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«So sehen Sieger aus»

Von MICHAEL FALGOWSKI 27.06.2010, 20:49

HALLE/MZ. - "So sehen Sieger aus", skandierten die Fans immer wieder. So klang es aus 4 000 Kehlen nach der Hitzeschlacht des Public Viewing am Thüringer Bahnhof. 300 Fans sangen dieses Lied auch auf dem Markt, als sie das Händel-Denkmal beflaggten. "Händel ist ein Deutscher und kein Engländer. Wer will schon ein Verlierer sein", brüllte begeistert der bunt geschminkte Mario Köder - und stieß kräftig ins Vuvuzela-Horn.

Die Fans, die sich Sonntagabend selbst als Sieger fühlten, strömten nach dem Spiel überall aus den Kneipen auf die Straßen der Stadt. Und sie setzten sich in Autos. Was noch fahren konnte, ließ die Hupen nicht los - ein Freudentaumel in Schwarz-Rot-Gold. "Das ist Superklasse. Die Engländer hatten gar keine Chance. Und wer bitte ist eigentlich Argentinien?", kreischte Heike Immig aus Sangerhausen. Mit ihrer Freundin saß die Studentin bei einem oder auch mehreren Gläsern Prosecco in der Kneipenmeile Sternstraße. Dort verfolgten rund 500 Fans das Spiel.

Mit der Frage nach dem nächsten Gegner der Löw-Trupe beschäftigte sich nach dem Spiel erstmal niemand - Party war angesagt. Und die Polizei an vielen Stellen vorbeugend im Einsatz. Ein einziger großer Autocorso formierte sich allerdings nicht. "Es kamen nur rund 40 Autos zusammen, die zwischen Feuerwache und Hallorenstraßen auf der Magistrale fuhren", bilanzierte Polizeisprecherin Ulrike Diener. Die Fans seien dort auch um 20 Uhr noch im Auto unterwegs gewesen. Insgesamt hätten die Party-Aktionen der feiernden Fußballfans aus Polizeisicht aber im grünen Bereich gelegen. Auch wenn am Riebeckplatz und in der Großen Ulrichstraße zeitweise keine Straßenbahnen fuhren und die Hochstraße kurzzeitig gesperrt wurde.

Doch wurden verschiedentlich Straßen durch die Massen blockiert. So am Moritzburgring / Große Ulrichstraße. An der Kreuzung versammelten sich erneut rund 400 Fans, die Böller warfen und die Straße besetzten. Dabei kam es laut Polizei zu einem ernsten Vorfall: Der Fahrer eines von enthemmten Fans umlagerten Autos fuhr rasch zurück, um später wieder auf die Fans zuzufahren. Diese sollen ihn daraufhin aus dem Auto geholt haben, der Fahrer liege im Krankenhaus. Zahlreiche Polizisten rückten schließlich an, um für Ordnung zu sorgen.

An vielen anderen Orten wurde noch stundenlang gefeiert. "Die Party geht jetzt erst los", rief ein junger Mann in der Ulrichstraße. Das sah auch Michael Wünsch so, der dort mit Freunden - und 400 anderen - das Spiel verfolgt hatte: "Das war endlich mal ein Spiel. Da war alles drin. So etwas wollen wir bei der WM noch weiter sehen." Dafür sieht es gut aus. Tatsächlich stehen inzwischen überall in der Stadt die Fernseher draußen. Das Überangebot dürfte auch dazu geführt haben, dass am Thüringer Bahnhof mit 4 000 Besuchern des Public Viewing erstmals kein neuer Rekord erreicht wurde.