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Eingetaucht in Tanz-Geschichte

Von Evelyn Jochade 14.11.2006, 17:14

Hemsendorf/MZ. - Nichts davon war zu sehen. Lediglich die Musiker des "Ensembles Buon tempo" hatten sich mit ihren Instrumenten am Kopf des Raumes eingerichtet. Doch dann entdeckte man die Stühle, die an den Seiten den Saal sozusagen umrahmten.

Hausherrin Ines Köhler bat ihre Gäste, sich genau dort zu platzieren. Durch diese zugegeben ungewohnte Sitzordnung entstand ein ziemlich großer freier Raum, der gefüllt werden wollte. Und tatsächlich hatte sich Ines Köhler mit dem Ensemble "Historischer Tanz" der Universität der Künste, das in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert, Tanzprofis eingeladen, die das in kürzester Zeit vermochten. Allerdings nicht so, wie zunächst von den Gästen gedacht. Die Berliner Künstler Jutta Voss und Erhard Bohr in ihren historischen Kostümen forderten vom Publikum selbst vollen Einsatz, und auch die Schlossherrin kam ums Mittanzen nicht herum.

Sie führte mit dem Tanzmeister die Eröffnungspolonaise an. Wer aber ein Geradeauslaufen mit ein oder zwei Schwenks erwartet hatte, konnte nur staunen. Jeden Zentimeter des schönen Ballsaales wussten die Profitänzer auszunutzen. Da kreuzten sich Reihen und Paare, da wurden Tunnel gebildet und durchschritten. So dauerte es nicht lange, bis sich das Publikum in die Zeit der Ahnen zurückversetzt fühlte.

Selbst wenn die Abendgarderobe der Damen längst nicht mehr so voluminös daherkam wie zu Zeiten der Ahnen, ging es doch auch bei so manchem der folgenden Tänze sehr "kontaktfreudig" zu. Die Gäste sollten und wollten natürlich auch geschichtsträchtige Schrittfolgen erlernen. Dass dabei nicht immer der richtigen Dame an der richtigen Stelle die Hand gereicht wurde oder gar die Füße sich verhakelten, hob nochmals die außerordentlich gelöste Stimmung. Und wer sich beim Tanzen etwas verausgabt hatte, der konnte sich an dem exzellenten und fantasievollen Büfett, ausgerichtet vom Partyservice Sven Dehne aus Morxdorf, erfrischen und für die nächsten Drehungen stärken.

Der als Arbeitstitel der Veranstaltung gewählte Begriff "Mittelalterball" ließ sich allerdings nicht unbedingt auf das Publikum übertragen. Sicherlich waren die meisten der Gäste jenseits der 40, aber es gab auch einige, die in einer Disko nicht aufgefallen wären. Erwähnenswert auch die Anreisewege der Tanzliebhaber. Neben Herren und Damen aus der näheren Umgegend wie Jessen und Mühlanger gab es manches Pärchen, das eine etwas längere Anfahrt hatte. Familie Krüger aus Sangerhausen jedenfalls bereute keine Minute, nach Hemsendorf gekommen zu sein. Wie ihnen ging es wohl allen Gästen, wenn auch manche, wie Bärbel und Albrecht Müller aus Jessen, sich eingestehen mussten: "Wir müssen doch noch mal zur Tanzstunde!" Für die Schlossherrin jedenfalls steht fest, dieser Ball wird ein fester Programmpunkt im Veranstaltungsjahr werden.