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Begehrteste Schule in Halle Integrierte Gesamtschule Halle (Saale): Schulleiter erklärt, womit seine IGS punktet

16.03.2017, 10:00
Die IGS in Halle ist ein imposanter Schulaltbau.
Die IGS in Halle ist ein imposanter Schulaltbau. Thomas Meinicke

Halle (Saale) - Alle wollen an die IGS. Bei den Erstwünschen für weiterführende Schulen in Halle liegt die Integrierte Gesamtschule am Steintor auf Rang 1. Auf 104 freie Plätze kommen 193 Bewerber. Wieso das so ist und ob der Ruf von Gesamtschulen noch immer schlechter ist als der von Gymnasien, darüber hat MZ-Redakteur Oliver Müller-Lorey mit Schulleiter Volker Paschkowski gesprochen.

193 Schüler wollen an Ihre Schule. Was machen Sie besser als andere?
Paschkowski: Wir sehen dieses Phänomen schon seit mehreren Jahren. Ich glaube, die Lage spielt eine wichtige Rolle. Durch die Sanierung der Schule ist die ganze Umgebung zusätzlich viel angenehmer. Beim Neuen Städtischen Gymnasium am Hallmarkt sieht man meines Ermessens, wie wichtig die Lage ist. Es gibt extrem viel mehr Bewerber als Plätze, obwohl es ja noch nicht richtig bekannt sein kann.

Ist die Lage alles?
Paschkowski: Nein. Ein Vorteil ist sicher auch, dass die Eltern die Entscheidung über den Bildungsabschluss verschieben können. Normalerweise müssten sie ihrem Kind ja schon in der vierten Klasse eine Laufbahn zuweisen. Bei uns entscheidet sich in der zehnten Klasse durch die Noten, ob der Schüler Abitur macht. Und das zusätzliche Jahr, dass Schüler dann vor der Oberstufe noch machen müssen, schreckt Eltern nicht so ab, wie ich es zuerst befürchtet hatte. Auch unsere Kleingruppenmodelle und unser Ganztagsangebot führen sicher zu einem guten Ruf.

Der Stadtrat hat beschlossen, die Schule viergliedrig führen zu wollen. Thomas Senger, der Vorsitzende des Stadtelternrates schlägt aber fünf fünfte Klassen vor. Was finden Sie denn besser?
Paschkowski: Dazu äußere ich mich nicht. Der Stadtrat muss Entscheidungen im Interesse der Kinder unserer Stadt treffen. Wir sind zur Zeit durchgängig fünfgliedrig und können zum Beispiel die Klassenräume nicht als Wohnzimmer der Schüler oder Sprachkabinett nutzen.

Lange Zeit fanden es Eltern schicker, wenn auf dem Abiturzeugnis ihres Kindes ’Gymnasium’ und nicht ’Gesamtschule’ steht. Ist das immer noch so?
Paschkowski: Ja, das ist bei vielen tatsächlich immer noch so. Sie haben den Begriff Gymnasium lieber. Aber das hat sich etwas abgeschwächt - unter anderem weil Betriebe unsere Abschlüsse oft als Bonus betrachten. Und seit ein paar Jahren entscheiden die Eltern allein, ob sie ihr Kind aufs Gymnasium schicken - das hat die Bedingungen an den Gymnasien wesentlich geändert.

Aber die Schlechten scheitern doch dann in den ersten Jahren?
Paschkowski: Nicht unbedingt. Zum einen bilden sich erfahrungsgemäß auch in sehr heterogenen Gruppen Leistungsstrukturen und Schüler entwickeln sich zu Leistungsträgern. Außerdem werden in Schulen, die im Bestand gefährdet sind, Lehrer zweimal überlegen, ob sie durch Notengebung das gesamte Angebot abschaffen. Lehrer sind da nicht anders als andere Arbeitnehmer.

(mz)

Volker Paschkowski
Volker Paschkowski
Archiv/Günter Bauer