Jahrhunderthochwasser Kritik nach Flut 2013: Zweiklassen-Gesellschaft beim Hochwasserschutz in Halle?
Vor zehn Jahren rollte die Saaleflut über Halle. Seitdem ist zwar viel passiert, Bürger aus der Altstadt fühlen sich aber von der Stadt vergessen und ausgegrenzt.

Halle (Saale)/MZ - Zehn Jahre nach dem verheerenden Hochwasser hat die „IG Hochwasserschutz“ die Stadt Halle kritisiert. „Während der Flut gab es eine Welle der Solidarität. Doch diese Solidarität ist gebrochen. Und dieser Bruch hält bis heute an“, erklärt die IG in einem Schreiben. Eine der Ursachen sei der neue Deich am Gimritzer Damm, „der eine Stadtseite schützt und die andere zusätzlich gefährdet“.
Die Kritik daran habe den Bürgern auf der östlichen Flussseite viel Misskredit und öffentliche Beschimpfungen eingebracht. „Daher wird die nach wie vor bestehende Hochwassergefahr für die Altstadt von offiziellen Seiten bis heute verschwiegen“, heißt es.
Nach Saaleflut 2013: Halle hat erhebliche Summen aus Hochwasserhilfe verbaut
Die Interessengemeinschaft wirft der Stadt zudem vor, dass die IG zu offiziellen Terminen rund um das Flutjubiläum nicht eingeladen worden sei, offenbar weil man in der Rathausspitze kritische Töne fürchte. Halle habe nach 2013 erhebliche Summen aus der Hochwasserhilfe verbaut.

„Aber nicht vorrangig für präventive Maßnahmen zum Schutz der Bürger, sondern für die Sanierung einer zuvor schon desolaten Infrastruktur und öffentlicher Bauten.“ Diesbezüglich kritisiert die IG das Neubauvorhaben für den Sophienhafen.
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Dort solle entgegen älterer Pläne nun stark verdichtet gebaut werden – mitten im Überschwemmungsgebiet. Die IG fordert unter anderem Konzepte, wie beispielsweise die Stromversorgung bei einem erneuten Hochwasser abgesichert werden kann. Anfang des Jahres hatte die Stadt auf MZ-Nachfrage erklärt, dass es spezielle Schutzeinrichtungen für die Altstadt nicht geben werde.
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Da Hochwasserschutz primär in der Eigenverantwortung von Grundstücksbesitzern liege, es keine Finanzierungsmöglichkeiten gebe (die Kosten für einen Schutz der Altstadt würden bei rund 20 Millionen Euro liegen) und der Platz etwa für weitere Deiche nicht vorhanden sei, „können seitens der Stadt keine weiteren Maßnahmen eingeleitet werden“.