Brennpunkt Südpark Brennpunkt Südpark Halle (Saale): Stadt stellt Ideen für Problemviertel vor

Halle (Saale) - Bernd Wiegand war verblüfft. Gerade hatte er bei der Zukunftswerkstatt am Donnerstagabend die aus Gesprächen mit den Wohnungsunternehmen hervorgegangenen Zukunftsideen für den Südpark vorgestellt. Auf seine Bitte nach Meinungen reagierten die zahlreichen Anwohner in der gut gefüllten Turnhalle an der Offenbacher Straße jedoch zunächst mit Schweigen. „Keine Reaktionen, keine spontanen Wortmeldungen“, fragte Halles Oberbürgermeister etwas irritiert in die Runde. Offenbar hatte er seinem Publikum viel zum Nachdenken gegeben.
Brennpunkt Südpark in Halle: Anstehende Projekte werden bei Zukunftswerkstatt vorgestellt
Nach den teils heftigen Unmutsentladungen über Dreck, Lärm und Kriminalität im Viertel bei der ersten Zukunftswerkstatt im September war die Zweitauflage mit Spannung erwartet worden. Nicht nur von den Bewohnern. Auch einige überregionale Kamerateams hatten den Weg in den Südpark gefunden. Die zahlreichen Sicherheitskräfte blieben jedoch ohne Arbeit. Die meisten Redner aus den Reihen der Anwohner beschränkten sich auf kleine Anregungen, wie dem Bau eines Fußwegs nach Angersdorf. Ansonsten wurde den Vertretern der Stadt das Mikro überlassen, damit diese über ihre Aktionen der vergangenen Monate berichten und anstehende Projekte der kommenden Jahre ankündigen konnten.
Im Zentrum der städtischen Aktivitäten soll dabei vor allem die Jugend stehen. So soll bis 2018 etwa im Südpark neben dem gleichnamigen Viertel für 288 000 Euro ein neuer Quartiersspielplatz entstehen. Den nebenan bereits vorhandenen Bolzplatz möchte die Stadt ebenso erneuern wie den Spielplatz am Kirchteich. Das Geld dafür soll jeweils aus dem Städtebauprogramm „Soziale Stadt“ kommen. Die Mittel seien bereits beantragt, berichtete Lars Loebner, Fachbereichsleiter Planen. Auch im Umfeld das Familienzentrums Roxy sind Maßnahmen geplant.
So sollen bereits bis Sommer Netz und Sand des dortigen Beachvolleyballplatzes ausgetauscht und ein Streetballplatz mit einem Basketballkorb gebaut werden. Kulturdezernentin Judith Marquardt stellte anschließend die geplanten Investitionen in das gemeinsame Gebäude der Salzmann-Schule und der Grundschule „Am Kirchteich“ vor. Gut 1,2 Millionen Euro will die Stadt hier 2017 für Brandschutz und den Umbau des Essensbereichs ausgeben.
OB Bernd Wiegand zum Südpark: Bessere Nahverkehrsanbindung und zwei Fußgängerbrücken geplant
Unerwartet zügig konnte Tobias Teschner, Sicherheitschef der Stadt, den vor fünf Monaten noch so heiß diskutierten Themenkomplex Ordnung und Sicherheit abhandeln. Er berichtete von Aufräumaktionen und den getroffenen Sicherheitsmaßnahmen (siehe linke Spalte) und kündigte an, dass die Straßenbeleuchtung im Bereich der Mendelssohn-Bartholdy-Straße auf leistungsfähigere Lampen umgestellt wird.
Die überraschenden Ideen des Abends durfte zum Abschluss jedoch Teschners Chef, Bernd Wiegand, vorstellen. Sie seien das Ergebnis von Gesprächen mit den im Südpark aktiven Wohnungsunternehmen, die in diesem Herbst erstmalig an einem Tisch gesessen hätten, erklärte der OB. Die folgenden Ideen zielten vor allem darauf ab, das Viertel aus seiner isolierenden Insellage zu befreien. So hätten die Investoren etwa den Wunsch geäußert, Nord- und Südteil des Quartiers mit Straßen zu verbinden. Angedacht ist diese Durchfahrt wohl über das derzeit für Autos nicht passierbare Nordende der Telemannstraße.
Auch eine bessere Nahverkehrsanbindung und zwei Fußgängerbrücken über den Zollrain zu den westlich vom Südpark gelegenen Sportanlagen stehen auf der Wunschliste der Wohnungsunternehmen. Zudem stellte Wiegand die Idee vor, die Ernst-Hermann-Meyer-Straße, derzeit die Hauptzufahrtsstraße des Viertels, in einen „Aktiv-Boulevard“ mit sportlichen und kulturellen Angeboten umzuwandeln. Details zu den Ideen gab es noch nicht. „Sie werden derzeit vom Fachbereich Planen geprüft, sagte Wiegand, schätzte ihre Umsetzung jedoch als realistisch ein.
Die Unternehmer erhoffen sich laut OB von den Maßnahmen mehr Zuzug und damit auch mehr Investitionsanreize: „Wir haben deutliche Signale bekommen, dass einige Wohnungsunternehmen weiter investieren wollen, wenn es eine Entwicklungsperspektive für das Viertel gibt.“
Bei dessen Bewohnern wich das anfängliche Schweigen nach dem Ende der Versammlung meist Zustimmung. „Das waren gute Ideen“, war ein Fazit, das an diesem Abend des Öfteren zu hören war. (mz)