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Mindestlohn für Friseure Mindestlohn für Friseure: Färben Hallenser künftig selbst?

Von SILVIA ZÖLLER 24.04.2013, 20:20
Robert Nicolas schließt höhere Preise im Salon nicht aus.
Robert Nicolas schließt höhere Preise im Salon nicht aus. Meinicke Lizenz

HALLE/MZ - Nach der Einigung auf einen Mindestlohn von 8,50 Euro in der Friseur-Branche befürchtet die Handwerkskammer Halle auch höhere Preise für Kunden in der Saalestadt. Deswegen könnten künftig noch mehr Menschen auf Selbstfärben und -schneiden ausweichen, so Kammer-Hauptgeschäftsführer Jürgen Rogahn. Grundsätzlich begrüßt Rogahn den bundesweit einheitlichen Mindestlohn für die Friseure, doch er warnt: „Es besteht auch eine Konkurrenzsituation der Friseurbetriebe mit Schwarzarbeit. In deren Bekämpfung war der Staat bisher nicht so erfolgreich, weil die Verfolgung zum Teil schwierig ist.“

Positiv sehen es dagegen die Friseurmeister selbst. „Ich habe mich sehr über diese tolle Nachricht gefreut. Wir kämpfen seit Jahren dafür“, sagt Marlies Fiedler-Richter vom Vorstand der Friseur-Innung Halle-Merseburg-Saalkreis. Sie meint, dass damit der Beruf wieder interessant wird. In Halle gibt es rund 170 Friseurbetriebe, zum Teil mir mehreren Filialen.

Im August sollen die Löhne auf mindestens 6,50 Euro steigen und bis 2015 auf 8,50 Euro. „Das ist nur bei Preisanpassungen realistisch“, sagt der hallesche Friseurmeister Robert Nicolas. Wie viele andere aus dem Fach prophezeit er höhere Preise in der kompletten Branche. Möglich sei auch, dass einzelne Betriebe schließen müssen. Doch das findet der ehemalige Obermeister der Innung nicht dramatisch: „Dadurch werden Fachkräfte freigesetzt und davon gibt es zu wenige.“

Das können wohl viele Friseure in Halle bestätigen: Ein halbes Jahr lang hat zum Beispiel René Duhre für seinen Laden im Paulusviertel Verstärkung gesucht. „Der Beruf hat seine Attraktivität durch die Niedriglöhne verloren“, bedauert der Friseurmeister, der seinen Angestellten schon jetzt bis zu 7,50 Euro zahlt. Doch das Problem liege darin, dass mehr als die Hälfte der Lehrlinge die Ausbildung abbrechen, weil der Beruf wegen des geringen Verdienstes wenig attraktiv sei.

„Wir brauchen Fachkräfte und eine ordentliche Bezahlung“, sagt Jens Koegel. Der Friseurmeister betreibt vier Filialen mit 13 Mitarbeitern. Koegel zahlt bereits jetzt bis zu zwölf Euro Stundenlohn. Daher werde der nun beschlossene Mindestlohn zumindest in seinen Filialen keine Preisanhebungen mit sich bringen.