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Singen und Filmen hinter Gitterstäben

Von Stephan Weidling 27.07.2007, 14:52

Halle/MZ. - Am Freitag präsentierten die Sängerinnen des Gefängnis-Frauenchors "Red-Bull-Sisters" ihre erste DVD im Roten Ochsen. Seit nunmehr vier Jahren leitet Viola Rieck den Frauenchor der Justizvollzugsanstalt (JVA) Roter Ochse. Gerade die ersten Monate allerdings gestalteten sich äußerst schwierig: "Am Anfang kamen nur zwei Frauen zu den Stimmproben. ,Keine Lust', war die häufigste Ausrede", sagt Viola Rieck. Doch nach und nach ließen sich die Gefangenen von der Musik inspirieren. "Wenn ich wütend bin, kann ich meine Gefühle beim Singen rauslassen", sagt eine

der inhaftierten Frauen. Längst hat sich der Chor für viele zu einer willkommene Abwechslung im trockenen Gefängnisalltag entwickelt. "Wir stärken damit auch unser Zusammengehörigkeitsgefühl", berichtet eine weitere Gefangene.

Einige ihrer Lieder singen die Red-Bull-Sisters zusammen mit dem halleschen Frauenchor "Miss Klang", deren Leiterin ebenfalls Viola Rieck ist. Beide Chöre arbeiten seit Jahren Hand in Hand. Ingrid Kotte, Mitglied von "Miss Klang" stellte bereits nach kurzer Zeit fest: "Das sind alles Frauen wie du und ich, die Spaß am Singen haben." Zur DVD-Präsentation der Red-Bull-Sisters am Freitag waren die auf freiem Fuß lebenden Sängerinnen des "Miss Klang"-Chors auch in der JVA anwesend.

Entstanden ist das DVD-Projekt in Zusammenarbeit mit der Medienanstalt Sachsen-Anhalt. Deren mit Kameras und Schnitt-Technik voll gestopftes Medienmobil machte im Februar für zwei Tage im Roten Ochsen Halt. Im Rahmen des zweitägigen Workshops "Wie entsteht ein Film" setzten sich die inhaftierten Frauen unter anderem mit Techniken zur Kameraführung auseinander.

Nach gut zweimonatiger intensiver Tüftelei am Filmschnitt entstand ein halbstündiger Streifen, der sich vorrangig mit der Entstehung des Chors befasst. Gespickt ist das Werk zudem mit vielen Gesangsaufnahmen der Red-Bull-Sisters.

Während der Filmvorführung, der auch JVA-Leiter Hans-Jürgen Stach beiwohnte, sorgte besonders Rod Stewarts "I am sailing" für Gänsehautstimmung. Am Ende lobte Martin Heine, Chef des Medienkompetenzzentrums Halle, alle Beteiligten: "Das war eine auszeichnungsreife Leistung."