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Basketball Basketball: Schnorr kommt, Prötzig geht

Von Christoph Karpe 19.06.2012, 19:57

Halle (Saale)/MZ. - Ralf Gonschorek genießt das Hochgefühl. Wie ein Athlet in einem harten Rennen hat er gerade die Konkurrenz geschlagen. "Mindestens die halbe Liga war hinter ihr her", sagt der Geschäftsführer der SV Halle Lions. "Doch sie hat sich für uns entschieden", sagt er über seinen Coup, der auch einen Namen hat, einen in Basketball-Kreisen erstklassigen noch dazu: Christina Schnorr.

Die hat Gonschorek gerade dem ehemaligen Lions-Trainer Peter Kortmann weggeschnappt. Denn die 19-Jährige spielte bislang beim Bundesliga-Absteiger ChemCats in Chemnitz, dort, wo Kortmann vor kurzem angeheuert hat. Die Eckdaten der jungen Dame, die ein Einser-Abitur gebaut hat, können sich sehen lassen: 1,86 Meter groß, Stammspielerin mit rund 30 Minuten Einsatzzeit pro Spiel, sieben Punkte, fünf Rebounds im Schnitt, U-20-Nationalspielerin und bereits dem erweiterten A-Team zugehörig. "Sie wird Anna Heise, die ja in die USA geht, mehr als ersetzen", ist sich Gonschorek sicher. Und Cheftrainer Patrick Bär ließ via Lions-Homepage wissen: "Ich bin ausgesprochen glücklich darüber, dass es uns gelungen ist, eine junge deutsche Spielerin mit Erfahrung und Perspektive für die Lions zu begeistern." Er nennt ihre Vorzüge: Stark nicht nur unterm Brett, sondern auch in der Lage, Drei-Punkte-Würfe zu versenken.

Christina Schnorr für Halle zu entflammen, war unter dem Strich dann doch nicht so schwer. Über Laura Hebecker und die anderen halleschen U-20-Auswahlspielerinnen, die sie bestens kennt, wusste Schnorr, was sie erwartet. Außerdem möchte sie Lehramt Geografie / Englisch studieren - die Martin Luther Universität passte perfekt. Und dann ist Halle schließlich Vizemeister - kein Vergleich zum Zweitliganiveau in Chemnitz.

"Unser Gesamtpaket hat einfach gepasst", sagt Gonschorek. Das bestätigt Schnorr: "In Halle kann ich Basketball und Studium optimal verbinden", sagt sie. Das Konzept von Coach Patrick Bär überzeugte. "Und die räumliche Nähe zu meiner Heimatstadt Chemnitz hat natürlich auch ihren Reiz", sagt sie. Und weil alle Seiten große Ziele haben, unterschrieb die junge Neu-Löwin gleich für drei Jahre, also genauso lange wie der Trainer.

In diese ganze Glückseligkeit über den Zugang platzte jedoch auch eine missliebige Nachricht, die Gonschorek nicht von sich aus, sondern erst auf Nachfrage, preisgab: Nadja Prötzig muss gehen. Nur eine Saison wurde die Hallenserin nach ihrer Rückkehr bei den Lions gebraucht. "Ja, wir gehen getrennte Wege", bestätigt der Geschäftsführer dann. "Sie spielt nicht weiter bei uns." Vor kurzem hat er sich noch einmal mit der 22-Jährigen, die 2009 "Rookie of the Year", also bester Neuling der Liga war, getroffen. "Es war ein Gespräch, wie mit einer Partnerin von der man sich getrennt hat", berichtet Gonschorek. Was übersetzt nichts anders heißt: Das Verhältnis ist drastisch abgekühlt.

Was nicht wundert. Prötzig, die am Dienstag nicht erreichbar war, soll sich über mangelnde Wertschätzung und zu geringe Einsatzzeiten in der letzten Saison beklagt und Erfolgs-Trainer Martin Dornhoff deswegen Vorwürfe gemacht haben. Sie galt sowieso schon als unbequem, manchmal quertreibend. Ralf Gonschorek will darüber nicht reden: "Wir machen jetzt keine Schlammschlacht oder waschen schmutzige Wäsche." Wo Nadja Prötzig, die Gesundheits-Management studieren möchte, unterkommt, ist offen.

Doch auch für sie muss Ersatz her. Doch darin sieht Ralf Gonschorek kein Problem. Zum einen verweist er auf die jungen Spielerinnen, die zuletzt Anschlusskader gewesen seien - also auf Inken Henningsen, Elisa Hebecker und Maria Uhlenhaut - und jetzt den Sprung ins Team schaffen könnten. Zum anderen: "Auf der Guard-Position jemanden zu finden, ist mit Sicherheit nicht so schwierig wie eine deutsche Centerin." Und die hat er mit Schnorr.

Wer aber unterstützt die junge Dame in vorderster Linie? Zumal auch bei Ashley Ellis-Milan die Zeichen auf Abschied stehen. "Am liebsten wäre uns natürlich, Tamara Tatham würde einen neuen Vertrag unterschreiben", sagt Gonschorek. Ob sie das tut, ist ungewiss. Ab der nächsten Woche spielt Tatham mit Kanada in Istanbul die Olympia-Qualifikation. Danach könnte eine Entscheidung fallen. Oder ist sie das bereits?

Angeblich ist Tatham schon bei einem Klub gebunden. Ihr Status im Internet ist "signed 2012 / 13". Der Verein ist noch ein Geheimnis. SV Halle? Gonschorek verrät nichts, klingt aber alles andere als verzweifelt. Also scheinen die Lions in der Lage, die gestiegenen Gehaltsforderungen des Stars erfüllen zu können. "Es sieht so aus, als könnten wir unseren Etat etwas erhöhen", verrät er. Zuletzt belief sich der auf 180 000 Euro.