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Kräutergarten am Südhang

Von KORNELIA PRIVENAU 22.05.2009, 16:10

WETTIN/MZ. - "Der Blick lohnt sich sogar bei schlechtem Wetter", sagt die Chefin des Wettiner Kulturvereins, Hiltrud Blaue.

Vor zwei Jahren war die Idee entstanden, den Südhang irgendwie zu beleben und den Touristen die tolle Aussicht zu ermöglichen. Im Verein wurden Vorschläge gewälzt und natürlich auch hin und her gerechnet. Zu diesem Zeitpunkt war die Verwaltungsleiterin des Burg-Gymnasiums, Jutta Walther, bereits mit im Boot. "Das Gymnasium war so wie wir an diesem Projekt interessiert. Es waren immerhin 160 Quadratmeter, die wir gestalten wollten", so Blaue weiter.

Partner bei der Lösungssuche war auch Harald Klimmt, der Gärtner aus Beesenstedt. "Es ist schon schwieriger Boden, der nicht für jede Pflanze geeignet ist. Der Südhang ist sehr trocken, es muss regelmäßig gegossen werden", so der Fachmann, der sich noch gut an die Anfänge erinnert. Er entwickelte einige Konzepte, die Bodenbepflanzung und Hochbeete kombinierten. "Zum Burgfest 2006 gab es den ersten Spatenstich für das Projekt, das inzwischen auch von der Allianz finanziell gefördert wird", sagt Hiltrud Blaue.

Wolfgang Amelang und Karl Dobberstein - beide sind Kulturvereins-Mitglieder - nahmen sich des Südhanges an. Pflege und Bewässerung, damit füllen die beiden Männer nun einen Teil ihrer Freizeit aus. Und es gibt sogar eine Kräuterfrau. Diese Rolle hat die Gymnasiastin Sarah Wichmann übernommen.

Gärtner Harald Klimmt hat Salbei, Rosmarin, Lavendel, Schafgarbe, Liebstöckel, Spitzwegerich, Steinkraut - kurz und gut, fast alle bekannten heimischen Kräuter - für den besonderen Garten und seine Hochbeete ausgesucht. Dass Amelang und Dobberstein nicht jede Gießkanne Wasser den Hang hinauf schleppen müssen, ist der Verlängerung einer Wasserleitung zu danken, so die Vereinschefin.

Seit der Kräutergarten blüht, überrascht Kräuterfrau Sarah die Burgfest-Besucher mit ihren kleinen Kräutersträußen. Und noch etwas ist passiert: Zucchini sind angepflanzt worden und gedeihen sogar, sagt Hiltrud Blaue. Für die Internatsküche, deren Speiseplan nun auch damit bereichert wird.

Der Hang hat, glaubt man der Überlieferung, als so genannter Räderberg traurige Berühmtheit erlangt. Bis ins späte Mittelalter seien hier Hinrichtungen vorgenommen worden, heißt es. Drei könne man laut Landesarchiv sogar belegen. Da sei beispielsweise eine Frau aufs Rad geflochten und ein Mann wegen Sodomie hingerichtet worden - samt Ziege und Lämmchen!

"Lediglich für Hexenverbrennungen fanden sich keine Beweise", sagt Hiltrud Blaue. So klingt der Stadtrundgang auf der Oberburg doch noch versöhnlich aus: in betörendem Duft und bei einer atemberaubenden Aussicht ins Flusstal.