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Basketball Basketball: Neuer Anlauf zum Glück

Von CHRISTOPH KARPE 24.08.2011, 20:11

Halle (Saale)/MZ. - Die Stationen ihrer Vergangenheit trägt Nadja Prötzig am Körper. Als Trainingskleidung. Auf der dunkelroten Hose prangt der Schriftzug des TSV Wasserburg, das Shirt ist eines aus Osnabrück. Für jene zwei Klubs ging sie seit 2009 auf Korbjagd. Weniger erfolgreich, mehr lehrreich, wie sie selbst einschätzt. Jetzt ist die 21-Jährige zurück in ihrer Heimat. Sie hat wieder einen Vertrag beim Basketball-Bundesligisten SV Halle und ist glücklich darüber.

Vor zwei Jahren wollte sie unbedingt weg - zum Topklub nach Wasserburg, wo sie auch unterkam. "Ich wollte mich weiter entwickeln", sagt sie heute. Außerdem lag die deutsche Nachwuchs-Auswahlspielerin am Ende mit allen verquer. Es gab Zoff mit dem damaligen Trainer Peter Kortmann. "Es ging nur um Basketball. Gegen den Menschen hatte ich nichts", sagt sie. Auch mit Teamleiterin Cornelia Demuth gab es keine gemeinsame Wellenlänge mehr. "Inzwischen habe ich andere Manager kennengelernt. Frau Demuth macht einen tollen Job", meint sie nun. Nadja Prötzig wirkt erwachsen. Erfahrungssache.

Dies ist auch eine Lektion aus Rückschlägen, die sie nun zur Erkenntnis kommen lassen. "Ich bin damals nur den Weg des Geldes gegangen. Das war ein Fehler. Den mache ich nie wieder." Wasserburg war ein Fehler. Nach sechs Jahren wohlbehütet in Halle "stand ich plötzlich unter dem Druck, als Profi Leistungsträger beim Serienmeister sein zu müssen". Doch allein in der Fremde, nur konfrontiert mit der Aufgabe, ihren eigenen Ehrgeiz in Topleistungen umzusetzen, daran scheiterte sie. "Psychisch war es schwer für mich", sagt sie. Anfangs wurde sie im Schnitt 27 Minuten pro Spiel gebraucht. "Später sanken meine Einsatzzeiten." Und dann verletzte sie sich bei einer banalen Situation Ende Februar 2010 schwer. Die Diagnose: Kreuzbandriss im rechten Knie, Innenbanddehnung und ein Meniskusschaden. Die Karriere schien in Gefahr.

Neun Monate lang kämpfte sich Nadja Prötzig durch die Rehabilitation. In Wasserburg hatte man im aktuellen Team keine Verwendung mehr. Damit sie wieder Spielpraxis sammeln konnte, schickte man sie im Januar dieses Jahres zu den OKE Panthers aus Osnabrück in die zweite Liga. Das Team stieg auf, ist in der anstehenden Saison Gegner des SV Halle. "Doch ich weiß nicht, ob man mich halten wollte. Außerdem hatte ich noch einen Vertrag in Wasserburg", sagt Nadja Prötzig. Dort jedoch legte ihr niemand Steine in den Weg, als sie erklärte, lieber für Halle spielen zu wollen.

Jetzt der Neuanfang. Es wird kein leichter. "Natürlich spüre ich heute noch mein verletztes Knie. Mir fehlt noch die Spritzigkeit. Doch ich kann dies mit Erfahrung ausgleichen", sagt sie. Nadja Prötzig hat sogar das Selbstbewusstsein, sich als Anführerin der neuen Lions-Mannschaft zu sehen. Gern hätte sie das nach außen transportiert - schon über die Rückennummer. Die 10, die Nummer des Regisseurs, wollte sie gern. Geht nicht. Die hat Michaela Abelova. Prötzig nimmt die 25. Hat das einen Hintergrund? "Ich habe früher die Zehn getragen und mein Bruder Sascha die 15. Die habe ich einfach addiert", sagt sie. "Außerdem gibt es eine Amerikanerin namens Becky Hammon, die spielt weltklasse und hat auch die 25." Eines steht für sie fest: "Ich bin eine Zehnerin - nur eben mit der 25."

Zu Hammon gibt es übrigens eine Parallele. Auch die schaffte es nicht in ein absolutes Top-Team, die US-Auswahl, fand jedoch eine Alternative. Als sie in Russland ab 2007 für ZSKA Moskau spielte, nahm sie auch die russische Staatsbürgerschaft an. Und mit dem russischen Team feierte sie Olympiabronze 2008 in Peking.

Was ist für Nadja Prötzig mit den Lions möglich? Das Meisterschaftshalbfinale wie mit ihr 2009? "Mein Mindestanspruch sind die Playoffs. Dann sehen wir weiter. Aber zunächst müssen wir uns finden. Wir stehen ja noch am Anfang."

Irgendwie gilt das auch für sie.