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Halle Halle: Blick in die Vergangenheit

Von CLAUDIA CRODEL 13.10.2011, 17:51

Halle (Saale)/MZ. - Wie viele Postkarten mit Motiven von den Franckeschen Stiftungen gibt es? Wer das wissen will, der sollte sich die neue Kabinettausstellung "Ansichtssache(n)" in der Historischen Bibliothek der Stiftungen ansehen. Dort kann man ins Staunen geraten. Rund 200 Variationen werden gezeigt: klassische Ansichtskarten mit Schwarz-Weiß- oder Farbfotografien, handkolorierte Drucke, Klapp- und Scherzkarten, Selbstgebasteltes und Künstlerkarten.

Die ältesten gehen zurück bis zur Geburtsstunde der Postkarte 1871. Was man sich in Facebook- und Twitter-Zeiten nicht mehr vorstellen kann: Zuvor hatte man es als anstößig befunden, Mitteilungen öffentlich ohne einen Briefumschlag zu verschicken. Allen Bedenken zum Trotz trat die Postkarte ihren Siegeszug an. Zwischen 1897 und 1918 konnte die Preußische Postverwaltung sogar einen Postkartenboom verzeichnen.

"Die Idee zu der Ausstellung ist durch eine Anfrage hallescher Postkartensammler entstanden, die Exemplare von den Stiftungen hatten, aber nicht alle Motive identifizieren konnten", erzählt Archivarin Carmela Keller. Die Schau präsentiert nun Postkarten aus dem Bestand der Stiftungen. Zudem hat der hallesche Sammler Bernd Mutschke einige seiner wertvollsten Objekte zur Verfügung gestellt. Da lässt sich viel entdecken, beispielsweise, dass frühe Serien vor allem die Schulen und Bildungseinrichtungen in den Stiftungen zeigten, mit Außen- wie Innenansichten.

Dem Besuch von Kaiser Wilhelm II. und seiner Gattin ist eine ganze Vitrine gewidmet. Ein Postkartenmotiv entstand, als seine Kutsche im Lindenhof hielt. Es gibt selbst eine Postkarte aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, als die neu gebaute Oberrealschule (heute Latina) als Lazarett dienen musste. Das Lazarett-Team ist darauf bei der Arbeit abgebildet. Auch Kurioses ist dabei: Eine Karte aus den 30er Jahren zeigt ein Kind von hinten. Wenn man die Hose öffnet, kommt ein Leporello mit vier Ansichten zum Vorschein.

"Schrieb man anfangs seinen Text um das Motiv herum, weil die andere Seite für die Adresse genutzt wurde, gibt es die Postkarte, wie wir sie heute kennen, seit 1905", erläutert Keller. Übrigens sei die Vorderseite der Postkarte diejenige mit Text und Adresse, die Ansicht sei korrekterweise die Rückseite. Ein besonderer Höhepunkt der Schau ist ein Postkartenautomat, mit dem man sich selbst eine Postkarte mit Spruch, Porträtfoto und Motiv aus den Stiftungen gestalten kann.

Die Ausstellung ist bis 1. April 2012 am Franckeplatz 1 zu sehen.