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Halle Halle: Bio-Folien für Kartoffeläcker

Von Ines Krause 04.07.2008, 19:33

Halle/MZ. - Damit soll eine Art Gewächshausatmosphäre erzeugt und der Reifeprozess beschleunigt werden. Doch halten die Folien der Witterung oft nicht lange stand; sie werden zerfetzt und weggeweht. Pietzsch will Abhilfe schaffen - mit einer völlig neuartigen Folie.

"Die bisherige Verwendung der üblichen Folien auf den Feldern ist teuer und verschandelt außerdem die Landschaft, da die Folienreste nicht biologisch abbaubar sind", erklärt Markus Pietzsch. Bei seiner Arbeit ist der Biotechnologe es gewohnt, sich Dinge bei der Natur abzuschauen. Bionik nennt dies die Wissenschaft. "Die Natur hat doch oft alles perfekt eingerichtet. Wenn man genau hinschaut, kann man bestimmte Mechanismen für technische Anwendungen umsetzen", so Pietzsch.

Mit diesen Mitteln entwickelt er nun in Halle eine völlig neuartige Folie für den Einsatz in der Landwirtschaft, die komplett aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Die Idee: Proteine, die bisher nur als Tiernahrung verwendet wurden oder sogar im Abfall landeten, werden als Grundstoff für die neuartigen Folien benutzt. "Da sie biologisch abbaubar sind, kann man sie auf dem Acker einfach unterpflügen, sobald sie nicht mehr als Schutz benötigt werden", erklärt Pietzsch und verweist auf einen weiteren Pluspunkt: Die Proteine, aus denen die Folien bestehen, sind aus Aminosäuren aufgebaut, die nach dem Unterpflügen im Boden wie ein Stickstoffdünger wirken.

Mit der Neuentwicklung könnte man komplett auf ölbasierte Rohstoffe verzichten. "Und das ist gut, denn die Öl-Ressourcen gehen weltweit zur Neige und wir müssen uns überlegen, wie und wodurch wir die zurückgehenden Vorräte ersetzen können", erklärt Pietzsch. Und noch etwas: Der Rohstoff für die Neuentwicklung ist leicht zu beschaffen, denn Proteine finden sich in Haut und Haar ebenso wie in Knochen und auch in Pflanzen.

Derzeit experimentieren Markus Pietzsch und sein Team mit den neuartigen Folien noch im kleinen Stil. Sie werden zum Beispiel auf Lichtbeständigkeit und andere Komponenten getestet. "Erste Ergebnisse zeigen positive Effekte", so Pietzsch. Deshalb soll jetzt auch ein Patent auf den neuen Stoff angemeldet werden. Später sollen groß angelegte Experimente auf Versuchsfeldern folgen. Außerdem laufen bereits Marktstudien, inwieweit sich diese neue Idee in Serie produzieren und an den Mann bringen lässt. Denn mittlerweile gibt es bereits großes Interesse aus der Industrie an der Arbeit der halleschen Forscher.