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Ein Kaltstart ins Lebensglück

Von DETLEF FÄRBER 26.10.2009, 15:49

HALLE/MZ. - Da ist es umso erstaunlicher, dass das schönste Märchen des einst so erfolgreichen Romanciers Hans Fallada bei der alljährlich verzweifelten Suche der Theaterleute nach geeigneten Storys unentdeckt blieb.

Bislang zumindest. Denn nun hat Halles freie Theaterszene die "Geschichte vom goldenen Taler" der Vergessenheit entrissen. Demnächst bringt sie sie im Circus-Varieté auf die Bühne. Für die Produktion kooperieren mit Mitgliedern von Hallogen, Schaustelle, Varomodi, der Theater-WG "240warm" und Kaltstart gleich fünf Gruppen. Von den beiden letzteren kommen die Schauspieler. Martin Kreusch und Katja Blüher hatten und haben es in ihren Gruppe zuletzt zwar vorwiegend mit Improvisationstheater zu tun.

Doch in der neuen Produktion unter der Regie von Simon van Parys, der zuletzt auf der Oberburg das "Dekameron" inszenierte, sind beide nun in einer "ganz normalen" Einstudierung gefordert. Es ist die ergreifende Geschichte eines elternlosen Mädchens, das in die Welt hinaus gehen muss, weil ihm gerade auch noch die Großmutter gestorben ist. Aber der "Retter" - der garstige Hans Geiz - erweist sich als jene Figur, die dem Mädchen die schwere dreifache Prüfung abnimmt, die die Helden im Märchen fürs Lebensglück qualifiziert. Der harte Start dorthin ist übrigens im wahrsten Sinne des Wortes ein Kaltstart. Damit ist das Stück für die Darstellerin des Mädchens Anna-Barbara, die Kaltstart-Spielerin Katja Blüher, ein Heimspiel. Auch, weil ihre Figur in den düsteren Gewölben des Hans Geiz immer improvisieren muss, um den das Lebensglück symbolisierenden goldenen Taler tatsächlich zu finden.

An Katja Blühers Seite spielt Martin Kreusch, der zuletzt in diversen Aufsehen erregenden Projekten mitgewirkt hat. So ist er Stammbewohner der als hallesche Lindenstraßen-Parodie so erfolgreichen Bühnen-Serie "240warm". Er wirkte im Sommer bei "Drei Musketiere" und war omnipräsenter Begleitschutz des Staatsgasts bei der Kunstaktion "Wetten, die Queen kommt doch" zu den Händelfestspielen.

Die Bühnenfassung der Geschichte aus dem zu Ostzeiten sehr beliebten (und inzwischen neu verlegten) Buchs "Geschichten aus der Murkelei" ist ausgerechnet dem aus Holland stammenden Hallenser Simon van Parys zu danken. "Wir zaubern die Geschichte aus einer Wundermaschine", verrät der gelernte Schauspieler, der einst im Thalia und in der Theatrale gespielt hat. Dreieinhalb Jahre Handlung - "die klassische Heldenreise", wie Katja Blüher sagt - packt die Truppe in eine reichliche Stunde, an deren Ende ein Neuanfang für Mensch und Tier steht.

Das Stück, das Susanne Berner ausstattet, verspricht ein weiterer Höhepunkt eines für Halles freie Gruppen außerordentlich erfolgreichen Jahres zu werden. "Wir haben mit unseren Stücken alles in allem 20 000 Besucher angelockt", freut sich Kreusch, einer der Aktivisten dieser Szene. "Doch nächstes Jahr", meint er, "wird das noch mehr."

Premiere: 21. November, 10.30 Uhr, im Circus-Varieté (Große Steinstraße 30). 13 Vorstellungen für Familien und Schulklassen. Anmeldungen: Tel. 0345 / 2084 173.

Termine siehe: www.Kulturreederei.de