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Milonga in den ehemaligen Bayerischen Bierstuben

Von KATJA PAUSCH 21.09.2009, 17:56

HALLE/MZ. - Prompt gibt es eine kleine Kollision mit dem Nachbar-Paar, aber nach einem entschuldigenden Lachen geht es entschieden entspannter weiter.

So sieht fast jeder Anfängerkurs im Tango-Tanzen aus - für Mirjam Trepte inzwischen Alltag. "Tango", beschreibt die Tango-Lehrerin, "vereint für mich alles Schöne im Leben: Die Freude an den Bewegungen des eigenen Körpers, die wortlose Zwiesprache und Verbundenheit, eine wunderbar vielfältige Musik."

Rock'n'Roll zur Tanzstunde

Die ersten Schritte auf der Tanzfläche machte Mirjam Trepte 1984. Da war es allerdings noch Rock'n'Roll und ihr Tanzpartner der eigene Vater beim obligatorischen Tanzstunden-Abschlussball. Zwölf Jahre und ein Architekturstudium später sollte es dann der argentinische Tango sein, dem sich die heute 40-Jährige mit ganzem Herzen verschrieben hat. So intensiv, dass die zweifache Mutter ihren Beruf als Web-Designerin aufgegeben und nun als Lehrerin anderen Tangobegeisterten die ersten Schritte wie Ochos und Barridas des berühmten argentinischen Tanzes nahe bringt.

"Der Tango hat auch in Halle immer noch nichts von seiner Faszination verloren", weiß Mirjam Trepte. Im Gegenteil - die Saalestadt hat, wie viele andere Städte, eine lebhafte Tango-Szene. Das ist nicht zuletzt auch ein Verdienst der tanzbegeisterten Hallenserin, die zunächst in der Evangelischen Studentengemeinde in der Puschkinstraße, später dann im Circus Varieté die ersten Schritte erlernte. Gemeinsam mit Klaus Breese und Esther Wolff gründete Mirjam Trepte 2003 den Verein Tango Varieté, der sich der Pflege und Verbreitung des Tangos verschrieben hat. Irgendwann jedoch war es der sympathischen Frau mit der markanten Kurzhaarfrisur zu wenig, einfach nur selbst zu tanzen. "Ich hatte inzwischen so viel Wissen und Können angehäuft, dass ich das gerne weitergeben wollte", sagt sie. Seit 2004 unterrichtet Mirjam Trepte nun selbst, und 2007 schloss sie ihre zweijährige Ausbildung zur Tangolehrerin in Bremen als Meisterschülerin bei den renommierten Tanzlehrern Gerrit Schüler und Michael Domke ab. Neben Studienreisen ins Ursprungsland des Tangos - nach Argentinien - ist Mirjam Trepte auch überregional aktiv: Kurse auf Schloss Goseck, in Leipzig und Beesenstedt, die Organisation des Sommer-Camps "Phantas-Tango" in der Pfännerhall Braunsbedra.

Eigenes Studio im Saal

Vor wenigen Wochen zog Mirjam Trepte in ein eigenes Domizil: in den historischen Saal in der Händel-Galerie in der Großen Ulrichstraße. In dem 1880 erbauten Gebäude hatte Ende des 19. Jahrhunderts Inhaber Paul Wischnewsky die Gaststätte "Mars la Tour" eröffnet, später, in den 30er Jahren, hielten an gleicher Stelle die Bayerischen Bierstuben Einzug. Nach der Nutzung als Delikatessenladen und Heimstatt der Kiebitzensteiner ist der Saal nun ein Tango-Studio. "Ein phantastischer Raum", schwärmt deren Nutzerin. Sie wolle zum einen Kurse und Workshops geben, zum anderen so etwas wie eine "Studio-Mutter" für andere Kursleiter mit ähnlichen Angeboten sein. Neben Tango-Klängen zur Milonga - so nennen die Tangueros ihre Tanztreffs - gibt es dann in den einstigen Bierstuben ergänzende Kurse in Körperarbeit, Selbstfindung oder Tai Chi. "Tango ist schön, und Tango macht schön", sagt Mirjam Trepte. Der Tanz sei wie das Leben: sehnsüchtig, traurig - und oft sehr fröhlich.