650 Jahre Ruhlsdorf 650 Jahre Ruhlsdorf: "Fernsehgarten"-Premiere
Ruhlsdorf - Das Drehbuch stimmt. Die Regie ebenso. Der „Erste Ruhlsdorfer Fernsehgarten“ geht aus Anlass des 650-jährigen Bestehens des Ortes „auf Sendung“ - im Festzelt auf dem Dorfanger. Das Publikum hat mit einem gemeinsamen Frühstück für einen guten Start gesorgt und - wie seit vielen Jahren üblich - langjährige Freunde begrüßt: die Ruhlsdorfer aus Barnim und die Ruhlsdorfer aus Teltow.
„Was sind schon 500 Jahre Reformation gegen 650 Jahre Ruhlsdorf?“, so tönt es in Anspielung auf das Reformationsjubiläum in der Kreisstadt durchs Mikrofon. Das bestens informierte Moderatorenduo Susi Kaiser und Silvana Bannert - fesch gekleidet im Oma-Dress der 1950er Jahre - und Bühnenkollege Jens Fromm hatten klammheimlich einige Promis auf ihrem Weg nach Wittenberg auf dem Sportplatz (zwischen-)landen lassen. Dazu später mehr.
Denn zunächst stürmt „AuA“ das Festzelt, jene Band, die weit über Ruhlsdorf und Gentha hinaus ihre Fans scharenweise versammelt und mit einer Polka-Schunkelrunde die Gäste in Bewegung bringt.
Dann werden die „Family-Dancers“ angekündigt. Unbekannt sind sie nicht in Ruhlsdorf, doch bisher war das Ensemble stets ohne Namen aufgetreten. „Das geht so nicht. Ab heute heißt ihr Family-Dancers“, so legt Frau Susi in Anlehnung an das Jessener Sportstudio „Family Gym“ fest.
Eine echte „Ruhlsdorfer Gartenbank“, von Mirko Becker angefertigt und mit eben jenem Schriftzug verziert, wurde für sage und schreibe 160 Euro plus einem Kasten Bier zum Dorffest versteigert. Das Geld kommt allen Einwohnern zugute. Das Bier gebührt dem Handwerker.
Dort trainieren die Damen. Zustimmend wiegen sich die Seniorinnen sogleich im Langsamen-Walzer-Takt: „You are the rose of my heart“, um dann einen flotten Square-Dance zu zelebrieren. Das gefällt den Gästen, ebenso die „zackigen“ Choreografien im zweiten Teil der Veranstaltung.
Die nächste Ansage gilt den Jüngsten. Es sind Laura, Lisa, Anni, Nele, Edith, Xenia, Lea und Lilly. In pastellfarbenem Tüll und mit regenbogenfarbenen Schirmen tanzen sie allerliebst den Sommer herbei. Die große Show der Kleinen wird mit stürmischem Beifall bedacht. Er gilt auch den Trainerinnen Susi und Silvana.
DJ Fischi hat indes spitz gekriegt, dass hinter den Hoftoren heimlich Fahrstunden absolviert werden: „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ singt und klimpert er auf der Gitarre, während sich „die Ertappte“ (Paul Martin Fromm) auf einem Oldtimer-Moped dem Publikum stellt.
Viele Dorfgeschichten kennt Dietmar Kaiser, vor allem über die alte Schmiede. Von Vater Richard hatte er einst Amboss und Hammer übernommen und werkelt damit gern in seiner Freizeit. Großvater Wilhelm verdiente damit noch sein täglich Brot. Eigens für das Fest hat nun der Enkel eine mobile Werkstatt gebaut und schmiedet unter neugierigen Blicken einen Schürhaken.
Zwischenzeitlich ist die Security (Sebastian Börner, Felix Sebastian) eingetroffen und geleitet „Bundeschefin Angela Merkel“ (Mandy Schinke) zur Bühne. Da hilft nix. „Völlig unvorbereitet“ wird sie ins Kreuzverhör genommen. Nach einigem Politisieren fragt sie allerdings genervt, wieso in Ruhlsdorf überhaupt so viele Leute Zeit haben zum Feiern. Sie würde aus dem Sonntag einen Arbeitstag machen. Worauf sie kräftig ausgebuht wurde.
Als die Ruhlsdorfer Band „OhrenTod“ getreu ihrer zweiten CD „Zuckerbrot und Peitschenhiebe“ verteilt, ist die „Kanzlerin“ jedoch schon wieder verschwunden. Sodann geben Hannes Pflug, Lukas Thiele und Elias Fromm eine amüsante Arbeitsanleitung zum Bauen einer Gartenbank.
Die waghalsigen HWS-Springer aus Elster bringen die Bühne zum Wackeln, während „Fernsehkoch“ Kai Herrmann das Lieblingsgericht aller Ruhlsdorfer erkundet - und auf der Bühne zubereitet: Eierplinse mit Rotwein. Diesem Schmankerl folgt eine Wahnsinns-ZZ-Top-Show - vorgeführt von den Brandenburgischen Ruhlsdorfern.
Nach vier Stunden Fernsehgarten werden alle Mitwirkenden beim großen Finale kräftig gefeiert - mit vielfachem Dankeschön an die fleißigen Helfer und einem süßen Büfett. Von den 18 Kuchen bleibt am Ende kein Krümel übrig.
(mz)
