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Den Nachbarn lieben, aber den Zaun lassen

Von Beate Thomashausen 12.10.2005, 17:46

Wippra/MZ. - "Die Verwaltungsgemeinschaft Wipper-Eine mit dem Verwaltungssitz Quenstedt ist durch Ersatzvornahme des Landkreises entstanden. Jetzt besteht die Möglichkeit, die Bürger zu fragen. Das sollten wir auch tun", erklärte Bürgermeister Alfred Wüstemann am Dienstagabend vor den Gemeinderäten. Mit der Eingemeindung von Grillenberg in die Stadt Sangerhausen hat Wippra seit diesem Monat eine Ortsgrenze zu Sangerhausen. Es besteht die Möglichkeit, sich dem großen Nachbarn anzuschließen. Gründe dafür listete Wüstemann in seiner Ratsvorlage auf. Das sind historisch gewachsene Beziehungen ebenso wie die Anbindung an gehobene Dienstleistungen und an eine leistungsfähige, kompetente Verwaltung und auch eine Verstärkung des Linienverkehrs.

Regelrecht eine Lanze für Sangerhausen brach am Mittwoch beim Vor-Ort-Termin der MZ Norbert Cebulla. Die gute Infrastruktur der Nachbarstadt ist für ihn ein Beweggrund. "Sangerhausen hat ein nagelneues großes Krankenhaus, einen Autobahnanschluss und gute Straßen. Ich bin für das Eingemeinden." Dass er strikt dagegen sei, dass Wippra Stadtteil von Sangerhausen werden könnte, sagte Torsten Lehmann. Der 36-jährige Riestedter unterrichtet seit diesem Schuljahr an der Wippraer Grundschule: "Ich befürchte, dass Wippra dann den Schulstandort verliert. Wenn es doch dazu kommt, muss eindeutig die Sicherung des Schulstandortes Wippra im Vertrag festgeschrieben werden."

"Liebe deinen Nachbarn, aber reiße den Zaun nicht ein. Das sagt ein Sprichwort. Und ich denke auch, dass Wippra sich nicht eingemeinden lassen sollte, auch wenn ich unbedingt dafür bin, dass Sangerhausen die neue Kreisstadt wird", sagt der 65-jährige gebürtige Wippraer Gerhard Huth.

Dorothea Marquardt (59) und Tochter Simone Albrecht (37) loben unisono die Bürgerfreundlichkeit und Beweglichkeit der Sangerhäuser Ämter. Beide sprachen sich klar für Sangerhausen aus. "Wir sollten uns von Sangerhausen eingemeinden lassen", sagt auch Helmuth Jecht. Der 80-jährige waschechte Wippraer findet, dass sein Heimatort gegenwärtig von der Umwelt abgeschnitten ist, was Busverbindungen am Wochenende anbelangt. Das könne nur besser werden. "Perspektivisch siedeln sich die Betriebe wegen der Autobahn in Sangerhausen an, was gut für Wippra wäre." Noch unentschlossen ist Christa Dietze (66): "Ich halte zwar den derzeitigen Verwaltungssitz in Quenstedt für unsinnig. Aber ob Wippra sich eingemeinden lassen sollte, darüber muss ich mich noch informieren."

Zum Thema Eingemeindung gibt es zwei Einwohnerversammlungen. Die erste findet Dienstag, 8. November, 19 Uhr, und die zweite Sonntag, 20. November, 10 Uhr, statt.