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Für Urenkel ist sie die «kleine Oma»

Von Martina Springer 20.04.2008, 16:15

Halle/MZ. - Die Heimleitung gehört zur Gratulantenschar, Claudia Linkersdörfer, die die Grüße der halleschen Stadtverwaltung und des Ministerpräsidenten überbringt, und natürlich die große Familie.

Tochter Helga Kümmel mit ihrem Mann ist gekommen und die Enkel Jürgen Kümmel und Ute Becker, dazu weitere Verwandte. Für den Nachmittag werden noch die Urenkel Thomas und Alexander erwartet, die die Jubilarin früher liebevoll die "kleine Oma" genannt haben. "Weil sie einfach immer da war, wenn sie gebraucht wurde, und die beiden Urenkel oft betreut hat", sagt Helga Kümmel, die ihre Mutter mindestens zwei- bis dreimal wöchentlich im Heim besucht. "Wenn sie auf etwas Bestimmtes Appetit hat, bringe ich das mit." Bei schönem Wetter gingen sie oft im Park spazieren und anschließend manchmal noch in die Cafeteria.

Erna-Toni Scholz, die am Geburtstag eine schickes schwarzweißes Ensemble trägt und die noch nicht ergrauten Locken frisch frisiert hat, ist eine waschechte Hallenserin, die auch ihr ganzes Leben in der Saalestadt verbracht hat. Ihre Vorfahren väterlicherseits waren Salzwirker; sie wuchs direkt neben der Saline auf. Von 1923 bis 1926 lernte sie den Beruf einer Weißnäherin bei der Firma Buchwald in der Geiststraße, arbeitete später für die Firma Steinbach in der Leipziger Straße und war ab der Nachkriegszeit Hausfrau. Ihr Mann Ernst Scholz verstarb 1981.

Bis zum 93. Lebensjahr hat die Jubilarin noch in einer eigenen Wohnung den Alltag bestritten, seit sieben Jahren wird sie nun im Hospital liebevoll umsorgt. Zwar ist das Leben schwieriger geworden, seit sie vor einigen Jahren erblindete. "Geistig ist sie aber noch voll auf der Höhe", sagt die Tochter. Heimmitarbeiter erzählen, dass sich Erna-Toni Scholz für vieles interessiert, gerne Radio hört und am Leben anderer Heimbewohner Anteil nimmt. Und Helga Kümmel fügt mit einem kleinen Lächeln hinzu: "Ein Gläschen Rotwein trinkt sie immer noch gern." Auf den 100. Geburtstag wird aber erst einmal mit Sekt angestoßen.