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Im Bann der alten Schriften

Von Michael Tempel 28.10.2007, 18:31

Halle/Saalekreis/MZ. - Dass das gedruckte Wort bei den Menschen weiter einen hohen Stellenwert einnimmt, beweist das rege Interesse am am Sonntagag der historischen Bibliotheken. Landesweit gewährten unter dem Motto "Verborgene Bücherwelten" 40 Einrichtungen mehreren tausend Besuchern Einblick in ihre Bestände, darunter zwölf Häuser in Halle und im Saalekreis.

Bei Führungen, Vorträgen und Rundgängen konnten die Gäste unter anderem den Wechsel der Buch- und Schriften-Herstellung nachvollziehen. So erläuterte Jens Wehmann anhand einer Sonderschau mit alten Notensammlungen im Händel-Haus - eine direkte Besichtigung der kleinen Bibliothek des Hauses war nicht möglich -, wie anno dazumal Notenblätter gefertigt wurden. Während etwa Bach seine Kompositionen per Hand habe niederschreiben lassen, bediente sich Kollege Händel neuerer Verfahren: "Händel hat Drucke anfertigen lassen und verkauft", so Wehmann. Von der Handschrift zum Letterndruck über die Lithografie zum Offsetdruck: Der Fortschritt revolutionierte den Notendruck.

"Das war sehr interessant und aufschlussreich", sagte Händel-Haus-Besucherin Sara Fischer. Die 23-Jährige zählte zu einer Gruppe Studenten der Uni Leipzig, die den Bibliothekstag zu einer Exkursion zum Thema Buchwissenschaften nutzte. Auf dem Programm der Leipziger sowie mehrerer hundert weiterer Besucher standen natürlich auch die Franckeschen Stiftungen. Deren imposante Kulissenbibliothek beherbergt allein etwa 35 000 alte Schriften wie Predigten und Bibelübersetzungen.

Wer außerhalb Halles Büchereien besuchen wollte, konnte an Busfahrten auf drei Routen teilnehmen, die am Vormittag vor den Stiftungen starteten. 150 Personen nutzten dieses Angebot. Besonders gefragt war die Fahrt zu Bibliotheken im Harz. "Uns interessiert das Gleimhaus in Halberstadt und die Schlossbibliothek Wernigerode", so Christa Irmisch und ihre Schwester Helene Schaller. "Uns reizt aber auch, dass es eine Reise in den schönen Harz ist." Der Bibliothekstag war von den Franckeschen Stiftungen organisiert worden und Programmteil des Themenjahres "mitteilenswert". Ob es 2008 eine Neuauflage geben wird, steht noch nicht fest.