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Australier im Flatterparadies

Von Michael Deutsch 30.11.2007, 17:32

Halle/MZ. - Australien ist das Land der Vögel: Jeder kennt den Wellensittich und den Kakadu. Aber es gibt weit aus mehr Arten zu entdecken, jetzt auch im Bergzoo, im neuen begehbaren Australien-Gehege. Neben dem Haupteingang, dort wo einst der Anbau der Reilschen Villa stand, wurde für rund 180 000 Euro ein Flatterparadies für Spitzschopf- und Diamanttauben, Rosella-, Nymphen-, Sing-, Penant- und Wellensittiche gebaut. Obwohl die meisten der "Australier" von der Heimtierhaltung bekannt sind, "ist das Gehege ein Anziehungspunkt", sagt Tierpflegerin Petra Strecker. Das liege daran, dass die Vögel hier ein komplett anderes Sozialverhalten an den Tag legten. Sie sind viel lebendiger als daheim der "Bubi" auf der Sitzstange. "Wellensittiche sind Schwarmvögel", sagt Strecker und bleibt den Beweis dafür nicht schuldig. Fliegt einer der Bubis los, flattern plötzlich alle hinterher; fängt einer an zu streiten, krächzen alle mit; findet einer Futter, kommen die anderen angeflattert. In ruhigeren Momenten spielen die farbenfrohen Stimmakrobaten miteinander und verwöhnen sich durch gegenseitiges Füttern.

Viel relaxter dagegen sind die Diamanttauben, die wegen ihrer zierlichen Statur auch Diamanttäubchen genannt werden. "Sie sind zusammen mit den anderen Ziervögeln aus dem Vogelpark Marlow (Mecklenburg-Vorpommern) gekommen", erzählt Strecker. Die kleinen gurrenden Piepmätze, die kaum an die robusten Haustauben erinnern, haben sich schon prächtig eingelebt. "Sie brüten, obwohl noch gar keine Zeit dafür ist", meint Strecker.

Eine oft gestellte Frage, warum es keine roten Wellensittiche gibt, kann Strecker mühelos beantworten. "Die Vögel besitzen keine roten Farbpigmente in den Federn. Auch Kreuzungsversuche mit anderen Vögeln zur Züchtung roter Wellensittiche blieben erfolglos." Ganz klar: Wellensittiche sind für Menschen daheim oft eine Bereicherung - andersherum ist dies nicht immer der Fall, sagt die Zoomitarbeiterin. "Vögel, gleich welcher Spezies, sollten immer paarweise gehalten werden. Sonst vereinsamen sie." Kein Tierliebhaber könne schließlich 24 Stunden am Tag für das Tier da sein. Das Rupfen des Gefieders oder das versuchte Füttern des Spiegels, der bei Wellensittichen oft als Spielzeug im Käfig hänge, deute auf Langeweile und gestörtes Sozialverhalten hin. Auch seien die Vögel durch Bewegungsarmut in Gefangenschaft häufiger verfettet.

Apropos Gefangenschaft: "Auch Besucher sperren sich häufig im Australien-Gehege ein, oder zumindest glauben sie das", erzählt Strecker. Dann werde das Personal um Hilfe gerufen und an den Türen gerüttelt. "Es sieht aber nur so aus, als wäre die Tür des Geheges von innen nicht mehr zu öffnen. Doch der kleine viereckige Knauf an der Tür ist in Wirklichkeit eine Klinke.

Der Bergzoo öffnet zur Winterzeit täglich von 9 bis 16 Uhr.