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Steintorvarieté in Halle Steintorvarieté in Halle: Das Walhalla ist grün

Von Michael Falgowski 07.11.2013, 20:52
Farbiger Edelputz war in den 1920er Jahren sehr beliebt. Nun wurde er bei der Rekonstruktion der Fassade wieder verwendet.
Farbiger Edelputz war in den 1920er Jahren sehr beliebt. Nun wurde er bei der Rekonstruktion der Fassade wieder verwendet. Günter bauer Lizenz

HALLE (SAALE)/MZ - Die Gerüste sind fast abgebaut: Seit Donnerstag ist der von vielen Hallensern mit Spannung erwartete Blick auf die rekonstruierte Fassade des „Steintors“ frei. Am wahrscheinlich ältesten Varieté-Theater der Welt sind große Fenster zum Vorschein gekommen, die seit 1953 zugemauert waren, und Stuck-Verzierungen sind ersetzt, die schon vergessen schienen. Der überraschendste Eindruck ist aber: Das „Steintor“, seit vielen Jahrzehnten von grauem Putz bedeckt, ist grün! So wie höchstwahrscheinlich schon als „Walhalla“ in den 1920er Jahren.

"So schön war es noch nie"

„Wenn man vom Riebeckplatz herunter kommt, leuchtet das Steintor jetzt schon von weitem“, ist Rudenz Schramm begeistert. Der Geschäftsführer der privaten Steintor-GmbH, der das Veranstaltungshaus Haus seit 1996 gehört, ließ am Donnerstag alle Bauplanen fallen.

Das Steintor-Varieté wurde 1889 eröffnet und kann damit - bisher unwidersprochen - als das älteste Varieté-Theater der Welt gelten. An dem Tempel der leichten Muse wurde seither baulich hemmungslos herumgedoktert. Nun hat man den Zustand der 1920er Jahre wiederhergestellt. „Aber so schön war es noch nie“, ist Rudenz Schramm überzeugt. Ob die Fassade damals freilich wirklich aus solch einem grünem Edelputz bestand, ist nicht sicher. Der Restaurator hat mit dem Denkmalschutz diese Farbe festgelegt, weil sie zur gleichen Bauzeit im Lutherviertel verwendet worden war.

Die Fassadensanierung musste bis 2013 abgeschlossen sein. So war es vertraglich mit der Kommune festgelegt. Es war eine Bedingung für die öffentliche Förderung der Steintor-Sanierung. Wann aber auch das ganze alte Haus hinter der glänzenden Fassade modernisiert wird, dazu äußerte sich Schramm am Donnerstag nicht. Ursprünglich war von Oktober 2014 die Rede gewesen. Geplant ist, das Foyer um rund 500 Quadratmeter zu erweitern. Dafür wird der jetzige Wirtschaftshof hinten, an der Luisenstraße, überbaut. Auf dem Dach des Foyers ist eine große Terrasse geplant. Treppenhäuser werden modernisiert, Fahrstühle eingebaut. In Fassade und Modernisierung sollen drei Millionen Euro investiert werden.

Die GWG will in der Altstadt investieren

Bis 2015 fertig sein soll dagegen der Bau eines Wohn- und Geschäftshaus links neben dem Bühnenhaus. Laut Rudenz Schramm will das kommunale Wohnungsunternehmen GWG in der Altstadt investieren. Wichtiger Nebeneffekt: Eine 50 Meter lange Passage entsteht, die einen wichtigen Zugang zum Steintor-Campus der Universität schaffen soll, der geradehinter dem Steintor gebaut wird. Gemeinsam mit dem ab 2014 von der Stadt geplanten Umbau des gesamten Steintorplatzes durch die Kommune werden diese Umbauten positive Auswirkungen auf das ganze Steintor-Viertel haben.

Die Fassaden-Rekonstruktion ist also ein Auftakt. Die schmucklosen expressionistischen Giebel, die ursprünglich mal im Jahr 1924 aufgesetzt wurden, haben ihre Schmuckelemente zurückerhalten, auch ein Sims wurde wieder angebaut. Vor allem aber ist die frühere Fassaden-Struktur mit den sieben großen Fenstern wieder hergestellt. Von den sieben Fenstern sind noch fünf original von 1860. Der Eingang zum „Steintor“, dieser Gebäudeteil ist jünger als das Haupthaus, bleibt unverändert. Über der Tür mit dem Baldachin wird auch weiter Werbung für die Veranstaltungen im weltweit ältesten Varieté angebracht.

Das Varieté wurde oft verändert. So sah es vor der Sanierung aus.
Das Varieté wurde oft verändert. So sah es vor der Sanierung aus.
StEintor Lizenz