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Strategiewechsel im Charlotten-Center Strategiewechsel im Charlotten-Center: Tanzend aus der Dauerkrise?

Von Jan Wätzold 29.01.2002, 19:10

Halle/MZ. - Im Charlotten-Center soll demnächst nicht nur der meteorologische Frühling anbrechen. Mit der Eröffnung mehrerer kommerzieller Unterhaltungseinrichtungen will das Management des bislang von Leerstand und Umsatzschwäche geplagten Gebäudekomplexes von April an auf schwarze Zahlen zusteuern. Flaggschiff des schon länger angekündigten strategischen Richtungswechsels soll eine Großraum-Diskothek mit Platz für etwa 1 000 Besucher werden. Eine Spielothek und weitere Freizeitgeschäfte sollen den neuen Charakter des ursprünglich als Einkaufszentrum konzipierten Hauses zusätzlich unterstreichen.

Jens Tänzer lässt sich nicht ängstigen. Die unmittelbare Nähe zu den schon etablierten Tanz- und Musiktreffs "Miller''s" und "K1" halten den 29-jährigen Hallenser nicht davon ab, gemeinsam mit der das Charlotten-Center verwaltenden Firma ICM kräftig in sein Traumprojekt zu investieren. "Tollhaus" soll der 1 540 Quadratmeter große Tanztempel heißen. Zu finden sein wird er im Hauptgeschoss des Hauses, das neben dem Multiplex-Kino Cinemaxx derzeit nur noch wenige Läden belegen. Tänzer, der in Köln drei Jahre Kluberfahrung gesammelt und vier Diskotheken betreut hat, glaubt an den Erfolg seines ersten eigenen Geschäfts. "Mit dem Kino direkt vor der Tür kann eigentlich nichts schief gehen", meint der Unternehmer.

Das hofft auch ICM-Niederlassungsleiter Wolfgang Morenz. der das Kernstück des neuen Konzepts derzeit durch die Einmietung weiterer Anbieter von Freizeitaktivitäten zu flankieren versucht. Eine Spielothek hat der 57-Jährige bereits am Haken, mit weiteren potentiellen Nutzern der gegenüber der zukünftigen Disko gelegenen Ladenlokale steht Morenz in Verhandlungen. "Die Sache sieht gut aus, sehr gut", sagt der ICM Regionalchef. Viel mehr lässt er nicht durchblicken. Nur so viel: "Wenn alles klappt, steht im Sommer nur noch der ehemalige Penny-Markt leer." Für das Sorgenkind im Untergeschoss des Charlotten-Centers lasse sich in der momentanen Lage partout kein Interessent finden.

Die neue Strategie des Managements lässt nicht nur die Inhaber der vier noch im Haus ansässigen Gastronomiebetriebe frohlocken. Wird das als Mischung aus Diskothek ohne Küche nach Vorbild des berühmten "Oberbayern" auf Mallorca und Klub a la "Studio 54" in New York konzipierte "Tollhaus" angenommen, wofür Erfahrungen aus anderen Städten mit Kino- und Tanztempel-Kombination durchaus sprechen, wäre womöglich auch der Halleschen Verkehrs AG (Havag) ein Stück weit geholfen. Das Nahverkehrsunternehmen hat mit dem Betrieb der Tiefgarage des Charlotten-Centers den Fehlstart des Hauses als Einkaufszentrum ebenfalls empfindlich zu spüren bekommen. Prognostizierte Umsatzzahlen mussten aufgrund der schlechten Auslastung immer wieder nach unten geschraubt werden.

Disko-Betreiber Tänzer und Hausverwalter Morenz sind unterdessen optimistisch, dass mit der weitgehenden Umwandlung des Komplexes in eine Freizeit-Oase die schlechten Zeiten endgültig der Vergangenheit angehören. Gelinge das nicht, so ICM-Mann Morenz, sei er mit seinem Latein vorerst allerdings am Ende.