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Sportart-Wechsel Sportart-Wechsel: Aus dem Wasser auf das Wasser

Von Petra Szag 03.03.2014, 21:46
Am Montag trainierte Jan Fankhänel schon wieder im Ruderkasten im Bootshaus an der Saale.
Am Montag trainierte Jan Fankhänel schon wieder im Ruderkasten im Bootshaus an der Saale. Schulz Lizenz

Halle (saale)/MZ - Seine Schwimmhose hängt nach dem Wettkampf am Wochenende in der Neustädter Halle noch zum Trocknen auf der Leine. Wenn Jan Fankhänel die nächsten Tage zum Training geht, braucht er die auch gar nicht. Denn den 18-Jährigen zieht es nun wieder ins Bootshaus der Ruderer auf das Ergometer. Der Sportschüler, der kurz vor seinen Abiturprüfungen steht, hat nämlich das Metier gewechselt. Aus dem ambitionierten Leistungsschwimmer ist ein nicht weniger ambitionierter Ruderer geworden. Der Start an der Seite seiner alten Trainingsgefährten im Wasser war also so etwas wie eine nostalgischer Ausflug in die Vergangenheit.

Unglaubliche Kraft

Und dabei hatte sich der frühere Rückenspezialist gar nicht so schlecht angestellt. Über 50 Meter schaffte er sogar den Sprung ins Finale. Dort verfehlte er als Vierter das Treppchen nur haarscharf. Für Schwimmtrainer Frank Embacher war das keine Überraschung. „Der Junge hat eine unglaubliche Kraft“, nennt Embacher den wohl größten Vorteil, aus dem der Zweimetermann hier wie da Kapital schlägt. Und es ist ja auch nicht so, dass der im Vorjahr immerhin drittbeste Rücken-Sprinter seines Jahrgangs bundesweit von heute auf morgen alles verlernt hat. Vor allem auf den Sprintstrecken scheint da immer noch so einiges möglich.

Seine hervorragende Physis war schließlich der Grund dafür, Fankhänel umzuschulen. Als Schwimmer, das denken jedenfalls die Experten, hat er das Ende der Fahnenstange nahezu erreicht. Für den Nachwuchssportler war das nicht einfach zu akzeptieren, „zumal ich mich ja kontinuierlich weiterentwickelt habe“, gibt er zu.

Sollte es das gewesen sein? War er etwa umsonst vor drei Jahren von Nürnberg in das Leistungszentrum an die Saale gewechselt? „Jan hat das Wassergefühl, das Feeling, das kann er beim Rudern noch besser einsetzen“, ist der SV-Schwimmtrainer Embacher überzeugt.

Idee beim „Trockentraining“

Gekommen sei ihm und seinen Trainerkollegen dieser Gedanke beim „Trockentraining“ auf dem Ruderergometer. Nach einem Gespräch mit Ruder-Coach Frank Köhler wurde das Experiment „aus dem Wasser auf das Wasser“ gestartet. Fankhänel ist nicht der Erste, der das versucht. Ulf Sauerbrey zum Beispiel hat es bis zum Weltmeister gebracht. Mit Carl Ertel wurde der Ex-Schwimmer aus Halle 1983 Champion im Zweier ohne Steuermann. Ja, sogar Einer-Olympiasieger Thomas Lange hatte seine Karriere einst als Bahnenzieher im Becken begonnen.

An solche Erfolge denkt Neu-Ruderer Fankhänel nicht. Oder spricht sie zumindest nicht laut aus. Erst einmal will er sich alle Zeit der Welt nehmen und mit der Technik vertraut machen.

Das tut er im Augenblick allein, nach den Trainingsplänen seines nunmehrigen Coachs Köhler. Dieser ist mit Fankhänels neuen Trainingspartnern gerade in Kroatien. Dort bereiten sie sich auf die Qualifikation für die Saisonhöhepunkte vor. Für Fankhänel käme ein solches Camp zu früh. „Ich muss ja praktisch erst noch lernen, von dem nur 28 Zentimeter breiten Boot nicht ins Wasser zu fallen“, sagt er augenzwinkernd. Im Training auf der damals gerade zwei Grad kalten Saale ist er schon ungewollt auf Tauchstation gegangen.

Studium geplant

In diesem Sommer wird es also noch nichts mit großen Ruderwettkämpfen. Was zu verschmerzen ist, denn Fankhänel will auch nach Abschluss der Sportschule in Halle bleiben. Mit dem Abitur in der Tasche - er hofft auf einen Abschlussdurchschnitt von 1,9 - strebt er ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der MLU an.

Parallel dazu läuft das Rudertraining. Die Umstellung fällt ihm nicht schwer, denn es gibt viele Gemeinsamkeiten: „Auch als Ruderer hast du zwei Trainingseinheiten am Tag, das Training ist hart und du brauchst viel Kraft“, sagt er.

Und was sagt seine Familie dazu? „Sie unterstützen mich bei allem, was ich tue“, sagt er schmunzelnd. „Meine Großeltern in Chemnitz haben mir Mut gemacht und aus Spaß gesagt: Jetzt machst du endlich mal was Gescheites an der frischen Luft.“

Beim SV-Meeting schwamm Jan Fankhänel die Freistil- und Rückenstrecken.
Beim SV-Meeting schwamm Jan Fankhänel die Freistil- und Rückenstrecken.
schulz Lizenz