Vom Hofmohr zum Gelehrten

Halle/MZ. - "Es gibt noch viel zu entdecken", verspricht Gründungsmitglied Johannes Glötzner, Schriftsteller aus dem bayrischen Gräfeling und Verfasser einer Amo-Biographie.

Amo, der vermutlich um 1700 in Ghana geboren und bereits als Kind versklavt wurde, kam an den Hof des Herzogs von Braunschweig und Wolfenbüttel, wo er 1708 evangelisch getauft wurde. Nach neueren Forschungen lebte er an dem Hof als Hofmohr, wie es in der Zeit an vielen Adelshäusern üblich war. Wo er eine Schulausbildung durchlief, die ihm ab 1727 das Studium der Philosophie und Rechtswissenschaften in Halle ermöglichte, ist nicht klar - so zumindest ein Vortrag des frisch gebackenen Vorsitzenden, dem Berliner Philosophie-Professor Jacob Emmanuel Mabe. Wegen eines Trauerfalls konnte der gebürtige Kameruner nicht nach Halle kommen, sein Vortrag wurde verlesen.

Mabe zeichnet Amo als bekennenden Aufklärer und sprachlich begabten Wissenschaftler, der neben Deutsch, Latein, Griechisch und Holländisch auch Französisch beherrschte. Über die erste Disputation Amos an der Universität Halle "De iure maurorum in europa" (Von den Rechten der Schwarzen in Europa") mutmaßt er, dass sie Grundlage interkultureller Debatten über Menschenrechte hätte werden können. Doch der Vortrag ist verloren gegangen. Gemutmaßt werden kann ebenfalls nur, warum Amo 1746 wieder nach Afrika ging - die Forscher gehen von zunehmenden Rassismus aus.

Nicht nur Forschungen zum Leben und Werk will die Gesellschaft fördern, sondern auch die Lebensorte Amos in den Fokus rücken. So will sich der stellvertretende Vorsitzende, der hallesche Orientalistik-Professor Jürgen Tubach, für eine Amo-Ausstellung im Stadtmuseum stark machen. "Es gibt auch eine Initiative, in Wolfenbüttel und Berlin Straßen nach Amo zu benennen", so Glötzner. Ein besonderes Bonbon gab es am Gründungsabend: Gezeigt wurde erstmals eine Zeichnung, die wahrscheinlich Amo zeigt. Bislang war kein Bild des Afrikaners bekannt.

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