000 PS Leistung und einem Spritverbrauch Super verbleit von 200 Litern pro Stunde, ansammelt, das zu Schäden führen könnte. Mit einer blauen Rauchfahne nach dem Anlassen startete die "Anna", wie sie liebevoll in Fliegerkreisen genannt wird. Zehn Passagiere waren an Bord und genossen den knapp halbstündigen Flug von Oehna aus zunächst in Richtung Mügeln mit Ausblick auf das Bikertreffen, dann nach Jüterbog.
Souverän steuerte Peter-Christian Klein das Fluggerät. Er ist Fluglehrer, absolvierte seine Ausbildung in Oehna-Zellendorf und hat deshalb eine sehr enge Verbindung in diese Region. "Die Anna ist eine ganz liebe, leicht zu fliegende Maschine. Nur eines verträgt sie absolut nicht - Seitenwind", so Klein.
Den gab es auf diesem Flug zum Glück nicht. Die Passagiere schauten aus den Fenstern und auf die Gegend. Russische Beschriftung auf dem Blech, Gardinen an den Fenstern, Reißleinen und Teppichboden bildeten ein eigentlich eigenartiges Ambiente. Dazu der Lärm des Motors und die immer höher werdende Temperatur im Rumpf der Maschine. Trotzdem, es war ein herrliches Gefühl, fliegen pur eben.
Sicher und gekonnt setzte Peter-Christian Klein Maschine und Passagiere wieder auf die Landebahn in Oehna. ",Anna' kann überall landen, am wohlsten fühlt sie sich aber auf Graspisten", meinte er verschmitzt lächelnd. Die AN 2 des Anhaltischen Vereins für Luftfahrt Dessau stammt aus dem Jahr 1968. Sie diente während DDR-Zeiten der Ausbildung von Fallschirmspringern in der Gesellschaft für Sport und Technik (GST). Zwar russischer Konstruktionsherkunft wurde sie in Polen zusammengeschraubt. 18 000 Stück des legendären Doppeldeckers verließen nach dem 2. Weltkrieg die Montagehallen bei Russen, Polen und auch Chinesen. "Ob die Maschine in China immer noch gebaut wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Die Fernöstler lassen sich doch nicht in die Karten schauen", so Peter-Christian Klein.