"Espitas" in Halle "Espitas" in Halle Bruckdorf: Das große Krabbeln im mexikanischen Restaurant

Halle (Saale) - Heuschrecken zum Frühstück, Larven zum Mittag: Rund zwei Milliarden Menschen auf der Welt ernähren sich regelmäßig auch von Insekten. Nicht nur in der umstrittenen Fernsehshow „Dschungelcamp“, die derzeit bereits in der elften Staffel ausgestrahlt wird, stehen Krabbeltiere auf der Speisekarte. Auch im mexikanischen Restaurant „Espitas“ in Halle können mutige Gäste im Zuge der „Dias de insectos“, der Insektentage, zahlreiche Insektengerichte probieren.
Restaurant „Espitas“ in Halle-Bruckdorf: Gebratene Heuschrecken und Schwarzkäferlarven werden serviert
Noch bis Anfang Februar kommen in dem halleschen Restaurant gebratene Heuschrecken und Schwarzkäferlarven (Zophobas) auf den Tisch. Als Gag oder gar Mutprobe soll das ungewöhnliche Angebot nicht verstanden werden. „Wir möchten die mexikanische Kultur prominenter machen“, sagt Marketingleiter Marcel Goldberg. In Mexiko seien Insekten zwar in erster Linie regionale Spezialitäten, gleichzeitig aber auch ein beliebter und weit verbreiteter Snack auf jedem Wochenmarkt.
Zeit, das ungewöhnliche Angebot auszuprobieren. Während „Espitas“-Koch Stephan Wenzel eine Hand voll Schwarzkäferlarven in der Pfanne schwenkt, verbreitet sich im Restaurant ein angenehm süßlicher Duft. Zu heiß dürften die mexikanischen Spezialitäten nicht gebraten werden, sagt Wenzel. Maximal bei 160 Grad Celsius - sonst platzen die proteinreichen Tiere auf. Außerdem sollte man sie in gutem Pflanzenöl braten, damit ihr Geschmack nicht verfälscht wird. Gerade einmal 30 Sekunden dauert die Zubereitung, dann landen sie mit frischem Rucolasalat in einem Taco. Der erste Biss kostet Überwindung. Doch einmal probiert, ist die anfängliche Scheu vorüber. Die Schwarzkäferlarven schmecken salzig, im Nachgang nach würzigem Käse. Die dazugehörige Joghurtsoße rundet das Geschmackserlebnis ab.
Insekten aus Berlin für das „Espitas“ in Halle-Bruckdorf
Auch die am Spieß servierten Heuschrecken schmecken unerwartet vertraut - nach Nüssen. Ihre Konsistenz gleicht der von knackigem Popcorn.
Das „Espitas“ bezieht seine Insekten von einem Züchter aus Berlin. Dieser garantiert eine Aufzucht in kontrollierter Umgebung und beste Qualität. Nach ihrer Ankunft müssen die noch lebenden Heuschrecken und Larven für 24 Stunden bei mindestens minus 23 Grad Celsius gefrostet werden, so schreibt es das Gesundheitsamt vor. In Frostperioden reduzierten Insekten ihre Körperfunktionen auf ein Minimum und fallen in eine Art Kältestarre, sagt Marcel Goldberg. Die Schwarzkäferlarven seien dann bereit für die Zubereitung, die Heuschrecken hingegen müssten zuerst noch geputzt werden. „Wir entfernen ihre Flügel und Hinterbeine, die wegen ihrer Widerhaken ungenießbar sind.“
Was im „Espitas“ zwar Teil einer regelmäßigen mehrwöchigen Aktion, dennoch aber gewöhnungsbedürftig ist, gehört anderswo zum Alltag. Gegrillte Grashüpfer, marinierte Maden und geröstete Raupen werden tagtäglich verzehrt.
Auch wenn Insekten heute in Europa nur selten auf der Speisekarte landen, waren sie früher auch hier Teil der Nahrung. Römer und Griechen beispielsweise aßen Heuschrecken und andere Krabbeltiere. In Deutschland zählte die Maikäfersuppe noch im 19. Jahrhundert zu den beliebten Gerichten.
2016 wurden im „Espitas“ innerhalb von vier Wochen 10.000 Insektengerichte serviert
Obendrein sind Insekten sehr gesund. Sie enthalten ähnlich viele Omega-3-Fettsäuren wie Fische und sind zugleich eine wichtige Quelle für Spurenelemente wie Eisen und Zink.
Im „Espitas“, das deutschlandweit sechs Filialen betreibt, findet die „Dias de insectos“ bereits seit mehreren Jahren statt. Allein 2016 wurden innerhalb von vier Wochen 10.000 Insektengerichte serviert, sagt Marketingleiter Goldberg. Für junge Kunden sei der Verzehr vor allem eine Mutprobe. Einmal habe sich aber auch eine 70-jährige Hallenserin an ein Insektengericht herangetraut. „Sie wollte das schon immer probieren, konnte aber wegen ihres Alters nicht mehr nach Mexiko. Also kam sie zu uns.“ Sie sei begeistert gewesen.
Leckere Grillen und würzige Mehlwürmer
Speise-Grillen sind sehr kalorienarm und haben einen hohen Anteil an Kalzium und Eisen. Die Zubereitungsvielfalt von Speise-Grillen ist groß. Sie eignen sich sowohl als süßer als auch als salziger Snack und können darüber hinaus sehr gut in gemahlener Form zum Kochen eingesetzt werden.
Speise-Mehlwürmer sind sozusagen der Klassiker,, ganz gleich ob in Schokolade getaucht, in der Pfanne geröstet oder kurz frittiert. Sie sind reich an Protein und ungesättigten Fettsäuren und ähneln geschmacklich gerösteten Nüssen oder Mandeln. (mz)