Brennpunkt Südpark Brennpunkt Südpark in Halle: OB Bernd Wiegand will Lösungen für Problemviertel präsentieren

Halle (Saale) - Der 5. September 2016 dürfte Bernd Wiegand (parteilos) noch gut in Erinnerung sein. Der Oberbürgermeister war damals mit seinen Dezernenten in die Turnhalle im Südpark gekommen, um die städtischen Zukunftspläne für das Viertel am Rande von Halle-Neustadt vorzustellen und über den Ist-Zustand zu sprechen. Was folgte, war jedoch eine hitzige Diskussion an der Grenze zur offenen Ausländerfeindlichkeit, die ein Bild des Südparks als derzeit brisantester Brennpunkt der Stadt zeichnete. Lärm, Kriminalität, Verdreckung, Angst vor Übergriffen und die regelmäßigen Brände nannten die erbosten Anwohner als Hauptprobleme. Wiegand versprach, mit Lösungsansätzen wiederzukommen.
An diesem Donnerstag ist es nun soweit. Um 18 Uhr kehrt der Oberbürgermeister in die Sporthalle an der Offenbacher Straße zurück, um die städtischen Ideen zu Sicherheit, Sauberkeit, Verkehr und Integration in dem Problemviertel vorzustellen. Wie bereits im Sommer erhalten dazu nur die knapp 3.700 Einwohner des Südparks Zutritt.
Stimmungsbild auf der Straße in Halle-Neustadt als Indikator
Dabei könnte die Veranstaltung ruhiger verlaufen als ihre Vorgängerin – zumindest, wenn man das Stimmungsbild auf der Straße als Indikator nimmt: Es sei besser geworden– zumindest ein bisschen. Diese Antwort geben viele Passanten auf die Frage, ob sich im Viertel seit der letzten Zukunftswerkstatt etwas getan habe. „Es liegt weniger Dreck herum als früher“, konstatiert Idriss Issaou. Angesichts der flachen Schneedecke auf den Grünflächen lässt sich das schwer überprüfen. Die Telefonzellen im Viertel sind noch immer weitgehend entglast, dafür fehlen in dieser Woche die im Sommer noch obligatorischen Ansammlungen von Einkaufswagen. Doch dies sei nur eine Momentaufnahme, schränken Passanten ein.
Ein anderer Mann mit Mütze sagt, es sei ruhiger geworden, gebe weniger Straftaten. Eine Einschätzung, die von den meisten Befragten geteilt wird. Sie fühle sich sicherer, sagt eine junge Mutter, die in der Eduard-Künneke-Straße wohnt, einem Problembereich im Problemviertel. Verantwortlich für diese zumindest gefühlte Verbesserung macht sie die verstärkte Polizeipräsenz und die Kameraüberwachung in ihrer Nachbarschaft.
Brennpunkt Südpark: Keine Straftat mit Hilfe der Videoaufzeichnungen bisher aufgeklärt
Die Polizei erklärte als Reaktion auf die deutlich gestiegene Zahl der Straftaten im Oktober weite Teile des Südparks zum Kontrollbereich, in dem Beamte verdachtsunabhängig Personen überprüfen dürfen. An der Ecke Künneke-/Bartholdy-Straße wurden zudem Überwachungskameras installiert. Seitdem würden ihr keine Böller mehr in den Briefkasten geworfen, lobt die Mutter. Eine Straftat hat die Polizei mit Hilfe der Videoaufzeichnungen bisher zwar nicht aufgeklärt, aber das sei auch gar nicht das vorrangige Ziel, erklärt Polizeisprecher Ralf Karlstedt.
Es gehe um Abschreckung. „Die bisher durchgeführten Maßnahmen haben sich bewährt“, zieht er ein positives Zwischenfazit. So sei die Zahl der Straftaten im Südpark in vielen Bereichen zurückgegangen. Kontrollen und Videoüberwachung sollen laut Karlstedt zunächst noch neun Monate lang fortgesetzt werden.
Brennpunkt Südpark: Nicht nur die Kriminalität ist zurückgegangen
Doch nicht nur die Kriminalität ist zurückgegangen, sondern offenbar auch die Konflikte im Zusammenleben von Deutschen und Roma, die in den vergangenen zwei Jahren in den Südpark gezogen waren. Viele Bewohner hatten sie im Herbst für die Probleme in ihrem Viertel – vor allem Lärm und Dreck – verantwortlich gemacht.
Reibungslos läuft das Zusammenleben zwar noch nicht, aber eine Frau mit rosa Schal berichtet – nicht als einzige: Man habe sich erst aneinander gewöhnen müssen und sich die Kinder auch ein bisschen erzogen. Auch Guido Stark, Mitarbeiter im Jugendtreff Roxy, beschreibt Anzeichen einer besseren Integration. „Wir haben einen Stamm von 15 bis 20 Roma-Kindern, die regelmäßig hierher kommen.“ Auch eine gemeinsame Weihnachtsfeier habe es erstmals gegeben.
OB Bernd Wiegand möchte Aktionsliste verkünden
Stark bestätigt auch generell den Eindruck, dass es im Südpark vorangeht: „Das Bewusstsein für den Südpark wurde geweckt. Viele Leute haben sich wirklich für den Südpark interessiert.“ Politiker hätten nachgefragt. Und nach der Versammlung im Südpark habe es im Roxy regelmäßige Treffen von Anwohnern, Stadt und Quartiermanagerin gegeben. In der Folge sei etwa die schlechte Straßenbeleuchtung verbessert worden. Auch dies habe zu einem besseren Sicherheitsgefühl beigetragen,.
Auf Wiegands Aktionsliste, die er am Donnerstag verkünden möchte, sollen unter anderem die Sanierung von Bolz- und Beachvolleyplätzen stehen. Eine Aufwertung für junge Bewohner also. Ähnliches hatte der Rathauschef bereits im Sommer angekündigt. Damals erklärte er auch, dass zwei Spielplätze gebaut und in zwei Schulen investiert werden soll. Im Südpark erwartet man nun mit Spannung, welche weiteren Ideen die Stadtspitze wohl mitbringt. Gute Lösungen wären wichtig. Denn neben „besser geworden“ gab es noch eine zweite, wenn auch nicht ganz so häufig wiederkehrende Antwort: „Das ist mir egal, ich ziehe eh weg.“ (mz)
