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Entsorgung in Jessen „Es geht um die Vernunft der Bürger“: Das Problem mit den Tüten

Seit dem 1. Mai gelten strengere Regeln für den Biomüll im Landkreis. Denn manche trennen falsch und verursachen Zusatzkosten. Was Jessens Remondis-Chef zur Verschärfung sagt.

Von Manuela Müller 05.05.2025, 16:42
Zum 1. Mai gelten  im Landkreis Wittenberg strengere Regeln beim  Trennen von Biomüll.
Zum 1. Mai gelten im Landkreis Wittenberg strengere Regeln beim Trennen von Biomüll. (Foto: Patrick Seeger, dpa)

Schweinitz/MZ. - Der Monat Mai hat begonnen, an vielen Orten feierten Bürgerinnen und Bürger traditionell in die sommerliche Zeit hinein. Viele haben dazu wohl den heimischen Grill angeschmissen. Zuletzt dann noch ein paar Essensreste übrig – zack, in die Biomüll-Tüte und rein in die Bio-Tonne. Wo liegt der Fehler?

Richtig, bei der Biomüll-Tüte. Diese und andere sogenannte Störstoffe sind ab dem 1. Mai noch kritischer zu bewerten, bevor sie in die Tonne wandern. Aber einmal auf Anfang:

Mit dem 1. Mai 2025 ist im Landkreis Wittenberg und auch im Rest Deutschlands eine neue Regelung in Kraft getreten. Zunächst richtet sich diese an den Entsorgungsträger, also den Landkreis. Im weiteren Schritt an den Entsorger, das ist hierzulande das Unternehmen Remondis. Und zuletzt betrifft die sogenannte Novelle auch alle Bürger in Jessen und dem ganzen Landkreis, die ihre Bio-Tonne gern abgeholt wissen.

Neue Biomüll-Regelung ab 1. Mai: Das gilt im Landkreis

Was die neue Regelung festhält, erklärt der Sprecher vom Landkreis Wittenberg: Bioabfälle dürfen in der Masse nicht mehr als drei Prozent Fremdstoffe beinhalten. Damit sind Verpackungen aus Kunststoffen, aber auch Steine, Glas, Keramik und Metalle gemeint. Außerdem darf in der Biotonne nicht mehr als ein Prozent Kunststoff entsorgt worden sein. An diese Regelung muss sich der Landkreis von nun an halten. Letztlich betrifft sie aber auch die Nutzer.

Ziel der neuen Regelung ist es, die Werthaltigkeit des Bioabfalls zu erhöhen, heißt es weiter. Zahlen, wie hoch die Anteile der Störstoffe im Biomüll bisher waren, liegen dem Landkreis jedoch nicht vor.

Mario Fromm ist Geschäftsführer der Remondis Wittenberg GmbH mit Sitz in Schweinitz. Die MZ hat nachgefragt, wie er die neue Regelung bewertet. Er sagt: „Eigentlich ist ja klar, was in die Tonne gehört.“ Seiner Meinung nach sei die Novelle ein „zweischneidiges Schwert“. Ein besseres Trennen sei sicherlich positiv für die Weiterverarbeitung des Biomülls. Gleichzeitig stelle sich jedoch die Frage, wie nun kontrolliert werden soll. „Wir können nicht unten in den Behälter sehen“, verdeutlicht er das Problem.

Remondis-Chef: Großteil trennt vernünftig

Seiner Erfahrung nach trenne ein Großteil der Leute in Jessen und dem Landkreis Wittenberg ihren Biomüll vernünftig. Vor allem in kleineren Orten und etwa bei Einfamilienhäusern laufe es gut. Deutlich Verbesserungsbedarf gebe es laut Fromm bei Großwohnanlagen. In der Vergangenheit habe die Entsorgungsfirma bereits Konsequenzen gezogen, indem sie mit Hinweis-Aufklebern und stehen gelassenen Tonnen auf schlecht getrennten Müll aufmerksam gemacht hat. Mittel, die auch künftig drohen, wenn offensichtlich zu viele Fremdstoffe in der Biotonne gelandet sind.

Einer dieser Stoffe ist in den Augen von Fromm ein großes Problem: Biologisch abbaubare Tüten. Entgegen der Annahme vieler, gehören sie nicht in die Biomüll-Tonne. „Das steht auch in der Abfallfibel“, sagt der Geschäftsführer. Er hofft, dass die Menschen diese Ratschläge künftig besser berücksichtigen. Und auch vom Landkreis der Hinweis, dass die Tüten zusätzliche Kosten beim Entsorger verursachen. Aus dem Bauch heraus schätzt Fromm, dass wohl fünf Prozent der Leute besser trennen müssten. Dann könnten dem Landkreis teure Detektoren für die Metallerkennung und Systeme, um Kunststoff zu erkennen, erspart werden. „Im Prinzip geht es um die Vernunft der Bürger.“

Tüten wie diese gehören nicht in den Biomüll.
Tüten wie diese gehören nicht in den Biomüll.
(Foto: dpa)

Der Landkreis gibt an, bis zum Juni 2026 prüfen zu wollen, inwieweit die technische Ausrüstung der Sammelfahrzeuge mit Sensoren und Kameras erfolgen könne, sodass ein Kippvorgang gegebenenfalls auch gestoppt werden kann. Denn dann werden die Dienstleistungen zur Einsammlung von Abfällen auch neu vergeben. Bis dahin werde der Inhalt der Biotonne visuell geprüft. Gegebenenfalls muss Restmüll aussortiert oder der Inhalt als Restmüll entsorgt werden, heißt es.

Wie also Biomüll richtig entsorgen? Der Landkreis Wittenberg rät, wenn überhaupt, den Biomüll in Zeitungspapier oder Küchenpapier einzuwickeln und zu entsorgen.

Was darf in den Biomüll? Und was nicht?

Neben Essensresten gehören grundsätzlich alte Lebensmittel, Obst- und Gemüsereste, Schalen, Kaffeesatz/-filter, Teebeutel, Eierschalen, Grün- und Strauchschnitt sowie Blumen und Laub in die Biotonne.

Nicht in die Biotonne gehören hingegen etwa Verpackungen aus Kunststoff, Folien, Plastiktüten (auch besagte Bioplastiktüten nicht), Metalle, Windeln, Staubsaugerbeutel, Katzen- und Kleintierstreu .