Weinmanufaktur Johannes Zwicker Dom Pérignon als Wegweiser - Küfermeister aus Jessen hat seinen Jahrgang 2023 komplett abgefüllt
Jessens Küfermeister Johannes Zwicker hat seinen Wein des Jahrgangs 2023 komplett abgefüllt. Welche Neuheiten es gibt und warum der 32-Jährige seine Anbauflächen vergrößert.
Jessen/MZ. - „Der Welpenschutz ist zu Ende, jetzt kommt bald das verflixte siebente Jahr“, betont Johannes Zwicker, der 2018 als Neuling „in die Welt des Weins“ eingestiegen ist. Der Küfermeister aus Jessen sieht sich in puncto Entwicklung auf einem guten Weg. Er liebt neue Kreationen, lässt den Wein vermehrt in Holzfässern reifen und will nicht die ganze Bandbreite an Geschmacksrichtungen bedienen.
Nach einem sehr arbeitsintensiven Tag ist der Jahrgang 2023 nun in 18.000 Flaschen abgefüllt. Fünf Weiß- und eine Rotweinsorte stehen zur Auswahl, nach der Etikettierung beginnt der Verkauf. „Meine Kunden haben lange auf den neuen Wein warten müssen“, so Zwicker, der Jahrgang 2022 ist seit Monaten ausverkauft.
Der Grauburgunder sowie der Sauvignon Blanc haben ihre Reifeprüfung jeweils in einem Holzfass vollzogen. „Er schmeckt einfach facettenreicher und cremiger“, meint der 32-jährige Fachmann, der mit seinen Kreationen bereits zwei Silbermedaillen auf der „International Wine Challenge“ in Wien gewonnen hat. Der Küfermeister erzählt, dass er auch Freunde oder Familienangehörige zur Verkostung einlädt, damit sie vorurteilsfrei von ihren Geschmackserlebnissen berichten. Auch bei einem Winzer bestehe die Gefahr, betriebsblind zu werden.
Nährwerttabelle aufgedruckt
Auf den neuen Etiketten befindet sich jetzt eine Nährwerttabelle. Das steht auch das Wort Trauben drauf. „Ist doch verrückt“, meint der 32-Jährige und lacht dabei. Seine Kunden haben immer nach den Hinweisen Zuckeranteil oder Kohlenhydrate gesucht, deshalb habe er sich entschieden, dies deutlich auszuweisen. Seine neueste Kreation, die als Kleinserie limitiert ist, heißt „Pet Nat“. Dies ist eine Abkürzung für Pétillant Naturel, aus dem Französischen übersetzt steht es für „natürlich sprudelnd“.
Der noch gärende Traubenmost wird mit Restzucker in Flaschen gefüllt und verkorkt. Dort gärt er weiter, die Kohlensäure bindet sich im Wein. „Er durchläuft keine chemischen Prozesse oder bekommt Zusätze“, erklärt der Chef der Weinmanufaktur am Gorrenberg, der scherzhaft von der „Großmutter des Sektes“ spricht. „Hier“, sagt er, „ist der Beweis.“ Auf dem Boden der Flasche sind deutliche Ablagerungen zu sehen. Auf die Idee, dieses authentische Produkt anzubieten, ist der Winzer bei einer Recherche im Internet gekommen.
Französische Winzer haben diese „pure Lebensfreude in einer Flasche“ früher im Angebot gehabt, der Benediktinermönch Dom Pérignon (1638 bis 1715) ist heutzutage weltweit ein Begriff. „Ungefiltert und ursprünglich“, meint Zwicker mit einem erneuten Blick auf das Produkt. Als Grundlage dient ein Müller-Thurgau. An jeder Flasche ist ein kleiner und farbenfroher Anhänger angebracht, der auf die Geschichte ein wenig eingeht.
Große Nachfrage
Aufgrund vieler Anfragen von Händlern oder Restaurants beziehungsweise Privatpersonen geht der 32-Jährige fest davon aus, dass die Lagerbestände ab Verkaufsdatum 27. März rasant abnehmen. Bisher hat er Trauben auf vier Hektar Anbauflächen gelesen, in diesem Jahr werden die Flächen am Gorrenberg um 1,2 Hektar erweitert. Mit Riesling und Chardonnay benennt Zwicker auch gleich die Rebsorten. „In zwei Wochen geht es los“, sagt er nach einem anstrengenden Tag, denn Abfüllung von 18.000 Flaschen dauert mit mehreren Helfern Pi mal Daumen „an die 14 Stunden“.
Mit der Qualität des Jahrgangs 2023 ist der Küfermeister zufrieden. Die Trauben seien sehr reif gewesen, Sonne und Regen haben sich super abgewechselt. Winzer, sagt er, heiße nicht nur, Ernte einfahren und Wein abfüllen. Bürotage seien ein wesentlicher Bestandteil des Betriebsablaufs, der Bürokratismus habe in den vergangenen Jahren rasant zugenommen.
Mit der Aussicht, wieder ein gutes Geschäftsjahr zu erleben, lasse es sich gut schlafen. Seine Kundschaft kommt überwiegend „aus der Gegend“, Weinliebhaber in Bernburg und Aschersleben sind auch mit dabei. Die Leute, sagt er, sind auf der Suche nach regionalen Produkten, gerade auf Messen sei schnell ein Netzwerk aufgebaut. Leicht und fruchtig gehe immer, doch wer diese Schiene nicht auf Dauer bedienen möchte, sucht nach Nischenprodukten und gehe neue Wege.
Zurück zu Dom Pérignon, der inzwischen auf dem Weltmarkt als hochpreisiger Champagner eines bekannten Hauses verkauft wird. Was kommt nach dem ungefilterten Schaumwein? „Ein eigener Sekt ist schon eine Herausforderung“, meint Zwicker und dreht die Flasche ganz gedankenversunken.