Losverfahren an Schulen Losverfahren an Schulen in Halle (Saale): Klagen Eltern ihre Kinder ein?
Halle (Saale) - In der nächsten Woche beginnt in Halle das Losverfahren für die Aufnahme von Fünftklässlern an den weiterführenden Schulen der Stadt.
Für das neue Schuljahr 2017/18 sind nach den Erstwünschen der Eltern drei von fünf kommunalen Gymnasien, beide Integrierte Gesamtschulen (IGS) sowie die Sekundarstufen der zwei Kooperativen Gesamtschulen (KGS) zum Teil deutlich überbelegt. Die Stadt will bis Ende April, Anfang Mai Klarheit schaffen, wer welchen Platz letztlich erhält.
Stadt Halle begibt sich bei Gesamtschulen auf dünnes Eis, warnt der Stadtelternrat
Bei den Gesamtschulen begibt sich die Stadt auf dünnes Eis, warnt Thomas Senger, Vorsitzender des Stadtelternrats. „Die Eltern haben einen Rechtsanspruch bei der Wahl der Schulform. Das kann die Stadt nicht ignorieren.“
Für die IGS am Steintor liegen beispielsweise Bewerbungen für 193 Plätze vor - allerdings können nur 104 besetzt werden. „Wir werden den Eltern, die eine Ablehnung erhalten, andere Angebote unterbreiten“, sagte Christine Radig, Abteilungsleiterin für Schulen in der Stadtverwaltung, auf dem jüngsten Bildungsausschuss.
Stadtelternrat Senger: „Wenn Eltern gegen die Stadt klagen, hat die Verwaltung ein Problem.“
Senger hakte daraufhin nach, wollte wissen, ob die Stadt bei Absagen die betroffenen Eltern auf ihren Rechtsanspruch hinweise. Vorgesehen sei das nicht, entgegnete Radig. „Wenn Eltern gegen die Stadt klagen, hat die Verwaltung ein Problem“, ist Senger überzeugt.
Er setzt sich dafür ein, beide IGS fünf- statt vierzügig aufzustellen. Dafür müsste der Stadtrat aber seinen Beschluss von 2016 revidieren, die IGS am Steintor nur mit vier Klassen pro Jahrgang zu führen. „Die Stadt hat Angst, Fördermittel zurückzahlen zu müssen, aber die ist aus meiner Sicht unbegründet.“
2007 hatte die Schule Fördermittel erhalten und im pädagogischen Konzept die Vierzügigkeit angegeben. Das dürfe man aber nicht als Dogma sehen.
Gymnasien in Halle sehen Losverfahren gelassen entgegen.
An den Gymnasien sieht man gelassen auf das Losverfahren. „Das Spiel kennen wir doch. Viele Eltern melden ihre Kinder an mehreren Schulen an, darunter an Spezialschulen mit Eignungstests. Letztlich rüttelt sich das schon irgendwie zurecht. Das haben wir 2016 ja selbst erlebt, als wir nach dem ganzen Prozedere erstmals alle Wünsche erfüllen konnten“, sagt Thomas Gaube, Leiter des Thomas-Müntzer-Gymnasiums. Für das „TMG“ liegen 182 Anmeldungen für 104 Plätze vor.
Auch das Neue Städtische Gymnasium liegt bei Eltern hoch im Kurs
Nach wie vor hoch im Kurs liegt auch das Neue Städtische Gymnasium (NSG) am Hallmarkt. 184 Kinder wurden gemeldet, auch hier stehen nur 104 Plätze zur Verfügung. „Natürlich werten wir den Zuspruch als Erfolg für unsere Philosophie“, meint Schulleiter Jan Riedel.
Offenbar lassen sich die Eltern auch nicht von der Baustellenatmosphäre abschrecken. Ab April sollen Mensa und Aula saniert werden. „Die Abläufe sind so geplant, dass der Unterrichtsbetrieb nicht gestört wird“, sagt Riedel. Wie die anderen „Direktoren“ ist er indes überzeugt, dass es auch künftig keine Alternative zum Losverfahren in Halle geben wird.
Die Stadt rechnet zum Schuljahresbeginn am 10. August mit insgesamt 1.701 Fünftklässlern. 2016 sind es 1.604 Mädchen und Jungen gewesen. (mz)