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Halle Halle: Reizgas im Treppenhaus

Von Felix Knothe 14.02.2012, 08:08

Halle (Saale)/dpa/MZ. - Man kann es sich kaum vorstellen, wie laut ein Schuss in einem hallenden Treppenhaus ist. "Das war ein unbeschreiblich lauter Knall, wie ein Chinaböller, nur mit anderem Klang", sagt Mathias Brandl. Wie er wurden auch die anderen Mieter des Wohnblocks im Lortzingbogen in Halle-Neustadt am späten Montagabend aufgeschreckt. Drei Männer hatten, so stellt es die Polizei später fest, eine Schreckschusspistole im Treppenhaus abgefeuert. Was wie ein dummer Streich anfing, endete jedoch mit sechs Verletzten.

Das durch den Schuss freigesetzte Reizgas breitete sich blitzschnell in dem kaminartig angelegten Treppenhaus aus. "Es hat uns gleich erwischt, als wir die Tür aufgemacht haben. Es hat gestunken und wir mussten sofort husten," sagt Uwe Dommasch. Selbst durch die geschlossene Tür sei das Gas in die Wohnung gedrungen. Auch Nils Ohnstein hat den Knall gehört, aber die Tür nicht geöffnet. Dennoch hatte auch er mit Husten zu kämpfen.

Anke Zaun wird den Abend so schnell sicher nicht vergessen. Sie wohnt im dritten Stock des Neubaublocks. Schon vor dem Knall hatte ihr Hund angeschlagen, ihre zwölf- und 16-jährigen Töchter rannten sofort ins Treppenhaus, um zu sehen was passiert war. Die Mädchen und ihre Mutter waren auf das Gas nicht vorbereitet. "Eine meiner Töchter hat schweres Asthma. Der Anfall war wirklich heftig." Die Polizei war nach fünf Minuten vor Ort und alarmierte sofort Rettungskräfte, die die beiden Mädchen ins Klinikum Kröllwitz brachten. Sie wurden auch gestern noch stationär behandelt. "Sie bekommen nach wie vor Sauerstoff", sagt Anke Zaun. "Das Ganze ist nicht lustig. Die Kinder haben Angst und wollen am liebsten wegziehen." Bei vier anderen Bewohnern des Hauses, die ebenfalls von den Sanitätern versorgt werden mussten, legten sich die Atembeschwerden schnell wieder.

Die Täter waren nicht weit. Die Polizei, die mit drei Einsatzwagen angerückt war, stellte eine Geschosshülse im Treppenhaus sicher. Zeugen hatten zudem drei Männer vor dem Haus aus einem Fahrzeug steigen sehen. Schnell war ihre Identität ermittelt, da einer in dem Haus wohnen soll.

Nach Polizeiangaben sind die Männer zwischen 21 bis 23 Jahren alt, alle wohnen in Neustadt. Im Umfeld des Trios fand die Polizei dann auch die Waffe, die derzeit kriminaltechnisch untersucht wird. Dabei handelt es sich nach ersten Informationen um eine legal erworbene Schreckschusspistole. Nach der Feststellung der Personalien blieben die Männer zwar auf freiem Fuß. Die Polizei hat dennoch Strafanzeige wegen gefährlicher Körperverletzung und Verstoßes gegen das Waffengesetz gestellt.