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Adventskalender Adventskalender: Nach Mitternacht wird Ofen geheizt

Von Diana Dünschel 10.12.2002, 18:46

Wallwitz/MZ. - Draußen ist es klirrend kalt, während der Wallwitzer Bäckermeister Hendrik Mahrenholz im T-Shirt in der mollig warmen Backstube steht. Dick einmummeln? Das Eis von den Autoscheiben kratzen? Das braucht er nicht, denn von der Wohnung zum Arbeitsplatz geht der 35-Jährige nur die Treppe hinunter.

Beneidenswert? Vielleicht auch nicht, denn sein Wecker klingelt um 0.45 Uhr. Kurz danach beginnt für den gebürtigen Nauendorfer der Arbeitstag mit dem Anheizen des Ofens und dem Kuchenbacken. Brot, Kleingebäck und Brötchen liegen frisch und warm hinter der Ladentheke, wenn gegen 5.45 Uhr die ersten Kunden kommen, die von seiner Frau Antje Mahrenholz bedient werden. Besonders gefragt seien die Eierschecke nach original Leipziger Rezept, die Streuselschnecken und Mischbrot aus Sauerteig ohne chemische Zusätze, das auch Allergiker bedenkenlos essen könnten, verrät sie.

Schlag auf Schlag geht es in den hinteren Räumen derweil weiter, denn in der Vorweihnachtszeit hat das Team, zu dem auch eine Gesellin und drei Lehrlinge gehören, viel zu tun. Dann gibt es vom Bäckermeister nicht nur Hexenhäuschen, Lebkuchenherzen, Honigkuchen und Plätzchen, sondern natürlich Stollen. Fünf Sorten hat der Geschäftsinhaber seit Oktober im Angebot: Hausmacher-, Mandel-, Butter- sowie Mohnstollen und solche, die für Diabetiker geeignet sind. Bei den Rezepten hat sich Hendrik Mahrenholz, der eigentlich zur See fahren wollte, viel von seinem Lehrmeister abgeguckt.

Doch er achtet auf Trends: "Die Kunden möchten einen leichteren Teig, der fruchtiger und saftiger ist. Im Gegensatz zu früheren Jahren verwende ich jetzt wesentlich mehr Rosinen und Mandeln", lässt sich der 35-Jährige in die Karten schauen. Wenn die Stollen "abgedrückt", also in die richtige Form gebracht sind, kommen sie für 45 Minuten in den modernen Ofen, in dem sich die Bleche drehen. Der Wahl-Wallwitzer braucht nur das Programm für Stollen einzugeben. Auch die Siloanlage in der Backstube ist hochmodern, während sich der Meister beim Drehhebelkneter für den Brot- und Brötchenteig auf gute alte Technik verlässt.

Einen Bäckerladen gibt es in der Götschetalstraße der Gemeinde schon seit 1906, Familie Mahrenholz übernahm ihn 1990. Seitdem kamen drei Geschäfte und ein mobiler Verkaufswagen hinzu. Ein weiterer Laden in Nauendorf ist in Planung, und neue Ideen ergänzen die Angebotspalette. Seit kurzem gibt es Muffins, und ab dem Frühjahr sollen die gerade bei jungen Leuten beliebten Donuts verkauft werden.

Auch wenn die Familie beispielsweise in puncto Urlaub zurückstecken muss, zeigt sich das Ehepaar doch zufrieden. "Es macht uns Spaß, und mein Mann ist Bäcker aus Leidenschaft", betont Antje Mahrenholz.