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Halle Halle: Fast wie in Straßburg

Von Merle Köhler 15.07.2012, 18:39

Halle (Saale)/MZ. - So viele engagierte Schüler in Sakko und Blazer sieht man selten. An der halleschen Latina bewiesen sie nun, dass nicht alle Jugendliche dem allgemeinen Trend der Politikverdrossenheit nachgeben. Der Grund: Die Schule nimmt am nationalen und internationalen "Modell Europa Parlament" (MEP) teil, einem Plan- und Rollenspiel, das die Arbeit im Europäischen Parlament simuliert.

Zu diesem Zweck wurden drei Ausschüsse gebildet: zu den Themen Bürgerrechte, Umwelt und außenpolitische Angelegenheiten. Am Ende des zweitägigen Projekts präsentierte jeder Ausschuss eine Resolution, die in einer "Parlamentssitzung" zur Abstimmung gestellt wurde. Die Nachwuchs-Abgeordneten präsentieren jede Resolution in einer Rede im Stadthaus, anschließend wurde im Plenum debattiert und zum Schluss abgestimmt - alles streng nach den Regeln des echten Parlaments. Und nach langen Diskussionen mit viel Einsatz und Leidenschaft für das Für und Wider ihrer Vorschläge wurden sämtliche Resolutionen beschlossen.

Mit diesen Eindrücken im Gepäck werden acht Schüler als Vertreter des Landes Sachsen-Anhalt im kommenden Februar nach Berlin zum nationalen MEP reisen: Dort werden Imke Ueberschär, My Hanh Phan Thi, Elisabeth Ries, Karl Hagendorf, Louis Reitmann, Katharina Möbius, Anna Metzler und Anna-Lena Hartung auf die anderen Länder-Delegierten treffen und gemeinsam in neu gebildeten Ausschüssen wieder über ein breit gefächertes Themenspektrum diskutieren.

Louis Lukas hat diese Erfahrung bereits hinter sich. Er war in diesem Februar in Berlin: "Dort wird das Modell sehr viel realer. Ich habe so viele unterschiedliche Menschen getroffen mit ganz verschiedenen Standpunkten, die meine eigene Sichtweise beeinflusst haben."

Die Latina-Lehrer hielten sich bei dem Projekt übrigens weitgehend zurück. "Wir besitzen nur eine begleitende Rolle. Jeder Ausschuss wird von ehemaligen MEP-Teilnehmern geleitet. Manche unserer Ausschussvorsitzenden befinden sich bereits im Studium und kommen trotzdem noch einmal zur Schule, um das MEP-Gefühl mitzuerleben", sagt Sozialkundelehrerin Anke Mittler. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Peter Schünemann begleitet sie MEP schon einige Jahre am Landesgymnasium und fährt jedes Jahr mit den Schülern im Februar nach Berlin. Sie ist immer wieder vom Eifer der Teilnehmer überrascht. "Oft schlagen sich die Schüler die Nächte um die Ohren, um Reden zu schreiben, Argumente zu überarbeiten oder Resolutionen durchzugehen. Ich muss sie eher bremsen als motivieren", erzählt die Lehrerin.

Einen Schritt weiter sind schon die beiden Zehntklässler Louis Lukas und Kai Krause. Sie qualifizierten sich im vergangenen Februar beim MEP in Berlin für die internationalen MEP-Treffen: Louis fliegt im Herbst nach Madrid, Kai Krause reist nach Leipzig zur baltischen Parlamentssimulation.

Was genau ihn in Leipzig erwarten wird, weiß Kai noch nicht genau, nur dies: "Es wird eine Herausforderung, weil alles auf Englisch stattfinden wird. Aber ich finde es spannend mitzubekommen, dass die Belange Europas nicht irgendwo weit weg sind, sondern direkt vor unserer Haustür verhandelt werden."