Halles Osttangente Halles Osttangente: Warum es 51 Jahre von der Idee bis zur Realisierung gebraucht hat

Halle (Saale) - 105 Millionen Euro hat sie gekostet, 20 Jahre Bauzeit in Anspruch genommen und damit vier Bau-Beigeordnete der Stadt beschäftigt. Doch nun ist die Osttangente endlich fertig und durchgängig zwischen der Industriestraße bei Ammendorf und der Bundesstraße 100 befahrbar. Am Mittwoch eröffnete Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) um 10 Uhr den letzten Abschnitt zwischen Delitzscher Straße und B 100. Für den öffentlichen Verkehr wurde er um 16 Uhr freigegeben.
Mammut-Projekt Osttangente: Schon vor 51 (!) Jahren gab es die Idee dazu
Die Straße insgesamt gilt in Halle damit als Rekordhalter, was die Planungs- und Bau-Dauer betrifft. „Die ersten Planungen hat es vor 51 Jahren gegeben. Das muss man sich mal vorstellen“, sagte Wiegand. „Ich kann mich nicht an vergleichbar lang dauernde Projekte erinnern.“ Abgesehen von der ersten Idee vor 50 Jahren begann nach der Wende die konkrete Planung der Trasse.
Als Bau-Beigeordneter von 1990 bis 1994 war Ingo Kautz einer der Väter der „Haupterschließungsstraße Ost“, wie sie offiziell heißt. Kautz war, wie seine drei Nachfolger Wolfgang Heinrich, Uwe Stäglin und René Rebenstorf, am Mittwoch bei der Eröffnung dabei. „Das ist schon ein Hochgefühl, heute auf der Straße zu stehen“, sagte der 76-Jährige. In seine Amtszeit war der Stadtratsbeschluss für den Bau der Trasse gefallen. „Das war 1993. Damals gab es hier noch keine Straße, nichts. Die Erwartungen an die Osttangente sind im Laufe der Zeit gestiegen, der Bedarf wurde immer dringender“, sagte Kautz.
Warum hat der Bau der Osttangente eigentlich so lange gedauert?
Doch der Bau zog sich hin. 1998 wurde der erste Abschnitt zwischen Dieselstraße und B 6 gebaut, 2001 der zweite zwischen Diesel- und Industriestraße. Der dritte Abschnitt wurde 2005 gebaut. Es ist das Stück zwischen Delitzscher Straße und B 6. Als Grund für die lange Bauzeit nannte Wiegand Diskussionen um die Förderquote. Die Stadt habe stets versucht, möglichst wenig selbst zahlen zu müssen.
„Letztendlich wurden 74 Millionen Euro von Bund und Land finanziert“, sagte der OB. Diese Summe bezeichnete er als großzügig. Dass der nun eröffnete vierte Abschnitt jetzt erst fertig werde, vier Jahre nach Übergabe des Fördermittelbescheides, sei nicht ungewöhnlich. Man könne schließlich erst mit der Planung beginnen, wenn das Geld da sei, sagte er.
Letzter Abschnitt Osttangente: Keine Durchfahrt ohne Bremsen
Der neueste Streckenabschnitt unterschiedet sich von den bisherigen dadurch, dass er nicht durchgängig ohne Ampel-Kreuzungen befahrbar ist. Von Süden kommend passieren Autofahrer die Delitzscher Straße noch durch eine Unterführung, doch an der nächsten Kreuzung, der Reideburger Straße, gibt es keine klassische Abfahrt, sondern eine Ampel. Auch am nächsten Knoten, der Reideburger Landstraße, müssen sich die Fahrer umstellen.
Die Reideburger Landstraße ist künftig keine Vorfahrtsstraße mehr, sondern wird von der Osttangente geschnitten. An den weiteren zwei Knoten, Berliner Straße und B100, gibt es dagegen Brücken.
Nach Lkw-Unfall gilt noch Tempolimit auf der Brücke
Ganz ungetrübt ist die Fahrfreude dort aber trotzdem nicht. Nachdem ein Laster vor einigen Monaten die Tangenten-Brücke an der Berliner Straße beschädigt hatte, ist der Schaden noch nicht repariert. Die Höchstgeschwindigkeit ist an dieser Stelle herabgesetzt, außerdem verengt sich die Fahrbahn, wie Wiegand sagte. Die Einschränkungen würden bis zum Sommer 2019 dauern.
Eine Diskussion um die Fortführung der Trasse als „Nordtangente“ bis Trotha wollte Wiegand nicht wieder aufnehmen. Das Thema hatte für viel Protest unter den Anwohnern geführt. „Wir werden erst die Argumente sorgfältig prüfen“, sagte er. Es gelte das Gesamtinteresse und das der Anwohner abzuwägen. Ingo Kautz jedenfalls hält eine Verlängerung nach Nord-Westen für sinnvoll. (mz)
