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Millionen-Investition in Döllnitz Millionen-Investition in Döllnitz: Neue Perspektive nach langer Arbeitslosigkeit

Von Ralf Böhme 24.09.2001, 17:39

Döllnitz/MZ. - Gleich zehn Arbeitsplätze für behinderte Menschen hat ein mittelständisches Unternehmen, die Sortek-Gesellschaft für Recycling und Entsorgungsleistungen, in der Saalkreis-Gemeinde Döllnitz geschaffen. Sachsen-Anhalts Sozialministerin Gerlinde Kuppe (SPD) überreichte den neuen Mitarbeitern am Montag die unbefristeten Arbeitsverträge.

Die Männer und Frauen wurden in den vergangenen drei Monaten auf die Tätigkeit in einer modernen Sortieranlage für Altstoffe vorbereitet. Die Investitionssumme betrug nach Angaben der Betreiber mehr als vier Millionen Mark. Der offiziellen Inbetriebnahme ging ein mehrwöchiger erfolgreicher Probebetrieb voraus. Etwa die Hälfte der Kosten trug das Land. Rund zwei Millionen Mark wurden Kuppe zufolge für die Anschaffung eines Radladers, eines Baggers und weiterer Technik verwendet. Damit unterstütze man das beispielhafte Engagement des Unternehmens für behinderte Menschen, die es auf dem Arbeitsmarkt noch schwerer hätten als andere. Kuppe hob hervor, dass den Mitarbeitern eine Arbeitsplatz-Garantie von fünf Jahren eingeräumt wurde. Sollte die Anlage später wie geplant zweischichtig rollen, könnten noch einmal zehn bis zwölf Arbeitsplätze entstehen.

Zu den Glücklichen, die das Arbeitsamt auf eine Stelle vermittelte, gehört Ulf Trümpler aus Halle. Der 36-Jährige steht nunmehr als erster Sortierer am Band und fischt Verwertbares heraus. Holz, Metall, Pappe und Folie verteilt der kräftige Mann in diverse Behälter, deren Inhalt später in die Presse kommt. "Hinter mir liegen acht schlimme Jahre ohne Job", sagte der ehemalige Feuerwehrmann. Nach dem Ausbruch einer schweren Zuckerkrankheit habe er den Dienst in Leuna quittieren müssen. Der Neuanfang begann für ihn vor einem halben Jahr, als er als Bauhelfer die Anlage mit errichtete.

Die Technik ist nach Angaben der Betreiber so ausgelegt, dass dort jährlich etwa 80 000 Tonnen Altstoffe zur Weiterverwendung sortiert werden können. Die ersten Lieferungen kamen vor allem aus dem mitteldeutschen Raum und aus Bayern. Diana Markwardt aus Rodden im benachbarten Landkreis Merseburg-Querfurt fungiert als Waage-Meisterin. Eigentlich ist sie Facharbeiterin für Fernmeldeverkehr und hat eine Umschulung zur Fachkraft für Call-Center abgeschlossen. Doch seit einer Operation, sagte die junge Frau, sei sie als schwer beschädigt eingestuft und gelte deshalb als schwer vermittelbar. Um so mehr freue sie sich, wenn sie ihrem zehnjährigen Sohn Chris den neuen Arbeitsvertrag zeigen kann. "Nun verdiene ich endlich wieder mehr als die Arbeitslosenhilfe."

Bernd Rauchfuss, der früher Dreher und Feinmechaniker im Ammendorfer Uhrenwerk war, verwies auf die vergleichsweise günstigen Arbeitsbedingungen. Die Sortierung ist in einem Raum untergebracht, der über eine besonders leistungsfähige Klimaanlage verfüge. Geschäftsführer Günter Lorenz: "Der Luftaustausch erfolgt so schnell, dass kein Staub die Luft verschmutzt." Ein Mundschutz, nach dem Sozialministerin Gerlinde Kuppe fragte, sei deshalb nicht notwendig.