1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Währungs-Umstellung: Währungs-Umstellung: Neujahrs-Spaziergang zur Bank

Währungs-Umstellung Währungs-Umstellung: Neujahrs-Spaziergang zur Bank

Von Heidi Pohle 25.11.2001, 19:26

Halle/MZ. - Noch gut vier Wochen, und der Euro ist als Bargeld unter den Leuten. Seit Monaten arbeiten die Kreditinstitute darauf hin, und auch die Kaufhäuser planen diesen Tag seit langem stabsmäßig. Was aber machen die kleinen Händler der Stadt? Sind sie schon gerüstet auf die, wie Experten meinen, größte Währungs-Umstellung, die es je auf der Welt gegeben hat? Lagern bei ihnen schon neue Münzen und Scheine? Es wird damit gerechnet, dass die kleinen Läden mehr Wechselgeld benötigen als Warenhäuser - wer zahlt schon seine Brötchen oder die Zeitung mit der Geldkarte.

Die allermeisten Kaufleute wollen sich mit dem Euro-Bargeld erst im letzten Moment eindecken, wie eine kleine Umfrage in der vergangenen Woche in Halle ergab. Wolfgang Fizia vom Porzellangeschäft am Hansering wird sich zum Beispiel am Neujahrstag auf den Weg zu seiner Bank machen. Wie viel er hole? Das wisse er gar nicht mehr, weil er die Bestellung mit der gewünschten Stückelungs-Anzahl schon vor Monaten abgegeben habe. Nachschub sei ja wohl jederzeit zu bekommen, damit das Euro-Kleingeld nicht ausgehe.

Nicht so viel Zeit hat sich Fizia mit der Kassen-Umstellung gelassen. "Die ist schon auf Euro-Wechsel- geld programmiert", sagt er, so dass auf dem Bon bereits jetzt nur der Euro-Betrag stehe. Und damit nicht immer erst auf D-Mark umgerechnet werden müsse, zählten die Verkäuferinnen wie in alten Kaufmannszeiten das Wechselgeld aus der Kasse heraus ab, ohne den Betrag angezeigt zu bekommen.

Auch Irene Huncia vom "H & K"-Schreibwarengeschäft in der Großen Ulrichstraße wird der erste Spaziergang des neuen Jahres zur Bank führen. Sie nehme dort eine "tragbare" Summe entgegen, sagt sie. Da in ihrem Geschäft auch Kassen verkauft werden, weiß sie, dass sich viele hallesche Ladeninhaber neue Kassen zugelegt haben, um vor allem die Zeit der doppelten Währung bis Ende Februar 2002 gut zu überstehen. Selbst habe sie keine neue Kasse - ihre elf Jahre alte konnte umgerüstet werden. Zudem verfüge sie über zwei Kassenladen - eine für D-Mark, eine für den Euro.

Ganz gelassen sieht Jan Schlüssler der Umstellung entgegen. Wenn er am 2. Januar um 10 Uhr seinen Getränke- und Lebensmittelladen in der Reilstraße/Ecke Mozartstraße aufschließt, dann wird er gerade mal seit knapp drei Stunden Euro in der Tasche haben. Und die Waren, rund 2 000 Artikel, will Schlüssler Ende Dezember auf Euro auspreisen - "da helfen gute Freunde mit". Das viele Geld für eine neue Kasse spare er sich, weil das Multiplizieren und Dividieren mit und durch den nun fast schon berühmten Faktor 1,95583 auch ein ganz normaler Taschenrechner übernehmen könne. Dass dies zu lange dauert, befürchtet Schlüssler nicht.

Auch im Café Fritze am Boulevard wird nichts überstürzt, sagt Hans-Joachim Fritze. "Am letzten Tag des alten und am ersten Tag des neuen Jahres preisen wir die Waren neu aus, und am Neujahrstag holen wir den Euro." Er hat seine Verkäuferinnen und Kellner selbst auf das neue Geld vorbereitet. Doch fast noch wichtiger sei jetzt, nicht noch auf D-Mark-Blüten hereinzufallen, die in größeren Mengen in Umlauf sein sollen. Ihm wäre es lieber gewesen, wenn der Euro zu einem Stichtag eingeführt worden wäre, statt die Aktion über acht Wochen hinzuziehen. Aber auch so werden sich Kunden und Händler in drei bis vier Tagen an die ungewohnten Münzen und Scheine gewöhnt haben, so Fritze.

Das meint auch Matthias Henke, der einen Party-Service am Reileck und einen Feinkostladen in der Schmeerstraße betreibt. Zwischen Weihnachten und Neujahr, wenn ein wenig Ruhe eingekehrt ist, will er die Waren auszeichnen, nicht eher, sonst würden die Kunden verwirrt. Und die Schulung seiner Mitarbeiter übernimmt er selbst. Das halten die meisten Kaufleute übrigens so.

Zu denen, die ihre Ware schon ganz oder teilweise mit den neuen Beträgen versehen haben, gehört Wolfgang Röber von der Hallmarkt-Drogerie. Das Problem mit den zwei Währungen hat er recht unkompliziert gelöst - in die eine Kasse kommen Euro, in die andere D-Mark.